37. HWN-Tour: Von Bad Sachsa nach Walkenried
„Ziehn Nebel scheu um Scheun‘ und Schober,
schöne Welt – schon ist Oktober.“© Unbekannt
Der letzte Tag von unserem HWN-Harz-3-Tage-Urlaub steht bevor – und natürlich werden wir auch heute wieder auf Stempeljagd gehen. (Die anderen beiden Touren kannst du hier und hier nachlesen). Mit „wir” sind B., meine Harzer Wanderbegleitung, und ich gemeint.
Unsere letzte Tour starten wir heute ganz entspannt, da sie diesmal nicht direkt in den Harz führen wird. Im Gegenteil – wir werden nur den Südrand des Mittelgebirges „ankratzen” und dort uns teilweise auf dem Karstwanderweg bewegen. Es warten acht entspannte Kilometer auf uns, die uns von Bad Sachsa über Neuhof nach Walkenried führen.
Byebye Bad Sachsa
Das Wetter im Südharz ist bei diesem Herbstwetter erwartungsgemäß nass und neblig. Doch für uns ist das kein Grund, nicht wandern zu gehen. So verlassen wir unsere Übernachtungsstätte in Bad Sachsa und gehen nicht zum Bahnhof, sondern folgen der geplanten Route in Richtung Süden nach Neuhof.
Dabei kreuzen wir die Route des Lehrpfades Schwiebachtal. Dieser Lehrpfad beginnt direkt am Bahnhof Bad Sachsa und verbindet einen Höhenwanderweg mit beeindruckenden Fernblicken über die Südharzlandschaft – bis weit ins Thüringische und sogar bis zum Brocken, den wir heute leider nicht sehen können. Zusätzlich informiert er uns mithilfe von Informationstafeln über spannende geologische und ökologische Besonderheiten, die hier auf dem Weg liegen.

Bei den Kranichteichen
Wir nähern uns der ersten Stempelstelle und können bereits in der Ferne die nächste Stempelstelle ausmachen: den Sachsenstein. Doch soweit sind wir noch nicht. Zuerst passieren wir die beiden Kranichteiche, die westlich von der Ortschaft Neuhof liegen. Auch hier kommen wir an einem Lehrpfad vorbei, der einmal um die beiden Teiche – „Oberer“ und „Unterer Kranichteich“ – führt und viel über die Vielfalt und Schönheit der Kulturlandschaft des Südharzes erzählt. Er bietet spannende Einblicke in die landwirtschaftliche Nutzung der Region.
Doch eine Begehung des Lehrpfades haben wir zeitlich leider nicht eingeplant. Daher suchen wir direkt unser eigentliches Ziel, die Stempelstelle „Historischer Gipsbrennofen“, auf. Diese ist schnell gefunden, denn die Lokalität und der bekannte dunkelgrüne Stempelkasten sind einfach unübersehbar.

Wie auf einem Präsentierteller direkt bei den Kranichteichen steht dieses Relikt vergangener Zeiten. Doch der Ofen ist nicht nur ein historisches Ausstellungsstück unter freiem Himmel, sondern er kann tatsächlich als Brennofen genutzt werden. Eine Tafel erklärt uns den genauen Ablauf, wie die Steine im Ofen gebrannt wurden. Zudem sei noch zu erwähnen, dass dieser Ofen einst im Rocogipswerk Dorste stand. Im Jahr 2006 wurde er abgebaut und an den Kranichteichen bei Neuhof wieder neu errichtet, wo er bis heute steht.
Durch Neuhof
Mit dem ersten Stempel des heutigen Tages gehen wir durch Neuhof. Das ehemalige Gipswerk hat diesem Ortsteil von Bad Sachsa einen gewissen Bekanntheitsgrad verliehen. Hier machen wir auch eine interessante Entdeckung.
Anders als bei herkömmlichen Denkmälern befindet sich dieses – ähnlich wie ein Skilift – in der Luft. Seit seiner Einweihung im Jahr 2002 erinnert es an die enge Verbindung von Neuhof mit dem Gipsabbau. Von 1939 bis 1962 transportierte die damalige Firma Börgardts den am Kranichteich gebrochenen Gips mittels einer Seilbahn zum Werk Kutzhütte.

Sachsenstein und Zwergenhöhlen
Von Neuhof aus machen wir uns auf den Weg nach Norden und folgen den Markierungen des Karstwanderwegs. Schon bald führt der Weg steil bergauf, denn die nächste Stempelstelle befindet sich oben auf dem Sachsenstein. Auf dem Weg nach oben werfen wir einen Blick auf die beeindruckende Steilwand des Sachsensteins, die etwa 30 Meter hoch ist.
Oben angekommen erwarten uns eine einfache Schutzhütte, ein Denkmal aus Gestein und selbstverständlich der dunkelgrüne Stempelkasten. Außerdem genießen wir den Blick auf Bad Sachsa mit dem Harz, der sich im Dunst im Hintergrund erhebt.

