Von Lübeck nach Boltenhagen – Wandern auf dem Fernwanderweg E9
„Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.“
© Laozi, legendärer chinesischer Philosoph
Ende Januar hatte ich mir mal einen Tag in der Woche mal genommen. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits eine ganze Weile her, dass ich eine lange Wanderung unternommen habe.
Meine letzte große Tour müsste ein paar Wochen, wenn nicht sogar ein paar Monate zurückliegen. Und die Ostsee?! – Die habe ich auch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.
Ich war also reif. Nicht reif für die Insel, sondern für das Wandern. Und nicht nur einfach reif für eine einfache Wandertour, die nur ein paar Stunden dauert. Nein – ich wollte für einen ganzen Tag mal wieder auf den Beinen unterwegs sein. Zudem wollte ich die Ostsee wieder sehen.
Warum also nicht beides – Wandern und Ostsee – miteinander verbinden?
Nach kurzer Recherche wurde ich auch fündig. Ein Fernwanderweg mit der einfachen Bezeichnung „E9“ wurde mein Wahl. Hierbei wählte ich die Etappe von Lübeck-Travemünde nach Boltenhagen aus.
Eine Etappe mit 30 km Streckenlänge?! Das schaffe ich.
Was ist der „E9“?
Der Fernwanderweg mit der Bezeichnung „E9“ verbindet die Küsten Europas miteinander. Das heißt, er verläuft vom Atlantik über die Nordsee bis zur Ostseeküste. Sein alternativer Name ist daher auch „Internationaler Küstenweg Atlantik-Ostsee“.
Der gesamte Weg beträgt etwa 5000 km Länge und führt von der Küste Portugals über die Küste am Atlantik und der Nordsee bis einschließlich an der Küste der Ostsee in Deutschland und Polen bis nach Estland entlang. Man kann ihn sowohl per Rad als auch zu Fuß bewältigen.
In Deutschland verläuft der E9 von der ostfriesischen Küste über Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern bis zur polnischen Grenze bei der Insel Usedom. Die deutsche Route wird dabei von drei Wanderverbänden betreut.
Ich habe mich für eine Etappe, die durch Mecklenburg-Vorpommern verläuft, entschieden. Sie beginnt bei Lübeck-Travemünde und verläuft an der Ostseeküste nach Boltenhagen entlang. Diese Etappe entspricht dabei der ersten von insgesamt 14 Etappen (einige Quellen auch 15), die man für die gesamte Strecke von etwa 400 km durch Mecklenburg-Vorpommern bewältigen muss. Sie verlaufen hauptsächlich an der Ostseeküste entlang. Betreut wird der Streckenabschnitt in Mecklenburg-Vorpommern durch den Deutschen Wanderverband.
Damit ist meine Wandertour klar. Startpunkt: Travemünde; Ziel: Boltenhagen.
Startpunkt: Lübeck – Travemünde
Frühmorgens geht es mit dem Regionalzug nach Lübeck – genauer gesagt zur Haltestelle Travemünde Hafen. Travemünde ist ein Stadtteil der Hansestadt Lübeck und zählt zu den beliebtesten Stränden an der Ostsee. Doch der Strand ist natürlich nicht mein Ziel.
Bei der besagten Bahnstation ausgestiegen, beginnt nun mein Weg zu Fuß. Ich gehe an einigen Fachwerkhäusern und an der St. Lorenzkirche vorbei zum Fährhafen, wo ich auf die Priwallfähre warten muss.
Lange muss ich nicht warten. Ich habe Glück und bei meiner Ankunft kommt direkt eine Fähre in meine Richtung. Ein Ticket für die Überfahrt löse ich schnell am Automaten, der unmittelbar bei der Anliegerstelle der Fähre steht.
Die Priwallfähre stellt die direkte Verbindung zwischen Lübeck-Travemünde und Priwall dar. Da es eine Autofähre ist, ist es auch möglich, sowohl mit dem Auto als auch mit Fahrrad hinüber zu fahren. Natürlich sollte man hierbei nicht vergessen, ein extra Ticket dafür zu lösen.
