Hallo da draußen

Zungenbrecher, Drachenstadt und „die Geliebte”

„Drachenstadt”

Einer von vielen Beinamen der Stadt Ljubljana

Klein aber fein. Ohne viel Superlative und Schnickschnack. Nahezu schüchtern zeigt sich Ljubljana – die Hauptstadt Sloweniens – die übersetzt „die Geliebte” heißt.

Im Slowenischen gleicht der Namen nahezu einem Zungenbrecher, doch der Name „Ljubljana” (Bitte einmal nachsprechen!) sollte jedoch nicht davor abschrecken, dieses europäische Hauptstadt-Kleinod einmal zu besuchen. B. und ich haben es jedenfalls getan.

Nicht nur der Titel zur Umweltstadt Europas 2016 hat unser Interesse an der Stadt geweckt, sondern einfach weil Ljubljana und das ganze Land Slowenien als Reiseland doch noch recht unbekannt ist.

Dabei gibt es hier ganz viel an (Erd-)geschichte, Natur und sogar etwas Mystik zu entdecken. Denn der Wächter der „Geliebten” ist der „Ljubljanki Zmaj” – der Laibacher Drachen.


Drache von LjubljanaDer Laibacher Drache ist überall. Sogar auf dem Gulli-Deckel


Geologie von Slowenien …

Slowenien hat mehrere tausend Meter hohe Berge, geheimnisvolle Moore, weite Ebenen und eine etwa 46 Kilometer lange Küste an der Adria – und das alles auf einem relativ kleinen Raum. Und so verhält es sich auch mit der Geologie.

Obwohl die heutige Landschaft von Slowenien hauptsächlich vor 10.000 Jahren durch Gletschern und der darauffolgenden Warmzeit geprägt wurde, sind die ältesten Gesteine Sloweniens mit einem Alter von etwa 500 Millionen datiert. Einige Wissenschaftler gehen sogar von einem noch höheren Gesteinsalter aus.

… und Ljubljana

In Ljubljana beschränkt sich ihre geologische Vergangenheit zwischen 316,5 Millionen bis etwa 305 Millionen Jahren. Wir befinden uns hier im Westfalium, ein Zeitabschnitt des Erdzeitalters Karbon (ca. 359 bis 299 Millionen Jahre).

Das Karbon wird auch als das „Kohlezeitalter” bezeichnet. In dieser Zeit wurden durch das Ansteigen des Meeresspiegels weite Landflächen mit dichten Wäldern überflutet. So kam es zur Bildung von weitflächigen Kohlesümpfen. Zudem herrschte ein tropisches Klima, das die Bildung der Kohlesümpfe zusätzlich förderte.

Wer sich für die Geologie im Raum Ljubljana interessiert, sollte die Standseilbahn zur Burg – auch „Laibacher Schloss” genannt – nehmen. Die Burg thront seit etwa 900 Jahren über die Stadt, doch erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden Funde von Pflanzenfossilien am Burghügel von Ljubljana entdeckt und beschrieben.

Bei der oberen Standseilbahnstation erwartet einem eine kleines Museum zur geologischen und paläntologischen Geschichte von Ljubljana. Der Museumseintritt ist im Preis für die Standseilbahn bereits inbegriffen.

Im Museum wird die geologische Zusammensetzung des Faltengebirges von Posavje, zu denen auch der Burghügel des Laibacher Schlosses gehört, anschaulich erklärt und dargestellt. Der Burghügel ist der westlichste Fundort der paläozoischen Flora des Posavje-Faltengebirges und ist damit ein wichtiger Fundort zur Erforschung der euroamerikanischen Pflanzengemeinschaften im Oberkarbon sowie deren Verbreitung.

Zu den bedeutenden Fossilfunden, die im Museum ausgestellt sind, gehören baumartige Schachtelhalme (Calamites), Bärlapppflanzen (Lycopodiopsida), Samenfarne (Pteridospermae) und baumartige Samenpflanzen (Cordaites).

Unterwegs in Ljubljana

Einst führte durch die Stadt Ljubljana seine wichtigste Hauptverkehrsader: die Slovenska cesta. Sie war über 2000 Jahre lang eine wichtige Verkehrsroute und verband in der Antike als Teil der „Europäische Bernsteinstraße” den Mittelmeerraum mit dem Norden Europas.