Der Sachsenstein ist hier schon etwas Besonderes. Nicht nur die Steilwand ist beeindruckend und ein beliebtes Fotomotiv, sondern hierbei handelt es sich auch um das Naturdenkmal Sachsensteinklippen und ist Teil des Naturschutzgebietes Sachsenstein-Priorteich.
Besuch bei den Zwergen
Mit dem zweiten Stempel im Stempelheft haben wir alle geplanten Stempelstellen für heute besucht. Aber damit ist unsere Wanderung noch nicht zu Ende.
Auf den letzten drei Kilometern gibt es nämlich noch einiges zu entdecken. Es geht also weiter über den Höhenrücken des Sachsensteins, durch einen besonderen Waldabschnitt, in dem Zwerge wohnen sollen.
Ja, richtig – hier auf dem Karstwanderweg in Richtung Priorteich kommen wir an einigen „Zwergenhöhlen” vorbei. Dabei handelt es sich natürlich nicht um die tatsächlichen Wohnstätten von Zwergen, sondern um ein besonderes geologisches Phänomen, das hier beobachtet werden kann.

Dabei handelt es sich einfach um eine Volumenzunahme bei der Umwandlung von Anhydrit in Gips, wobei das Anhydritgestein dadurch sich nach oben wölbte und somit die „Zwergenhöhle” bildete.
Karstgestein
Auf den letzten Kilometern bis zu unserem Ziel, dem Bahnhof Walkenried, verläuft der Weg nahezu durchgehend entlang der Bahnlinie, die Walkenried mit Bad Sachsa verbindet.
Ein paar Worte möchte ich noch über etwas verlieren, das uns bei dieser Tour sehr häufig begegnet ist: den Karst. Dabei handelt es sich um eine geologische Landschaftsformation, die durch die Lösung von Gestein durch Wasser entsteht und überwiegend von Kalkstein oder Dolomit geprägt ist.
Durch die chemische Reaktion von Wasser mit dem Gestein entstehen Hohlräume, wie beispielsweise Höhlen, Schluchten und Dolinen. Karstlandschaften sind oft durch eine typische Vegetation gekennzeichnet und haben eine hohe hydrologische Bedeutung, da das Wasser schnell versickert und unterirdische Flüsse sowie Quellen bildet.

Im Südharz findet man daher auch immer wieder mal einzelne Gipsgesteine am Boden liegen. Das Gestein hat eine glatte, leicht seidige Oberfläche und fühlt sich relativ weich an. Dank seiner geringer Härte (Mohs’sche Härtegrad 2) lässt es sich leicht mit dem Fingernagel ritzen. Auch fühlt es sich recht kühl an – kein Wunder, ist es doch ein Gestein, das Feuchtigkeit sehr gut speichern kann.
Während wir am Bahnhof Walkenried ankommen und die letzte Etappe unserer Tour hinter uns lassen, bleibt ein Gefühl der Erfüllung und Verbundenheit mit der einzigartigen Landschaft des Südharzes. Wir hatten ein paar schöne Tage im Südharz gehabt, auch wenn das Wetter nicht gerade das beste Wanderwetter war. Wir haben trotzdem unsere Wanderschuhe geschnürt und waren auf Entdeckungsreise. Vielfältigen Eindrücke – von imposanten Karstformationen bis hin zu den kleinen Details, die den Weg begleitet haben – machen die Wanderungen der letzten Tage unvergesslich.
Und wir freuen uns bereits auf die nächsten Touren, die uns ins nördlichste Mittelgebirge Deutschlands führen. Vielleicht bringt uns der Weg ja bald wieder zurück in das Karstgebiet des Südharzes, um weitere Schätze dieser einmaligen Landschaftsform zu entdecken.
Weitere Impressionen der Wandertour
Steckbrief
Wegbeschaffenheit
Zu Anfang Asphalt, dann ab Sachsensteinklippe naturbelassen, teils Waldweg. Einige Höhenmeter müssen bei der Sachsensteinklippe überwunden werden
Einkehrmöglichkeit
In Bad Sachsa und in Walkenried möglich
Aufgesuchte Stempelstellen (in chronologischer Reihenfolge)
Quellen und lesenswerte Links
Hier findest du einiges an interessanten Lesestoff zu Themen und Lokalitäten, die uns auf der 37. HWN-Tour begegneten:
- Ehemaliger Standort eines Gipsbrennofen-Nachbaus
- Die „Zwerglöcher“ bei Walkenried am Südharz
- Wandertipp: Lehrpfad Schwiebachtal (Bad Sachsa/Neuhof)
- Historischer Überblick, Lehrpfad am Kranichteich
- Der historische Gipsbrennversuch im Rocogipswerk Dorste
- Industriedenkmal Lorenseilbahn – Erinnerungsstätte an den Gipsabbau in Neuhof
- Naturschutzgebiet Priorteich / Sachsenstein
- Gips – Vorkommen und Verwendung, Lehrpfad am Kranichteich
Die Links wurden zuletzt am 28.04.25 aufgerufen.
Kennst du bereits den historischen Brennofen bei Neuhof? Hast du einmal die Zwergenhöhlen besucht? Oder die Klippen vom Sachsenstein bewundern können?
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