Küstenwälder von Mecklenburg-Vorpommern: die Rostocker Heide
„Der Wald gehört zu den besten Tankstellen, wo man seine Batterien wieder aufladen kann.“
© Ernst Ferstl (*1955), Österreichischer Lehrer und Schriftsteller
Nachdem ich im Rahmen des Aktionstages „Internationaler Tag der Wälder“ bereits den Artikel „Ostsee trifft Wald — Die Küstenwälder von Mecklenburg-Vorpommern” veröffentlicht habe, möchte ich nochmals genauer die dort erwähnten Küstenwälder im Einzelnen vorstellen. In diesem Artikel stelle ich den Küstenwald Rostocker Heide vor.
Ich und die Rostocker Heide
Der Name sorgt vielleicht für Verwirrung, aber bei der Rostocker Heide handelt es sich hauptsächlich nicht um eine Heide, sondern um ein Waldgebiet.
Dieses Waldgebiet habe ich 2020 zum ersten Mal mit dem Rad erkundet. Es gab kein bestimmtes Ziel, sondern ich wollte einfach mal eine Radtour in einem mir bisher unbekannten Gebiet machen.
Ein ganz besonderer Küstenwald
Natürlich sind alle Küstenwälder in Mecklenburg-Vorpommern etwas Besonderes. Doch die Rostocker Heide hebt sich von den anderen Wäldern ab mit einem Fakt von den anderen ab. Dank ihrer Größe von etwa 6000 Hektar, ist die Rostocker Heide der größte Küstenwald Deutschlands.
Er erstreckt sich an der Ostseeküste von Wiederort bei Graal-Müritz bis zum Breitling, eine langunenartige Erweiterung der Unterwarnow bei Warnemünde.
Der heilende Wald
Wer durch den Küstenwald spazieren geht, wird die Stille bemerken. Das tut nicht nur für die Seele gut, sondern auch das gesamte Klima, das hier herrscht, ist gesundheitsfördernd.
Hier heißt es einfach mal richtig durchatmen.
Dank der kühlen Seeseite, der dahinter liegenden windgeschützten Waldseite und das dahinter liegende Bereich landeinwärts herrscht hier im Rostocker Wald ein intensiver Luftaustausch – vor allem wenn an den Tagen frische Seeluft in den Wald hineinweht. Die in den Wald hineingewehte Seeluft wird durch die Bäume gefiltert und ist daher nicht nur pollenarm und rein, sondern auch angereichert mit Mineralstoffen und Spurenelementen der Seeluft. Daher ist ein Spaziergang in der Rostocker Heide nicht nur für Allergiker eine Erholung.
Daher ist Graal-Müritz nicht nur ein Ostseebad, sondern auch ein Seeheilbad, wo man sich die besondere Luft zu nutzen macht. So wurden in der Rostocker Heide 10 Thalasso-Kurwege eingerichtet mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden eingerichtet.
(Thalasso = Behandlung von Krankheiten mit kaltem oder erwärmtem Meerwasser, Meeresluft, Sonne, Algen, Schlick und Sand)
Kleine Historie
Einst war das Gebiet der Rostocker Heide ein Jagdgebiet und Holzreservoir für den Bau von Schiffen und Häusern. Heutzutage wird es als Naherholungsgebiet von Fahrradfahrern und Wanderer genutzt.
Geologie
Entstanden ist die Rostocker Heide als Stau- und Sammelbecken in der Spätphase des Weichseleiszeit (ca. 12.500 – 10.000 Jahre), als sich die Gletscher wieder nach Norden zurückzogen. Diese Becken sind durch mehrere Phasen entstanden, allerdings ist ihre genaue Entstehung noch unklar. Sicher ist aber, dass durch das Abschmelzen der Gletscher, Schmelzwasserflusssysteme entstanden, die sich zu Becken sammelten. In diesen Becken sammelt sich dann Sand an.
Das Gebiet der Rostocker Heide ist mehr als zu ¾ von Sanden bedeckt. Die oberste Schicht ist eine nahezu homogene Sandschicht. Dieser Sand stammt aus dem einem der Schmelzwasserabflüsse, des spätglazialen Warnowstals.
In den Sandgebieten eingebettet liegen einzelne Moore. Große Moorgebiete findet man in den Naturschutzgebieten „Heiligensee und Hütelmoor”, „Radelsee” sowie nördlich von Hinrichshagen. Diese Moorgebiete entstanden alle im Holozän (Beginn vor 11.700 Jahren).
Paläontologie
Innerhalb des Waldes der Rostocker Heide kann man eher schlecht nach Fossilien oder interessanten Gesteinen suchen. Auch der Strand bei Graal-Müritz bietet nicht viele Funde, da es sich hier um einen nahezu reinen Sandstrand handelt, der sehr beliebt bei Touristen ist. Wer Fossilien oder interessante Gesteine finden möchte, sollte auf Naturstrände wie z.B. auf der Insel Poel ausweichen.
