Hallo da draußen

Eiszeit-Tour: Wandertour um den Tiefwarensee

„Where the glacier meets the sky, the land ceases to be earthly, and the earth becomes one with the heavens; no sorrows live there anymore, and therefore joy is not necessary; beauty alone reigns there, beyond all demands.“

© Halldór Laxness (*), isländischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger

Es war Ende März. Die Temperaturen stiegen in den zweistelligen Bereich und ich fühlte diese Sehnsucht nach draußen zu gehen und dort für ein paar Stunden zu verweilen – sei es mit dem Rad oder mit Rucksack und Wanderstiefeln. Nach dem (für mich immer zu langen) Winter vermisste ich die Natur.

Dem Winter wollte ich Ade sagen und den Frühling mit offenen Armen empfangen und damit auch meine diesjährige Rad- und Wandertour-Saison einleiten. Das geht aber nicht zu Hause, sondern dafür musste ich schon vor die Tür gehen.

So kam die Idee zu den „Eiszeit-Touren”. Ich wohne schließlich in einem Bundesland, das von den Eiszeiten geprägt wurde, warum also nicht mal unter diesem Motto Touren planen und durchführen? Schnell waren drei Touren – zwei Wandertouren und eine Radtour – passend zum Thema „Eiszeit” erstellt. Und das Osterwochenende, das in diesem Jahr auf das letzte März-Wochenende fiel, fand ich ideal, um mein diesjähriges Wander- und Radtourenjahr zu beginnen.

Eiszeitlehrpfad Tiefwarensee

Für Karfreitag wählte ich als Auftakttour den Eiszeitlehrpfad Tiefwarensee aus. Der etwa acht Kilometer lange Lehrpfad verläuft einmal rund um den Tiefwarensee, der sich nordöstlich am Stadtrand von Waren (Müritz) befindet.

Der Lehrpfad zeigt anhand von Informationstafeln geologische Besonderheiten der Endmoränenlandschaft, die man auch unmittelbar vor Ort beobachten kann. Zum Pfad zählt auch ein Abstecher zu einem Aussichtsturm.

Ankunft Waren (Müritz)

Mit dem Regionalzug erreiche ich am späten Vormittag den Bahnhof Waren (Müritz). Von dort gehe ich direkt in Richtung Tiefwarensee. Der Himmel ist grau und es sieht danach aus, dass es bald regnen wird. Ich hoffe allerdings, dass es nur beim grauen Himmel bleibt und ich nicht nass werde.

In Waren (Müritz) war ich sowohl beruflich als auch privat schon einige Male gewesen. Dank der idealen Lage an der Müritz mit seiner herrlichen Natur ist die Stadt ein beliebter Ausgangsort für Wander- und Radtouren. Aber auch in der Stadt gibt es einiges zu sehen und erleben. Zudem ist die Stadt ein anerkannter Luftkurort und Soleheilbad.


Blick auf Waren

Der eigentliche Routenverlauf des Eiszeitlehrpfad ist gegen den Uhrzeigersinn, doch ich entscheide mich dem Uhrzeigersinn zu folgen, um so die Route zu absolvieren. Die Stationen sind zwar nummeriert, doch man muss der Nummerierung nicht streng folgen, da jede Station ein eigenes Thema behandelt.

Am Westufer entlang

So startet für mich der Eiszeitlehrpfad bei der Station 14: Der Mühlenberg. Hier lerne ich einiges über die Geschichte des Mühlenbergs und wie es zur heutigen Gestaltung des  Halbinsel unterhalb des Mühlenbergs kam. Zudem erfahre ich hier, dass der Mühlenberg aus Sanderflächen besteht. Unter „Sander” versteht man breite, schwach geneigte schwemmfächerähnliche Aufschüttungen, die vor dem Eisrand eines Gletschers gebildet wurden. Sie bestehen allgemein aus Sanden, Kiesen und/oder Geröllen.


Eine Seite der Pommerschen Wiese

Ein sumpfiger Abschnitt erwartet mich bei der Station 13. Hier auf dem Weg kann ich zu beiden Seiten auf die „Pommernwiese„ blicken. Jetzt Ende März gibt es noch nicht viel zu sehen. Eher vertrocknetes Gras. Doch die Infotafel verrät mir, das hier seltene Pflanzen wie z. B. das Dreiblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) wachsen. Ich führe meine Wanderung fort. Vorbei an Buchen, die unmittelbar am Ufer wachsen, halte ich zuerst wieder an, als ich den Seebalkon Amsee erreiche.


Steg mit Überdachung

Einige Meter ragt der Steg ins Wasser hinein, der an seinem Ende überdacht ist und damit zu jeder Jahreszeit einen idealen Ort zu Verweilen anbietet. Auch Angler scheinen den Platz zu schätzen, denn ich begegne zwei von ihnen. Jetzt sind es nur noch wenige Gehminuten, bis ich die Nordspitze und damit die Hälfte der Runde geschafft habe.

Die Nordspitze vom Tiefwarensee

Vorbei an einer weiteren Wiese, die eher einem Sumpf gleicht, nähere ich mich dem nördlichsten Punkt dieser Wanderung. Doch statt jetzt sofort die zweite Hälfte in Angriff zu nehmen, setze ich meinen Weg noch weiter nach Norden fort. Ein Aussichtsturm lockt. Auf einer Anhöhe stehend erhoffe ich mir einen guten Überblick über mein Wandergebiet. Ich passieren auf dem Weg ein kleines Areal mit Geschiebe jeglicher Größe. Einige der Gesteine wurden sogar als Steinmännchen errichtet.


