Hallo da draußen

30. HWN-Tour: Brocken und Rundwanderung bei Schierke

Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine

Angeblicher Gipfelbucheintrag des Dichters Heinrich Heine, als er den Brocken bestiegen hatte

Heute ist es soweit.

B. und ich wandern auf den höchsten Gipfel des Harzes (und der höchste Berg Sachsen-Anhalts): der Brocken.

Immer wieder haben wir auf unseren Wandertouren den Gipfel mit seinem charakteristischen Sendemast und der runden Kuppel des Brockenhauses gesehen. Jetzt ist es endlich unser Ziel! Wir freuen uns riesig, nur das Wetter trübt ein wenig diese Freude, denn es nieselt. Egal, wir gehen dennoch zum Brocken, Nieselregen wird uns nicht aufhalten.

Von unserem Hotel aus folgen wir zuerst den Wanderschildern, die uns auf die breite asphaltierte Brockenstraße verweisen. Der erste Teil der Wanderung wird also erstmal recht gemütlich verlaufen – da stört uns nicht mal das kalte Nass von oben.

Der Nationalpark Harz

Um in die Natur des Harzes einzutauchen, nehmen wir die Sandbrinkstraße. Ein schöner breiter Weg, der durch den Harzer Wald verläuft. Hier befinden wir uns im Nationalpark Harz, der 2006 durch den Zusammenschluss der Nationalparks in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gegründet wurde.


Von der Sandbrinkstraße kann man auf die Kalte Bode blicken

Der Wald ist wunderschön. Jetzt im Juni ist alles in einem schönen grün zu sehen. Da ein Fuchs! Und schon ist er wieder weg. So schnell, wie ich ihn entdeckt habe, ist er auch schon wieder im Wald verschwunden. B. beobachtet dagegen kleine Schmetterlinge, die hier überall umherflattern. Es rauscht, es zwitschert, es summt und es plätschert sogar bei uns, denn rechts von uns neben dem Wanderweg fließt die Kalte Bode.

Dieser Gebirgsfluss entspringt in einer Höhe von etwa 880 Metern, etwa 3 Kilometer südwestlich des Brockengipfels entfernt. Der Namenszusatz „kalt“ stammt daher, das die Kalte Bode tatsächlich etwa 2 Grad kälter ist im Gegensatz zur „Warmen Boden“ – ihrem um 2 Grad wärmeres Pendant.


Blick auf die Kalte Bode

Neben diesen natürlichen Geräuschen hört man in der Ferne die Brockenbahn ertönen. Das einzige Geräusch, das uns daran erinnert, dass die Zivilisation nicht weit entfernt ist.

Gemütlich geht es auf Sandbrinkstraße entlang, bis ein Wanderschild uns auf die Richtung zum Brocken hinweist, hier biegen wir zu den Schluftwiesen ab. Über eine einfache Holzbrücke überqueren wir die Kalte Bode.

Der Eckerlochstieg

Als wir die Schluftwiesen passiert haben, beginnt jetzt der wohl härteste Abschnitt dieser Wandertour. Eigentlich könnten wir auf der Brockenstraße, der asphaltierte Hauptweg zum Brocken, bleiben, doch dann würden wir eine Stempelstelle auslassen und das wollen wir ja nicht. Wir müssen also wohl oder übel den Teufelsstieg nehmen, denn die Verlockung einen Stempel zu bekommen ist größer als die Anstrengungen, die der Weg mit sich bringt.

Zähne zusammenbeißen und dann es geht schon den Teufelsstieg hinauf.


Sehr felsig wird es auf dem Eckerlochstieg

Sofort wir uns hier einiges klar, wie die nächsten Kilometer den Weg zu bestreiten sind. Es wird steil und es ist steinig – sehr steinig. Aber wir sind nicht die einzigen, die sich auf diesem steinigen und steilen Pfad nach oben begeben. Überraschen viele Wanderer klettern hier ebenfalls über Stock und Stein.

Auf dem Eckerlochstieg

Der Eckerlochstieg kreuzt mehrere Male die Brockenstraße. So entscheide ich mich mit B. doch einen Abschnitt auf dem asphaltierten Weg zu gehen. Hier begegnen wir auch dem Märchenpfad „Weißes Reh“.

Dieser Märchenpfad handelt vom jungen Albert, der sich auf eine spannende Reise durch den Nationalpark Harz begibt. Dabei wird an 6 Erlebnisstationen des etwa 5 Kilometer langen Wanderweges das Märchen vom „Weißen Reh“ erzählt. Die Kalte Bode begleitet uns dabei weiterhin ein Stück des Weges.