Strasse in Slowenien
Fahrradweg südlich von Ljubljana

Doch seit 2003 ist die Slovenska cesta nur für Fußgänger, Radfahrer und den Busverkehr freigegeben. Aber das ist nur einer der vielen Beispiele, dass in Ljubljana eine Mobilitätswende stattfand.

Der beste Weg, die wilden und grünen Seiten von Ljubljana zu erkunden ist entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad.

Unterwegs mit Fahrrad

Wer kein eigenes Fahrrad besitzt, kann sich bei den unzähligen Hostels oder bei der Touristen-Information ein Fahrrad leihen.

Mein Tipp: Fahrrädern bei der Touristeninformation ausleihen – denn diese sind einfach top! Deren Fahrräder haben ein Korb am Lenker (seeeehr praktisch!!!) und sehr stabile Reifen (noch praktischer!!!). Diese überstehen sogar längere Fahrten auf Kieswegen ohne Probleme.

Eine weitere Möglichkeit um zu einem Fahrrad zu kommen, ist das Selfservice-Fahrradverleihsystem „BicikeLJ”. Diese City-Bikes stehen an automatischen Ausleihstationen. Um diese zu nutzen, muss man sich vorher auf der Webseite anmelden. Hierzu wird eine Kreditkarte benötigt.

Ist die Anmeldung erfolgt, kann es auch schon losgehen. Die erste Stunde ist dazu noch kostenlos.


Fahrrad
Fahrräder des Verleihsystems Bicike(Lj)

Unterwegs mit eingeschränkter Mobilität

Doch was ist, wenn man nicht so gut zu Fuß ist und kein Fahrrad fahren kann?! Kein Problem – für alle, die in ihrer eigenen Mobilität eingeschränkt sind oder einfach weder gehen noch Fahrrad fahren wollen, gibt es den „Kavalir”.

Ein Kavalir ist ein Elektroauto-Mitnahmeservice und dient zur kostenlosen Beförderung von Personen innerhalb der Altstadt von Ljubljana.


Taxi Ljubljana
Ein Kavalir unterwegs

Die Fahrer halten immer dort an, wo man möchte, sofern der Haltepunkt sich nicht außerhalb vom Altstadtkern befindet. Da diese Autos höchstens 25 km/h fahren, ist ein spontanes Zu- und Aussteigen während der Fahrt möglich.

Unterwegs mit Elektroauto

Wer ein eigenes Elektroauto besitzt, wird in Ljubljana keine leeren Batterien befürchten müssen. Im gesamten Stadtgebiet von Ljubljana gibt es Ladestationen (s. Bild unten).


Elektroauto
Tankstationen für Elektroautos

Eine hilfreiche Karte mit allen aktuellen Ladestationen innerhalb von Ljubljana findest du hier (Stand 2022).

Mestni park Tivoli (Tivoli-Park)

Wer lieber dem Getummel in der Altstadt entliehen möchte, empfehle ich den Tivoli-Park. Es ist die größte Parkanlage von Ljubljana, die bis in die Stadtmitte hineinreicht.

Diese Parkanlage ist ursprünglich eine Zusammenfügung von zwei Parkanlagen – eine Idee des Ingenieurs Jean Blanchard.


Park Slowenien
Blick in den Tivoli Park

Heute hat der Tivoli-Park eine Fläche von ungefähr fünf Quadratkilometern. Gestaltet ist der Park mit Kastanienalleen und Blumenfeldern und durch zahlreiche Statuen und Brunnen ergänzt. Im Park findet man allerhand Spazierwege und sogar einen Trimm-dich-Pfad, der am Fuß des Berges „Šišenski hrib” beginnt und über dem Berg verläuft.

Neben den vielen Pflanzen und Gewächsen kann man natürlich auch ein paar Tiere entdecken. Die Eichhörnchen sind wohl die auffälligsten Bewohner im Park. Sie sind recht zutraulich und essen auch mal Nüsse direkt aus der Hand.

Für den Kunstliebhaber bietet der Park regelmäßige Kunstausstellungen im Freien an, die auf den breiten Hauptwegen gezeigt werden.

Botanischer Garten und Arboretum

Wem der Tivoli-Park nicht grün genug ist, der sollte den Botanischen Garten und das Arboretum besuchen. Der Botanische Garten befindet sich am südlichen Ende des Burghügels, auf dem die Burg von Ljubljana steht.