 

Das Wetter ist trüb. Grau. Immerhin es regnet nicht. Dennoch, den Tiefwarensee, eingebettet in der hügeligen Moränenlandschaft, ist ein wunderbarer Anblick. (Das Titelbild zeigt den Ausblick)

Ich verweile ein wenig und genieße die Aussicht. Kaum zu glauben, das hier einst vor vielen tausend Jahren Gletscher lagen und das Land mit einer mehreren Metern dicken Eisschicht bedeckten.

Am Ostufer entlang

Die zweite Hälfte der Tour steht nun an, als ich vom Turm heruntersteige. Ich folge weiter der Streckenführung und erreiche einen Rasthütte. Hier steht auch einen weitere Tafel vom Eiszeitlehrpfad. Der als „Der Ratskamp” betitelte Ort erzählt von der einstigen Lage der nordischen Gletscher während der letzten Eiszeit (Weichsel-Eiszeit). Hier zwischen den Buchen im Westen und dem Werder im Osten lag ein Gletschertor. Das aus dem Tor herausfließende Schmelzwasser floss in Richtung Süden, an der Stelle, wo heute der Stadtgraben in den Tiefwarensee mündet.

Am Ostufer des Tiefwarensees entlang, lerne ich dank einer Tafel, dass ich gerade die Wolfsschlucht passiere. Der Name stammt wohl aus der Zeit der Romantik. Beim Gehen auf dem schmalen Pfad bemerke ich die steilen Hänge mit seinen dichten Buchen, die hier wachsen.

Auf dem Waldboden fallen mir besonders die purpurfarbenen Leberblümchen (Hapatica nobilis) ins Auge. Sie bedecken ein Teil des Waldbodens und bieten somit eine schöne Abwechslung zu den Brauntönen, die das Bild zurzeit beherrschen.



Ich nähere mich der Südspitze des Werders, wo die nächste Infotafel bereits auf mich wartet. Ich erfahren dort, dass die Halbinsel zwischen Tiefwarensee und Melzer See als „Schwalbenberg” bezeichnet wird. Hier beginnt auch das Naturschutzgebiet „Ostufer Tiefwaren – Falkenhäger Bruch“. Charakteristisch für dieses Naturschutzgebiet sind seine Bruchwälder mit Birken- und Kiefernbewuchs. Aber auch Sumpfdotterblume und Pfeifengras sind hier heimisch. Kranich, Eisvogel und Beutelmeise gehören zu den markanten Brutvogelarten, die man hier beobachten kann.

Meine Runde um den Tiefwarensee näher sich langsam dem Ende. An der Station „Der Eiskeller am Stüde“ bietet sich mir ein imposanter Blick auf die Stadt Waren und auf den Tiefwarensee. Unterhalb der Aussichtsplattform befindet sich der ehemalige Eiskeller, der von 1870 bis in das beginnende 20. Jahrhundert als Lagerraum für Eisblöcke genutzt wurde.


Blick von der Aussichtsplattform bei der Station „Der Eiskeller am Stüde“

Eiszeitroute beenden – und was Waren (Müritz) sonst noch bietet

Nachdem ich die die Station am Eiskeller aufgesucht hatte, war quasi damit meine Runde um den Tiefwarensee und damit auch der Eiszeitlehrpfad absolviert. Ich hatte aber noch einiges an Zeit. So entschied ich mich noch das Müritzeum aufzusuchen, um dort ein oder zwei Stunden zu verbringen (Es wurden mehr als zwei Stunden!) und anschließend habe ich noch dem Hafen einen Besuch abgestattet.

Mein Fazit zum Eiszeitlehrpfad

Das Eiszeitlehrpfad ist ein toller Rundweg, der abseits des Rummelns in der Altstadt von Waren verläuft. Man lernt einiges über die Regionalgeologie kennen und kann selbst anhand der Informationen seine eigenen Beobachtungen machen. Zudem lernt man auch einiges über die Historie der Stadt Waren (Müritz) kennen.

Und wem der Eiszeitpfad nicht genug ist – er ist ja „nur“ 8 Kilometer lang bietet Waren (Müritz) noch allerhand Möglichkeiten die Stadt und die Natur in der Region zu erkunden. So habe ich nach Abschluss der Runde, dem Müritzeum einen Besuch abgestattet und bin danach noch zum Hafen gegangen.


Blick auf das Müritzeum

Weitere Impressionen der Wanderrunde


Steckbrief zu „Eiszeit-Tour: Wanderrunde um den Tiefwarensee”

Wegbeschaffenheit

teilweise Asphalt, teilweise befestigter Uferweg

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Regionale Züge fahren nach Waren (Müritz)

Einkehrmöglichkeiten

Direkt am Warensee gibt es folgende mögliche Einkehrmöglichkeiten

Home | Hotel Am Tiefwarensee (hotel-am-tiefwarensee.de)

Ansonsten gibt es in der Stadt Waren einige Einkehrmöglichkeiten


Quellen und lesenswerte Links

Die Links wurden zuletzt am 29.04.2024 aufgerufen.


Warst du schon einem auf dem Eiszeitlehrpfad unterwegs gewesen? Was hast du dabei gelernt? Welche Beobachtungen konntest du machen?

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