Die Kalte Bode (in Langzeitbelichtung)

Da erreichen wir endlich die Stempelstelle Eckerloch. Uff. Jetzt brauchen wir erstmal eine Pause.

Immerhin unseren ersten Stempel der heutigen Tour haben wir jetzt. Bei der Hütte, wo sich die Stempelstelle befindet, machen ebenfalls einige andere Wanderer ihre Pause. Nun, der Eckerlochstieg hat es wirklich in sich.


Auch Goethes Faust war hier am Eckerloch

Die letzten Meter bis wir wieder die Brockenstraße kreuzen, gehen wir auf einigen Holzstufen hinauf, aber dann haben wir auch erstmal den schwierigen Teil der Tour hinter uns gebracht.

Ankunft beim Brocken

Auf der Brockenstraße ist einiges los, denn viele Wanderer kommen uns entgegen, als wir unseren Weg auf dem breiten Asphaltweg fortsetzen.

Kurz bevor wir den eigentlichen Gipfel erreicht haben, erinnern Schilder und markierte Steine einst an die innerdeutsche Grenze, die beim Brocken von entlang verlief. In der DDR-Zeit war der Brocken ein Sperrgebiet und somit unerreichbar. Wahrscheinlich kommt daher die Faszination den Brocken, einst als verbotener Berg, einmal auf seinem Gipfel gewesen zu sein. Für mich ist es bereits das zweite Mal, das ich diesen Gipfel besteige. Vor einigen Jahren – während meines Geologie-Studiums – hatte ich eine Exkursion zum Gipfel gemacht.

Also wir am Brocken angekommen sind, gehen wir direkt zum Brockenhaus, wo der Stempelkasten mit der Nr. 9 steht. Juhu, der zweite Stempel ist im Heft.


Nebel auf dem Brocken lässt die Landschaft leicht schaurig erscheinen

Ein dichter Nebel umgibt dem Gipfel. Sich bei diesen Wetterverhältnissen auf dem Brocken umschauen, finden wir jetzt nicht so spannend. Zudem haben wir Hunger bekommen und so beschließen B. und ich beim Brockenwirt essen zu gehen. Dort ist einiges los, doch wir haben Glück und finden recht schnell noch einen Platz, wo wir erstmal in Ruhe sitzen und unser Mittagsmahl in Ruhe genießen können.

Entdeckungstour auf dem Brocken

Nach dem Mittagsmahl gehen wir wieder hinaus in Freie. Welche Überraschung! Es gab einen Wetterumschwung. Die grauen Wolken haben sich verzogen und jetzt sehen wir einen blauen Himmel mit ein paar Wolken. Die Sonne scheint. Prima!


Klare Sicht auf dem Brockengipfel

Jetzt lohnt sich eine Entdeckungstour auf dem Gipfel. Dazu gehört den höchste Punkt auf dem Brocken aufzusuchen. Auf einem Granitfelsen markiert eine Tafel mit der Höhenangabe 1142 m den höchsten Punkt (wobei die Höhe 1141 m ü. NHN richtig ist).

Doch das sind nicht die einzigen Informationen über den Brockengipfel. Eine weitere Tafel informiert über die Erdschwerebeschleunigung und über das größte vermessene Dreieck von Johann Carl Friedrich Gauß (1777 – 1855), der hier einst eine Landesaufnahme im Auftrag des königlichen Ministeriums des Innern im damaligen Königreich Hannover machte.


Der deutsche Dichter Heinrich Heine war einst Gast im Brockenhaus

Neben den ganzen Fakten, werden auch zwei Persönlichkeiten auf dem Brockengipfel mit Tafeln und Bildern geehrt: Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine.

Doch nicht nur Fakten, sondern auch Forschung wird auf dem Brockengipfel betrieben. Hierzu zählt die Haltung des Schau- und Versuchsgarten, wo über 1500 verschiedene Pflanzenarten wachsen. Die Höhe und die dadurch resultierenden besonderen Klimaverhältnisse machen diesen speziellen Garten möglich. Besucher können bei einer Führung mehr über diesen besonderen Garten erfahren.


Granitfelsen zieren den Versuchs- und Schaugarten auf dem Brocken

Natürlich habe ich hier auf dem Brocken auch ein Augenmerk auf die Geologie. Nur kurz am Rande gesagt: der Brocken besteht aus einem Granit – denn allein über die Geologie des Brockens zu reden, braucht es einen gesonderten Blogartikel.