Von seiner schönsten Seite zeigt sich dieser Garten im Frühjahr und im Herbst, wenn dort eine herrliche Blüten- und Blätterpracht zu sehen ist. Doch eigentlich ist zu jeder Jahreszeit der Botanische Garten einen Besuch wert.


Blume
Blütenpracht

Der Botanische Garten wurde bereits 1810 gegründet und zählt damit zu den ältesten botanischen Gärten in Europa. Er umfasst eine Sammlung von 4.500 Pflanzenarten und -unterarten, wovon ein Drittel der heutigen Pflanzenwelt von Slowenien gezeigt wird. Die restlichen zwei Drittel sind Pflanzen aus dem restlichen Europa und anderen Kontinenten.

Für die slowenische Pflanzenwelt spielt der Botanische Garten eine entscheidende Rolle, da hier wissenschaftliche Arbeit und Forschung betrieben wird. Auch bietet man hier ein breites pädagogisches Programm für Schulklassen an.

Direkt südlich vom Botanischen Garten befindet sich das Arboretum „Volčji Potok”. Es ist etwa 80 Hektar groß und zeigt rund 2.500 Arten und Sorten an Bäumen und Sträuchern. Die Pflanzensammlung ist in einem landschaftlichen Stil angelegt und gut erhaltene und seltene Pflanzengesellschaften sind hier zu beobachten.

Das Arboretum „Volčji Potok” wurde 1952 von der Universität in Ljubljana gegründet, davor befand es sich im privaten Besitz. Die Besitzer gestalteten mehrere Parkflächen um das barocke Schloss, das im 2. Weltkrieg völlig zerstört wurde. Die noch erhaltenen Parkanlagen erklärte man dann 1950 zum Kultur- und Naturerbe mit nationaler Bedeutung.

Ljubljansko barje („Laibacher Moor”)

Im Südwesten von Ljubljana erstreckt sich ein Moorgebiet mit einer Fläche von etwa 160 km². Nach der letzten Eiszeit bildeten sich durch den Rückgang der Gletscher im heutigen Moorgebiet ein See, der vor 3.500 Jahren austrocknete. Dennoch waren weite Bereiche sumpfig geblieben. Das Moor entstand.


Moor bei Ljubljana
Fahrradtour durch das Laibacher Moor

Innerhalb des Moores befindet sich ein Natura-2000-Gebiet (ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten innerhalb der EU) und ein Landschaftsschutzpark.

Innerhalb dieses Landschaftsschutzparks befinden sich einige Naturdenkmäler und Naturschutzreservate, darunter das bekannte „Iški morost” („Iška-Moor”). Das ist ein Gebiet, das speziell für den Wachtelkönig (Crex crex), der einzigen europäischen Rallen-Art, eingerichtet wurde.

Den größten Teil des Moorgebietes kann man per Fuß oder per Rad erkunden, denn die Wege sind gut ausgebaut, so dass man nicht befürchten muss, nasse Füße zu bekommen oder irgendwo im Moor zu versinken.

Die Grüne Hauptstadt

Seit der Gründung des Staates im Jahre 1991, hat sich Slowenien zu einer richtigen Umwelt- und Naturschutzperle innerhalb von Europa entwickelt. Neben der autofreien Altstadt, vielen Ladestationen für Elektroautos und die Möglichkeit überall mit dem Fahrrad hinzukommen, ist strikte Mülltrennung und auch sanfter Tourismus ebenfalls ein großes Thema.


Umwelthauptstadt
2016 war Ljubljana Umwelthauptstadt

Diese und viele weitere „grüne” Maßnahmen haben dazu geführt, das Ljubljana 2016 zur Grünen Hauptstadt (auch: Umwelthauptstadt) Europas gewählt wurde. Die Europäische Kommission verleiht diesen Preis seit 2010. Ljubljana kann sich jetzt zu den bisherigen Gewinnern wie z.B. Stockholm, Hamburg und Kopenhagen einreihen.

Der Preis dient dazu bewährte Maßnahmen in Sachen Umwelt- und Naturschutz in Städten zu fördern. Zudem kann es Vorbild für andere Städte sein und letztendlich ist es auch schön zu sehen, wie die Slowenen ihre grüne Maßnahmen aktiv (aus)leben.

Das sollte ein Vorbild für uns alle sein.


Weitere Quellen und interessante Links

Hier findest du interessanten Lesestoff über das Land Slowenien und seine Hauptstadt:

Die Links wurden zuletzt am 28.02.2022 aufgerufen


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