Der Priwall is eine etwa 3 Kilometer lange Halbinsel, die an der Travemündung liegt. Entstanden ist er vor einigen tausend Jahren, als der Meeresspiegel noch höher war als heute. Am Brodtener Steilufer wurde der Sand abgetragen und strömungsbedingt nach Südosten transportiert, wo er sich an der Stelle des Priwalls ablagerte. Dadurch wurde die Mündung der Trave schmaler, die ursprünglich etwa 2,5 Kilometer betrug.
Mit Hilfe der Priwallfähre überquere ich die nun die weitaus schmalere Mündung der Trave. Die Überfahrt dauert nur wenige Minuten. Größere Passagierschiffe fahren an uns vorbei. Es ist doch einiges los auf dem Wasser. Ich bin allerdings einer der wenigen Fahrgäste, die zu dieser morgendlichen Stunde die Fähre nutzt.
Auf dem Priwall
Auf dem Priwall angekommen, führt mich der E9 nach Norden am Ufer des Priwalls entlang. Hier gehe auf der Priwallpromenade entlang
Wenige Anlegestellen für Boote auf der linken Seite, während auf der rechten Seite einige „Duckdalben“ – ehemalige Eichenpfähle – die aufgrund eines Befalls von Bohrmuscheln ausgemustert und anschließend von der Künstlerin Sabine Klupsch aufgearbeitet und als Kunstobjekt aufgestellt wurden. Diese Kunst möchte in symbolischen Bildern die besondere geographischen Lage und die Geschichte des Priwalls erläutern.
Weiter geht es zum Hafen von Travemünde, wo zurzeit nur ein einziges Schiff vor Anker liegt. Es ist aber nicht nur ein Schiff, es ist die „Passat“. Die Passat ist ein Viermast-Stahlbark und das wohl bekannteste Schiff, das hier vor Anker liegt.
Einst ein aktives Schiff auf dem Meer, wird die Passat mittlerweile als Museumsschiff als auch ein Übernachtungs- und Veranstaltungsort genutzt und liegt daher dauerhaft im sogenannten Passathafen von Travemünde vor Anker.
Weiter geht es auf dem Priwall durch einen kleinen Park, der mich zum Dünenweg führt. Hier geht es durch eine Ferienhaussiedlung. Die Ostsee ist zu meiner Linken in greifbarer Nähe.
Es ist ruhig hier. Menschen sehe ich keine, aber in wenigen Monaten sieht es hier anders aus, wenn die Urlaubssaison beginnt; da wird es hier von Menschen nur so wimmeln.
Die innerdeutsche Grenze
Nachdem ich den Priwall hinter mir gelassen habe, befinde ich mich nun im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet. Hier steht ein Gedenkstein, der an die ehemalige Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, erinnert und mahnt, das Deutschland „nie wieder geteilt“ sein sollte.
Eine Informationstafel lässt hier noch einmal die DDR-Zeit im ehemaligen Grenzgebiet zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein lebendig werden.
Es ist gerade einmal 30 Jahre her, das die Berliner Mauer fiel und damit der „Eiserne Vorhang“. Davor war es für viele Menschen noch undenkbar gewesen, die Grenzen zwischen Westdeutschland und der DDR zu überschreiten. Umso mehr schätze ich es, dass ich überall innerhalb Deutschlands reisen kann.
Auf dem Kolonnenweg
Es geht weiter geradeaus bis ich zu einer Kreuzung komme. Hier führt links ein Strandzugang zur Ostsee, während es für mich weiter geradeaus geht. Das ist der Anfangspunkt des ehemaligen Kolonnenweges, der nahezu parallel zur Küstenlinie verläuft.
Hier beim Rastpunkt steht auch eine Stele, die Teil des Projektes „Grenzenlos – von Lübeck nach Boltenhagen“ sind. Diese Stelen informieren über den historischen Bezug zum jeweiligen Standort der Stele. Zudem kann man sich auf einer einfachen Karte orientieren, wo man sich gerade befindet und wo weitere Stelen stehen. Auch regionale Themenwanderwege sind eingezeichnet.