Fauna und Flora
Das Waldgebiet der Rostocker Heide besteht nahezu zu gleichem Anteil an Nadel- und Laubbäumen, wobei der Anteil der Nadelbäume etwas überwiegt. Zu den Nadelbäumen, die man hier antreffen kann, gehören Kiefern, Fichten, Lärchen und Douglasien. Eiche, Buche und Birke sind dagegen, die Laubbäume, die hier den Anteil von 48 % des gesamten Waldes ausmachen.
827 Hektar von den etwa 6000 Hektar der Rostocker Heide sind Moore, Schilfgebiete und Wiesen. Zu den besonderen Pflanzen, die hier wachsen, zählt die Eibe und die Stechpalme. Auch fleischfressende Pflanzen wie der Sonnentau fühlen sich in der Rostocker Heide wohl. Zudem gibt es hier unzählige Orchideenarten zu bewundern.
Und da es sich auch bei der Rostocker Heide auch um eine Heide handelt, sollte die Besenheide (Calluna vulgaris) – als charakteristische Heidepflanze – nicht unerwähnt bleiben.
Bei der Fauna gibt es ebenfalls eine große Vielfalt zu entdecken. So lieben in der Rostocker Heide der Marder, Fuchs und Dachs, Reh-, Dam- und Schwarzwild. Auch Rotwild, z.B. der Rothirsch (Cervus elaphus) ist hier zu Hause, da er auf große freie Lebensräume angewiesen ist. Mit etwas Glück und Geduld kannst du sowohl den Iltis oder das Wiesel beobachten.
Vogelfreunde können hier den Seeadler als auch Graureiher, Kraniche beobachten. Und auch der Eisvögel – die „fliegenden Edelsteine“ fühlen sich hier wohl.
Die Naturschutzgebiete in der Rostocker Heide
Seit 1996 ist die gesamte Rostocker Heide als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Innerhalb dieses Gebietes liegen drei Naturschutzgebiete: Heiligensee und Hütelmoor, Schnaterman und Radelsee.
Verhalten in der Rostocker Heide
Natürlich kannst du den Küstenwald Rostocker Heide erkunden. Aber bedenke, das es sich hier um ein Naturschutzgebiet handelt, daher solltest du ein paar Hinweise beachten:
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- Achte beim Betreten des Küstenwaldes auf die Naturschutzgesetze
- Der Wald kann sowohl zu Fuß oder mit dem Fahrrad betreten werden
- Der Strandabschnitt kann zu jeder Tageszeit betreten werden
- Betreten des Naturschutzgebietes ist immer auf eigene Gefahr
- Gehe im Wald nicht kreuz und quer, sondern nutze die offiziellen Wege
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Impressionen
Durch den Küstenwald Rostocker Heide führen mehr als 60 Kilometer markierte Rad- und Wanderwege. Die Wege sind vorwiegend befestigte Waldwege.
Touren und Tipps // Rostocker Heide
Allgemeine Tipps
Anfahrt
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- Regionalzug (für Fahrradfahrer): Haltestelle Bahnhof Rövershagen und Rostock Torfbrücke
- Regionalbus (für Wanderer ohne Auto) : Bushaltestellen Rövershagen Grundschule, Markgreifenheide Strandresort und Rostock Torfbrücke
Schwierigkeitsgrad und Wegbeschaffenheit
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- hauptsächlich Waldwege, teilweise sandig
- für Familien und Wanderanfänger geeignet
Einkehrmöglichkeiten
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- Bei Gelbensande gibt es die Einkehrmöglichkeit Mayers Hausstelle
- In Markgreifenheide und in Rövershagen gibt es Einkehrmöglichkeiten
Wander-/Radtour: Entdeckerpfad Biologische Vielfalt
– Die beste Möglichkeit den Küstenwald mitsamt seiner Natur zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden –
Anfahrt
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- Regionalzug (für Fahrradfahrer): Bushaltestelle Rövershagen, Weg in Richtung Köhlerhof folgen, weiter geradeaus bis zur Station Entdeckerpfad Biologische Vielfalt
- Regionalbus (für Wanderer ohne Auto) : Bushaltestelle Rövershagen Grundschule, Weg in Richtung Köhlerhof folgen, weiter geradeaus bis zur Station Entdeckerpfad Biologische Vielfalt, etwa 10 Minuten Fußweg
Quellen und lesenswerte Links
Hier findest du weiteren Lesestoff über die Rostocker Heide:
- Rostocker Heide – Text – mvnet.de
- Flora & Fauna in der Rostocker Heide
- Psychological effects of forest environments on healthy adults: Shinrin-yoku (forest-air bathing, walking) as a possible method of stress reduction – PubMed (nih.gov)
Warst du schon einmal in der Rostocker Heide? Welchen Eindruck hat der größte Küstenwald Deutschlands auf dich gemacht?
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