Fossilien der Insel Poel – Eine kleine Einführung
„Kleine Schätze am Strand des Lebens erzählen uns wunderbare Geschichten.”
© Angelika Emmert (*1968), Standesbeamtin
Neben der Vielfalt an Geschieben aus Skandinavien findet man auch allerhand Fossilien an den Stränden der Ostseeküste.
Die Insel Poel gehört jedoch nicht zu den typischen Sammellokalitäten, wo besonders viele Fossilien zu finden sind. Im Gegenteil, man kann hier am Ostseestrand nahezu von einem „leer gesammelt” sprechen. Dennoch, wer Geduld und Zeit mitbringt, kann durchaus noch ein paar schöne Funde machen. Natürlich gehört immer ein Quäntchen Glück dazu.
Ich stelle hier ein paar Fossilien vor, die man definitiv noch häufig auf Poel finden kann. Gefunden habe ich sie am Westkliff von Timmendorf und am Strand vom Schwarzen Busch.
Hinweis: Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll nur einen Einblick auf die Fossilien der Insel Poel geben. Doch wer weiß, welche Funde ich in Zukunft noch machen werde. 😉
Belemniten
Nahezu jeder kennt dieses Fossil unter den Namen „Donnerkeil“. Einst glaubte man, dass die Donnerkeile Reste von Blitz-Geschossen des westgermanischen Donnergottes Donar seien.
In Wirklichkeit handelt um die Spitze eines länglich geformten Innenskeletts („Rostrum“) eines 10-armigen Kopffüßlers. Ihr Aussehen ist gut mit dem der heutigen Kalmaren vergleichbar.
Der „Donnerkeil“, der fachmännisch als „Belemnit“ bezeichnet wird, hatte die Funktion als Gegengewicht zum relativ schweren Kopf und Armen zu dienen. Dadurch war auch eine horizontale Lage zum Schwimmen möglich. Die Belemniten, die man am Strand von Poel findet, stammen hauptsächlich aus der Kreidezeit (145 – 66 Millionen Jahre) .
Vollständige Skelette von Kopffüßler auf Poel zu finden sind eine Seltenheit, während aber man recht häufig Donnerkeilstücke findet. Nahezu bei jeder Sammel-Tour auf der Insel Poel, finde ich immer ein Stück Donnerkeil.
Auch Bruchstücke von Donnerkeilen sollte man sich genauer anschauen. Denn findet man eine Reihe auffälliger Löcher in den Rostren, hat man sogar ein zweites „Fossil“ gefunden. Diese Löcher sind fossile Bohrspuren eines Bohrschwammes der Gattung Cliona.
Seeigel
Seeigel haben sich im Verlaufe der Evolution nicht sonderlich verändert. Daher ist es recht leicht, einen fossilen Seeigel zu erkennen.
Seeigel sind anhand ihrer runden gewölbten Form und durch eine strahlenförmige Zeichnung auf der Oberfläche zu erkennen. Bei meinen Poeler Funden ist die Zeichnung oft schwer auszumachen, doch ihre Form ist eindeutig erkennbar. Bei einem Fund (s. Bild: linkes Fossil) ist sogar die Mundöffnung zu erkennen.
Üblicherweise haben Seeigel-Fossilien keine Stacheln aufzuweisen, da diese nach dem Tod des Tieres abfallen, weil sie nur durch Muskelfasern an den Körper des Tieres verbunden sind. Doch sollte man das Gestein, in dem der Seeigel eingebettet ist, näher untersuchen. Es ist nämlich möglich, einzelne Stacheln zu finden.
Da die bisherigen Funde im Feuerstein eingebettet sind, haben auch diese Funde – wie bei den Belemniten – ein kreidezeitliches Alter.
Brachiopoden
Sie sehen aus wie Muscheln, sind aber nicht mit ihnen verwandt. Brachiopoden bilden eine eigene Tiergruppe – die „Brachiopoda“ und es gibt noch heutige einige wenige Arten. Ihre Lebens- und Nahrungsweise entspricht zwar den der Muscheln; d. h. sie filtern ihre Nahrung aus dem vorbeiströmenden Wasser heraus, doch ansonsten gibt es einige Unterschiede.
Ein eindeutiges Merkmal, das die Brachiopoden von Muscheln unterscheidet, ist ihr Stielloch. Brachiopoden besitzen einen muskulösen Stiel, mit dem sie sich am Boden festheften können. Auf Deutsch werden daher diese Tiere auch als „Armfüsser“ bezeichnet. Ihr Stiel dient der Fortbewegung innerhalb ihrer Wohnröhren, die sie im sandigen Schlamm mithilfe ihrer Schalen graben.
Die beiden Fundstücke sind jeweils zwei verschiedene Arten von Brachiopoden. Neben dem gut erkennbaren Stielloch beim großen Exemplar, ist bei beiden Funden sogar ein Teil der Schale erhalten.
Skolithos
Neben den Belemniten gehört Skolithos zu den häufigsten „Fossil“-Funden, die man auf der Insel Poel machen kann. Beliebt sind Funde, deren Röhren und Schichtung des Gesteins eine rot-braune Farbe ausweisen.
Hierbei handelt es sich nicht um ein Fossil im eigentlichen Sinne, sondern nur um die Spuren eines Tieres, die sich fossil erhalten haben. Je nachdem bei welchen Gesteinen man diese Spuren findet, spricht man auch z. B. von einem „Skolithos-Sandstein“ oder „Skolithos-Quarzit“.
Die auffälligen röhrenförmige vertikalen Gebilde stammen vermutlich von suspensionsfressenden Würmern. Auch auf der Gesteinsoberfläche sind rundliche Gebilde ein Hinweis auf diese Fressbauten.
Die hier dargestellten Skolithos-Funde stammen aus dem Kambrium und weisen geschätzt ein stolzes Alter zwischen 515 – 530 Millionen Jahren auf. Damit gehören diese „Fossilien“ zu den ältesten Funden, die man in Deutschland machen kann.
„Bunte Mischung“
Zwischen der Gemeinden Gollwitz und „Am schwarzen Busch“ finde ich immer wieder Geschiebe, die eine ganze Reihe von Fossilien beinhalten. Diese Funde bezeichne ich persönlich als „bunte Mischung“.
Bei dem folgenden Bild könnte es sich um Anschwemmungen oder Massengräber von Fossilien handeln. Das hier gezeigte Stück stammt (vermutlich) aus Gotland und ist folglich aus dem Silur (ca. 420 Millionen Jahre).
Im Ausschnitt des Fundstücks sind gut die länglichen Crinoidestiele und vereinzelte Stielglieder zu erkennen.
Neben diesen Funden sind im Gestein auch Einzelkorallen und Bryozoen eingebettet. Die letztgenannten Funde sind aber nur mit einer Lupe erkennbar.
Hast du schon einmal Fossilien am Strand gefunden? Wo hast du sie gefunden?
Oder du hast ein Fossil gefunden, aber du weißt nicht, was es ist?
Dann frag mich einfach. Ich helfe gerne.
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