Die Stele mit dem Namen „Pötenitz-Priwall“ informiert den interessierten Besucher über das ehemalige streng bewachte Grenzgebiet am Priwall, das hier – inklusive des Todesstreifen – bis zur Wende 1989 existierte.
Nach dieser kleinen historischen Exkursion, geht es für mich auf dem Kolonnenweg weiter. Die Ostsee höre ich war links von mir, doch ein dicht bewaldeter Strandwall mit Birken versperrt mir die Sicht auf die baltische See. Recht von mir sehe ich nahezu flache Ebene. Ich sehe Wiesen und Felder. Aber jetzt zu der Jahreszeit scheint dort nichts außer Gras zu wachsen.
Im Naturschutzgebiet „Küstenlandschaft zwischen Priwall und Barendorf mit Harkbäkniederung“
Den Kolonnenweg entlang zu gehen hat eine nahezu meditative Wirkung auf mich, denn ich muss mich nicht auf den Weg konzentrieren. Es geht nur geradeaus. Meine Gedanken wandern mit und zeitweise denke ich überhaupt nichts. Selten konnte ich so gut abschalten. Zumal bin ich auch bisher keinem Menschen begegnet. Ich habe den Wanderweg für mich alleine.
Auch der Anblick der Landschaft überfordert einen nicht. Sanfte Hügel und nur wenige Siedlungen sind in der Landschaft auszumachen. Die menschliche Zivilisation scheint hier ganz weit weg.
Nur langsam verändert sich die Landschaft auf meinem Weg. So erreiche ich einen Waldabschnitt, den ich durchquere und dann werde ich doch durch einen Holzbohlenweg nahezu überrascht. Solche Wege kenne ich bisher nur von Feucht- oder Sumpfgebieten.
Und siehe da, der Bohlenweg führt mich tatsächlich durch eine Feuchtwiese, wo ich auch den ersten Bach auf meiner Tour entdecke. Es ist die „Harkenbäk“; ein unverbauter Bach, der hier bei Barendorf in die Lübecker Bucht mündet.
Die Harkenbäk gehört zum Naturschutzgebiet „Küstenlandschaft zwischen Priwall und Barendorf mit Harkenbäkniederung“, in dem ich jetzt mich gerade mittendrin befinde. Dabei handelt es sich um ein Naturschutzgebiet, das etwa 580 Hektar groß ist.
Die Harkenbäkniederung ist eines der drei Teilgebiete, woraus das Naturschutzgebiet zusammengesetzt ist. Entstanden ist diese Niederung als Tunneltal. Ein Tunneltal entsteht durch Schmelzgewässer unterm Gletschereis, die durch ihre abtragende Wirkung einen Tunnel („Tunneltal“) bzw. eine glaziale Rinne entstehen lassen.
Diese glazialen Rinne sind Bestandteil der Grundmoränenlandschaft, die hier in Mecklenburg-Vorpommern typisch ist. Doch auch in anderen ehemals vereisten Gebieten kann man glaziale Rinnen finden.
Die raue Schönheit zwischen Klützer Winkel, Dassower See und Trave
Der Weg hat sich geändert, nicht die Richtung – es geht weiterhin geradeaus – aber die Beschaffenheit. Asphalt. Den Radfahrer wird es freuen, ich bin aber per Pedes unterwegs und Asphalt gehört nicht zu der Wegbeschaffenheit, auf die ich gerne wandere; aber nun gut, eine andere Möglichkeit den E9 zu erwandern habe ich nicht.
Der Asphaltweg führt mich weiter an der Ostseeküste entlang und einige Strandzugänge locken mich zum Strand. Die Landschaft ist hier weitgehendes offen. Der Strand wird durch einen Wall mit Baumbewuchs geschützt, während ich auf der linken Seite Äcker und Felder sehen kann, wobei die Sicht ab und an von einem dichten Baum- und Buschbewuchs gehindert wird.
Bei einem kleinen Spielplatz entdecke ich die Baustelle, wo zurzeit eine „Fischerkate“ (mittelniederdeutsch: Fischerhütte), die – laut einem Schild – als Ostsee-Umweltbildungsstätte dienen soll.