Granit ist ein plutonisches Gestein, das heißt, ein Gestein, das einst Magma war. Aber statt das Magma an der Erdoberfläche gelangt ist (dann heißt es Lava), blieb es quasi in der Erde stecken, erkaltet dort und kristallisierte aus. So entsteht (grob gesagt) der Granit.


Ein Stück Brockengranit

Im Verlaufe der Zeit durch Verwitterungs- und Gebirgshebungsprozesse wurde dann dieses Gestein nach oben gedrückt und von seinem umgebenden Gestein teilweise befreit und so entstand letztendlich der Brocken.

Der Urwaldstieg

Es ist Zeit, den Brocken wieder zu verlassen. Hinunter auf die Brockenstraße folgen wir erstmal ihren Verlauf. Einen Abstecher machen wir beim Urwaldstieg. Auf diesem Lehrpfad geht man durch einen 300 Jahren nahezu unberührten Harzer Bergwald.


Auf einem Holzsteg geht es in den Harzer Urwald hinein

Hier werden wir auf Holzstegen durch den Wald geführt; begleitet von Weisheiten und Informationen auf großen Tafeln.

Nicht zu vergessen ist der Stempelkasten „Gelber Brink mit der Nr. 22, der hier beim Eingang des Urwaldstieges steht.

Zu den Zeterklippen

Nach dem kurzen Abstecher geht es zur nächsten Stempelstelle. Hierzu biegen in den Weißtannenweg ab und folgen der Wegmarkierung zu den Zeterklippen.

Diese markante Felsformation liegt auf dem Rennekenberg, etwa 930 m ü. NHN. Dort angekommen, besteigen wir eine kleine Eisenleiter und befinden uns somit direkt auf den Felsen. Eine fantastische Sicht bietet sich von hier über das umliegende Harzer Bergland. Natürlich sehen wir den Brocken, der nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt ist.


Auf den Zeterklippen

Nachdem wir den Ausblick genossen haben, geht es zu den nördlich von hier gelegenen Mittleren und Kleinen Zeterklippen. Diese Felsformation gehört wie auch die große Zeterklippen zu den Granitfelsen im Harz, die die typische Wollsackverwitterung aufweisen. Eine Erscheinung eines Verwitterungsprozesses, der nahezu überall hier im Harz bei großen Felsen zu beobachten ist.

Wegkreuzung Molkenhausstern

Über den Forstmeister-Sietz-Weg geht es zu der Stempelstelle Molkenhausstern, das eine Wald- und Wanderwegkreuzung ist. Hier kann man sich entscheiden, wohin es weiter gehen soll. Ein Wegweiser zeigt uns die Möglichkeiten an.

Der ungewöhnliche Name der Wegkreuzung beruht auf das Molkenhaus, ein Fachwerkhaus, das derzeitig der Verwaltung des Nationalparks Harz dient.


Auf dem Weg zur Wegkreuzung und Stempelstelle Molkenhausstern

Wir entscheiden uns wieder zurück nach Schierke zu gehen, aber das sind auch noch einige Kilometer, die wir dabei wandern müssen.

In Richtung Süden gehen wir auf einem recht abwechslungsreichen Weg entlang, der neben eine dem schönen grünen Harzer Bergwald mit dichten Tannen, auch tolle Aussichten in die Harzer Berglandschaft bietet.

Die Holtemme und Glashüttenwiese

Beinahe wären wir am nächsten interessanten Punkt vorbeigegangen, so unscheinbar ist es auf den ersten Blick. Doch zum Glück hat ein Schild uns am Weiterwandern gehindert.

Leicht zu übersehen: die Quelle der Holtemme

Die Holtemme. Dieser etwa 47 km lange Fluss ist ein Nebenfluss der Bode. Hier bei ihrer Quelle befinden wir uns in einer Höhe von etwa 862 m ü. NHN.

Es beginnt langsam zu dämmern, als wir die Glashüttenwiese erreichen. Bei diesem Punkt ist ein Wiesenstück mit einfachen Holzbalken umzäunt. In der Umzäunung geschützt kann man noch die Grundmauer der ehemaligen Glashütte sehen. 1824 wurde die Glashütte hier auf der Wiese errichtet, die jedoch nur bis 1843 Bestand hatte.



Diese Glashütte gehörte zu den sogenannten Waldglashütten und stellten dementsprechend ein besonderes Glas her: das Waldglas. Dieses Glas mit seiner leicht grünlichen Färbung besteht aus Quarz, Kalk, Alkalioxid und Metallen.