Zudem soll es ein ökologisches Holzhaus werden (was man darunter auch immer verstehen mag) , das ganzjährig geöffnet sein wird. Hm, ich bin gespannt, wie das fertige Haus mit Inneneinrichtung wohl aussehen wird.
Ich komme an einem der vielen Schlossgüter vorbei, wofür Mecklenburg-Vorpommern als „Land der 1000 Seen und Schlösser“ bekannt ist. Es ist das das Schlossgut „Gross Schwansee“.
Eine im 18. Jahrhundert im barocken Stil errichtete und im klassizistischen Stil umgebaute Gutsanlage. Eine Allee weist direkt den Weg zum Herrenhaus, das seit 2004 als Hotel und Tagungszentrum genutzt wird. Ich gehe aber an dem Schlossgut vorbei.
Naturwaldreservat Brooker Wald
Eines der Natur-Highlights auf dieser Wandertour ist der Brooker Wald. Ein Schild verweist darauf, das man sich in einen Naturschutzgebiet befindet, doch nicht das Schild, sondern der Weg fällt mir sofort ins Auge.
Sobald man den Wald betritt, betritt man auch einen mit Moos bewachsenen Pflastersteinweg. Etwas ungewöhnlich in einem Waldreservat einen so derart befestigen Weg zu bauen – aber diese Abwechslung ist mir ganz lieb. Immerhin ist es kein Asphalt.
Der Grund für diesen Weg liegt in seiner Geschichte. Der Weg wurde einst von den Grenztruppen der DDR genutzt und daher baute man den Waldweg als Pflasterweg aus. Heutzutage ist es der einzige offizielle Weg, der durch das Waldreservat führt – und daher auch diesen nur nutzen sollte.
Das Waldreservat „Brooker Wald“ ist ein etwa 51 Hektar großes Naturschutzgebiet, wo hauptsächlich ein alter Laubwaldbestand aus Erlen (Gattung Alnus), Eschen (Gattung Fraxinus) und Rotbuchen (Fagus sylvatica) geschützt werden. Da die Bäume noch keine Blätter ausgetrieben haben, fehlt es irgendwie an dem Zauber eines richtigen Waldes. Doch eine gewissen Wildheit und Unberührtheit kann man dennoch erkennen.
Der Waldbestand ist zwar an der Küste recht dicht bewachsen, dennoch hat man die Möglichkeit ab und an auf die Ostsee zu blicken.
An einer Stelle kann man sogar bis fast zur Kliffkante gehen und man hat dort eine freie Sicht auf die baltische See. Eine Absperrung hält aber einen zurück herunterzufallen. Dennoch sollte man aufpassen wo man steht, denn die Kliffs sind aktive Küstenkliffs, die unter dem Einfluss der Ostsee erodiert und zurückversetzt werden. Dadurch kann es zu Abbrüche der Kliffkante kommen. In dem Moment möchte man dann nicht auf der Kliffkante stehen.
Etwas regionale Geschichte
Kaum habe ich den Brooker Wald verlassen, stehe ich wieder auf einem Asphaltweg. Weiter geht es wieder durch eine flachwellige Landschaft. Ich begegne eine weitere Station des Weges „Grenzenlos – von Lübeck nach Boltenhagen“.
Hier werde ich auf das „Musennest“ aufmerksam gemacht. Ein Stelle auf einer Anhöhe, auf der einst drei Bauernhöfe standen. Erkennen kann man davon nichts mehr – jedenfalls nicht vom Weiten, aber eine Umzäunung und das Naturschutzgesetz halten mich davon ab, die Rest des Bauernhauses näher zu betrachten. Ich kann es nur auf der Anhöhe erahnen, wo einst die Höfe standen.
Die Steilklippen von Klütz Höved
Es geht weiter auf dem Asphalt. Hier kann man den Anblick der Landschaft genießen. Ich erreiche langsam den höchsten Punkt der Steilklippen, auf den ich gehe.
Ein Strandzugang verweist mit einem Schild auf die Steilklippen. Mein erster richtiger Abstecher zum Strand. Der Himmel ist bedeckt und ich bin die einzige Person am Strand, der rau und ursprünglich wird. Hier befinden sich auch die höchsten Klippen der mecklenburgischen Küste.
Man sollte sich hier nicht zu nah an der Steilklippe bewegen, da es immer wieder zu Abrutschungen oder Abbrüchen der Steilküste kommen kann.
Die Gesteinsmassen werden dann aufgearbeitet und der Sand wird durch die östliche Strömung in der Ostsee bis nach Boltenhagen transportiert und lagert sich dort ab. Direkt an der Küste von Klütz Höved bleiben dann nur eiszeitliche Geschiebe und Findlinge liegen, die man hier sehr zahlreich findet.
Ein kleiner Umweg
Ich verlasse den Strandabschnitt und setzten meine Weg fort. Da fängt es an zu Regnen. Mist! Ich beginne statt normal zu gehen, einen Gang schneller zu laufen. Quasi ab durch die Mitte, doch da finde ich auch noch meine Weg versperrt. Der Zustand des Kolonnenweg ist wohl hier so schlecht und gefährlich für Besucher, das man diesen Abschnitt für Besucher komplett abgesperrt hat.
Augen zu und durch. Denn jetzt kommt ein Schauer herunter.
Doch so schnell wie er gekommen war, ist er auch schon wieder vorbei. Da habe ich Glück gehabt, denn hier an der Küste findet man nur selten einen Unterstand, wenn man auf einmal vom schlechten Wetter überrascht wird.
Auf meinem Weg finde ich einige Lochbetonplatte, die im Boden eingelassen wurden, vor. Diese Bodenplatten kenne ich bereits vom „Harzer Grenzweg“.
Wie im Harz, gehören auch diese Betonplatten zu den Überresten der ehemaligen DDR-Grenzsicherung. Ein kleines Metallschild verweist auf die Geschichte und ehemalige Funktion des Kolonnenweges.
Das letzte Stück
Mein Weg schlängelt sich entlang am Hochufer und ich bekomme tolle Ausblicke von der Ostsee und auch von dem Hochufer, das jetzt im frühen Abendlicht sich in einer besonderen Schönheit zeigt. In der Ferne kann ich sogar ein Stück eines Regenbogens ist zu erkennen. Das grenzt schon fast an Kitsch – aber ich finde es schön.
An einigen Stellen kann man auch nach unten zum Strand blicken. Hier sehe ich direkt am Ufer einige Pfeifenten (Anas penelope) entlang schwimmen.
Pfeifenten gehören zu den Winter- und Frühjahrsgästen an den mecklenburgischen Küste und zudem gehören sie zu den geselligen Entenarten, daher ist es kein Wunder, das ich einige Exemplare von ihnen sehe.
Trotz der Entfernung zwischen mir auf der Klippe und zu den Tieren, kann man beide Geschlechter noch gut unterscheiden.
Die Männchen sind gut am rotbraunen Kopf mit der an der weißen bis rahmgelben Stirn zu erkennen. Die Weibchen sind weniger auffällig gekennzeichnet. Sie tragen allzeit ein eher unauffälliges braunes Gefieder.
Der Name der Ente ist selbsterklärend. Ihr Ruf ähnelt einem kurzen Pfeifen.
Die letzten Meter
Boltenhagen ist nun nicht mehr weit. Weiter an der Ostseeküste entlang, führt mich der Trampelpfad schließlich zu einer asphaltierten Straße. Diesmal bin ich froh, eine zu sehen; bedeutet das doch, dass ich meine Wandertour so gut wie geschafft habe und mich jetzt wieder in der Zivilisation befinde.
Der letzte Kilometer meiner Tour führt mich durch Boltenhagen bis zum Kurhaus. Hier warte ich auf den Bus, der mich wieder nach Hause bringt.
Wow, 30 km Wanderweg liegen nun hinter mir. Meine Füße tun mir weh. Naja – sie haben auch eine ganze Weile noch nicht so lange wandern müssen.
Aber ich bin glücklich. Glücklich, mal ein Teil eines Fernwanderweges erwandert zu haben. Und einfach glücklich für einen ganzen Tag wieder draußen gewesen zu sein.