Die Glasproduktion stand in unmittelbarer Konkurrenz zum Bergbau und so erschöpfte sich der Brennstoff Holz. So ging der Holzvorrat und auch die Torfvorräte, die man als Ersatz nutze, zur Neige. So wurde diese Glashütte, die letzte Waldglashütte im Ostharz, 1843 für immer geschlossen. Damit wurde auch eine jahrhundertealte Tradition der Glasmacherkunst in Harz beendet.

Im Dunkeln bergab

Jetzt wird aber richtig dunkel. Wir sollten uns beeilen. B. und ich folgen den Hinweisen, die uns den Weg nach Schierke zeigen. Wir gehen dabei an der Stempelstelle Ahrensklint bewusst vorbei, denn in völliger Dunkelheit wollten wir jetzt nicht mehr im Harzer Bergwald herumwandern und nach einer Stempelstelle suchen. Für heute haben wir genug Stempelabdrücke gesammelt.

Zum Glück können wir gerade noch so den Verlauf des Pfarrstieges erkennen, der direkt nach Schierke führt. Wir passen auf, dass wir nicht fallen, denn es geht ganz schön bergab.

Wir sind froh als wir Gleise übertreten, so wissen wir, dass Schierke nun noch wenige Kilometer entfernt ist. Weiter folgen wir dem Verlauf des Pfarrstieges, biegen in Neuer Weg ab und kommen so direkt ins Zentrum von Schierke.

Geschafft! Es ist dunkel, wir sind kaputt aber auch glücklich. Nicht nur wegen der 5 Stempel, die wir heute eingesammelt haben, sondern vor allem, weil wir heute auf dem Brocken waren.

Wir suchen unsere Herberge auf und gehen ins Bett. Schlaf haben wir nach diesem langen Wandertag jetzt wirklich verdient.

Fazit

Der Brocken ist Sehnsuchtsstätte vieler Wanderer im Harz. Es ist aber auch wirklich ein faszinierender Berg und somit ein verlockendes Ziel. Von vielen Stellen im Harz kann man ihn aus der Ferne beobachten. Bei der Wanderung zum Brocken sollte man das Wetter gut im Blick behalten, denn plötzliche Umschwünge sind keine Seltenheit. Auch ist es auf dem Gipfel recht windig.

Die heutige Tour kann man natürlich auch in zwei Tagestouren aufteilen, zu einem eine Tour mit den Stempelstellen Eckerloch und Brockenhaus und zum anderen eine Tour mit den Stempelstellen Gelber Brink, Große Zeterklippen und Molkenhausstern. Wer aber so ambitioniert ist wie wir, der darf natürlich unsere Tour nachwandern. Hierbei sollte man trittsicher sein, um mühelos den Eckerlochstieg zu schaffen.

Empfehlenswert ist, wenn man die Tour bereits zum Brocken in den frühen Morgenstunden im Sommer beginnt, dann kann man diese lange Tour richtig gut nutzen. Zu einem um alle 5 Stempelstellen zu schaffen und zum anderen Zeit für Erkundungen auf dem Brocken zu haben.

Weitere Impressionen


 Steckbrief

Karte

Hinweis zur Route: Von den Großen Zeterklippen sind wir zu den Mittleren und Kleinen Zeterklippen gewandert. Laut komoot.de scheint dies aber wohl aktuell nicht möglich zu sein.

Anfahrt

Bus

Mit der Buslinie 264 nach Schierke

Brockenbahn

Die Brockenbahn hält in Schierke, das ist die letzte Station vor dem Gipfel

Wegbeschaffenheit

Die Brockenstraße ist durchweg asphaltiert, Eckerlochstieg ist steil und mit großen Granitfelsen versehen, hier ist Trittsicherheit gefragt, Waldwege führen zu den Stempelstellen Gelber Brink, Gr0ße Zeterklippen und Molkenhausstern

Einkehrmöglichkeiten

In Schierke und auf dem Brocken gibt es einige Einkehrmöglichkeiten

Aufgesuchte Stempelstellen (nach chronologischer Reihenfolge)

Nr. 11 – Eckerloch

Nr. 9 Brockenhaus

Nr. 22 Gelber Brink

Nr. 10 Große Zeterklippe

Nr. 23 Molkenhausstern


Quellen und lesenswerte Links

Du willst mehr über die einzelnen Highlights auf unserer Tour erfahren, dann schaue dir doch die folgenden Links an:

(Die Links wurden am 29.05.2021 abgerufen)


Warst du einmal auf dem Brocken? Was findest du am Brocken faszinierend? Welche Wege um Schierke lohnen sich für eine Wandertour?

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