Fazit
Landschaftlich hat der Abschnitt Lübeck-Travemünde nach Boltenhagen einiges zu bieten, neben Waldabschnitten und offener Landschaften, bietet sich auch immer wieder hier die Gelegenheit zum Ostseestrand zu gehen oder über die Kliffkante in die Ostsee zu schauen.
Ich habe zwar den Streckenabschnitt zu Fuß absolviert, doch empfehle ich es eher mit dem Fahrrad zu tun. Der größte Teil des Weges besteht aus Asphalt. Eine Wegbeschaffenheit, die ich als Wanderer nicht gern bevorzuge. Da hat ein Fahrradfahrer deutlich mehr davon.
Dennoch möchte ich die Erfahrung nicht missen, denn hier ist man der Ostseeküste – wenn man ein Fan von ihr ist – immer ganz nah. Wer sich aber von der Ostseeküsten auch lösen kann, sollte die Gegend von Nordwestmecklenburg auch mal auf einer der vielen Themenwanderwege erkunden, die man auf dem Weg anhand von Schildern und Wegmarkierungen zahlreich vorfindet. Es lohnt sich sicherlich auch mal das „Innere“ von Nordwestmecklenburg zu erkunden.
Wer sich für die ehemalige DDR-Zeit und sich vor allem für die Geschichte des ehemaligen Grenzgebietes interessiert, kommt auf dem E9 voll auf seine Kosten. Auf dem Weg werden dank der Stelen des Projektes „Grenzenlos – von Lübeck nach Boltenhagen“ an viele historische Begebenheiten und Orte hingewiesen. Hier wird die DDR wieder für einen Moment lebendig.
30 km sind eine lange Wanderstrecke, doch aufgrund von den wenigen Höhenmetern, die man zu bewältigen hat, ist es auch für Wanderanfänger nicht sonderlich anstrengend und daher gut geeignet. Wer sich also zu ersten Mal sich im Fernwandern versuchen möchte, sollte diese Strecke zum „Probieren“ in Betracht ziehen.
Ab und an gibt es aber Streckenabschnitte, wo sich der Weg etwas zieht, doch das stört wenig. Es muss ja nicht an jeder Ecke ein Highlight auf einem warten. Der Streckenabschnitt des E9 bietet aber natürlich einige Highlights, Ausblicke und letztendlich den Ostseestrand an, doch das ist alles auf den 30 km sehr weit verteilt anzutreffen, so das man auch einfach einmal streckenweise nur „vor sich hinwandern“ kann. Und das ist doch – direkt an der Ostseeküste – auch sehr schön.
Steckbrief: Auf dem E9 – Etappe: Travemünde – Boltenhagen
Karte
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Hinfahrt: Mit dem Regionalzug nach Lübeck-Travemünde, Station „Travemünde Hafen“.
Rückfahrt: Mit dem Bus 240 in Richtung ZOB Wismar oder mit dem Bus 354 nach Grevesmühlen und von dort aus mit dem Zug zurück nach Lübeck
Einkehrmöglichkeit
Beim Schlossgut Schwansee gibt es eine Brasserie, Restaurant und Bar; da es aber gehobene Preisklasse ist, empfehle ich für die Wandertour ein Esspaket mitzunehmen
Wegbeschaffenheit
Am Anfang befestigter Feldweg, dann hauptsächlich Asphaltweg, ab Parkplatz Steinbek schmaler Feldweg; die gesamte Strecke man man per Rad oder zu Fuß absolvieren
Achtung: Nur der letzte Abschnitt ab dem Parkplatz Steinbeck ist eher zu Fuß als mit dem Rad zu empfehlen, da dieser nah an der Kliffkante verlauft und recht schmal ist. Hier sollte der Radfahrer weg von Küste und über Steinbeck, Redewisch Ausbau und Redewisch nach Boltenhagen fahren.
Quellen und lesenswerte Links
Warst du schon einmal auf dem E9 wandern? Welchen Abschnitt hast du genommen? Hast du den Weg per Rad oder zu Fuß absolviert?
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