„Selige Einsamkeit!
Wo Seen und Wälder,
Wolken und Felder,
wo Mond und Sterne,
alle Nähe und Ferne
ihr Schweigen brechen
für dich
und ohne zu sprechen
das Tiefste sagen –
da wird dir wahrlich
Glück zugetragen.“© Carl Peter Fröhling (*1933), deutscher Germanist, Philosoph und Aphoristiker
Die Natur von Masuren – so vertraut im Anblick und doch einzigartig.
Sanfte wellige Hügel, weite Wälder, glitzernde See und ein wenig Ostsee. Das sind die Bilder im Kopf, wenn ich an meine Bikepacking-Tour in Masuren zurückdenke. Auch erinnern mich diese Eindrücke an meine Wahlheimat Mecklenburg-Vorpommern. Doch nicht nur – denn Masuren ist auch anders.
In dieser Artikel-Serie „Die Natur von Masuren” stelle ich dir in drei Artikeln meine Natur-Beobachtungen und -Begegnungen in den Masuren vor. Der erste Teil handelt vom geographischen und geologischen Aufbau und welche geologischen Beobachtungen ich dort bei meiner Reise gemacht habe.
Kurzvorstellung
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Geographie / Historie
Als Masuren wird eine Region im Nordosten Polens bezeichnet. Von 1871 bis 1918 bildete sie den östlichen Teil Preußens und war somit ein Teil des Deutschen Reiches. Nach dem Versailler Vertrag im Jahre 1918 blieb Masuren als einen Teil des Landes Preußen innerhalb des Deutschen Reiches erhalten.
Erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 fiel der südliche Teil Ostpreußen zu Polen, wo es dann die Woiwodschaft Ermland-Masuren bildete. Der Nordteil gehört heute zum Oblast Kaliningrad.
Unter Ermland verstand man einst eines Landesteil, der zur Provinz Ostpreuße gehörte. Ursprünglich war es östlich der Weichsel ein Siedlungsgebiet von prußischen Volkstämmen. Nach einer wechselvollen Geschichte, gliederte man Ermland nach 1945 an Polen an und es entstand die Woiwodschaft Ermland-Masuren. Es bildet heute den östlichen Teil der Woiwodschaft mit Anschluss an die Ostsee („Frisches Haff”)
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Klima
Masuren liegt in einem klimatischen Übergangsgebiet. Zu einem wird die Region vom atlantischen Klima über die etwa 500 Kilometer lange Ostseeküste aus dem Westen beeinflusst. Dagegen wird der Osten Masurens hauptsächlich vom kontinentalen Klima Osteuropas beherrscht. Es herrscht hier also eine Überlagerung, gekennzeichnet durch die ozeanischen Westwinde im Sommer und durch das kontinentale Klima im Winter.
Der Herbst ist hierbei wettermäßig die stabilste Jahreszeit. Ich hatte also für meine Bikepacking-Tour mit September/Oktober das beste Wetter herausgesucht.
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Geologischer Aufbau
Die heutige Landschaft von Ermland-Masuren wurde dank Gletschern vor etwa 14.00 bis 15.000 Jahren gebildet. Die riesigen Eismassen sind über das Land „gefahren” und haben es geformt und geschliffen. Vor etwa 10.000 Jahren begannen dann die Eismassen zu schmelzen und es bildeten die unzähligen Seen, die das heutige Bild der Masuren prägen.
Doch auch weitere Hinterlassenschaften wie flachwelligen Grundmoränen und Endmoränenzüge gehören zum Bild. Ebenfalls zu den (post)glazialen Relikte zählen großräumige Sandgebiete, Kies und Lehm.
Zusammengefasst besteht Masuren also hauptsächlich aus Gesteinsmaterial aus dem Holozän und Pleistozän.
Eigene geologische Beobachtungen
Auf meiner Bikepacking-Tour habe ich nicht viele, aber doch einige wenige interessante geologischen Beobachtungen gemacht. Findlingsgärten oder Naturmuseen bin ich nicht auf meiner Reise begegnet. Das heißt aber nicht, dass es überhaupt nichts zu entdecken gibt. Hier sind einige meiner Beobachtungen:
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Erdboden der Elbinger Höhen
Die Elbinger Höhen sind ein Moränenhügel, die ich am ersten Tag meiner Masuren-Reise hinauf (und natürlich wieder hinab) gefahren bin.
Als Moränen werden Schuttmassen bezeichnet, die von Gletschern herangetragen und abgelagert wurde. Typisch ist eine nicht vorhandene Sortierung der Gesteine. Alle Größen, Farben und Formen sind hier vorhanden.
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Küste von Tolkmicko
Tolkmicko (deutsch: Tolkemit) ist eine Hafenstadt, die direkt am Frischen Haff liegt. Am kleinen Hafen kann man prima auf der Schutzmauer und Wellenbrecher entlang laufen und dabei sich die unterschiedlichen kristallinen Geschiebe anschauen. Hier findet man alles, was man auch an der deutschen Ostseeküste findet.
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Feldsteine an Backsteinkirche
Neben den roten Backsteinen dienten natürlich auch ursprüngliches Material – in diesem Falle Feldsteine – als Baumaterial. Bei dem folgenden Bild erscheint es wie ein Stilbruch. Oder man hatte einfach nicht mehr genügend Ziegelsteine um den Bau der Kirche zu vollenden. Wie dem auch sei, da die Steine oft nicht höher als 1,5 Meter übern Boden vermauert wurde, kann man diese prima aus nächster Nähe erkunden.
Doch nicht nur in Polen kann man dieses bauliche Phänomen beobachten, im gesamten Ostseeraum, da wo man auch allerlei Geschiebe findet, wurden diese auch als Baumaterial verwendet.
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Das Burgtor von Braniewo
Bei meinem Abendspaziergang in Braniewo (deutsch: Braunsberg) ist mir dieser solitär stehende Backsteinturm auf einem parkähnlichen Gelände sofort aufgefallen. Das Bauwerk stammt aus dem 14. Jahrhundert und gehörte einst zur Bischofsburg. Heute ist es das einzige noch erhaltene Bauteil der Burg.
Wenn du dich dem Turm näherst, wirst du erkennen, das er nicht nur aus roten Ziegeln besteht, sondern das auch einige Feldsteine ins Mauerwerk verarbeitet wurden. Auch hier ist es hauptsächlich kristallines Geschiebe, das ich beobachtet habe.
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Steinhaufen am Straßenrand bei Płociczno
Wenn ich in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs bin, fallen mir immer die großen Steinhaufen am Wegesrand auf. Allerhang Geschiebe und Findlinge findet man darin und geben vielen Informationen zur regionalen Geologie frei. n Polen habe ich weitaus seltener diese Steinhaufen beobachten können. Hier waren sie eher ein Rarität. Umso mehr Glück hatte ich, direkt an meinem Radweg einen große Aufschüttung gefunden zu haben.
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Szeska Góra (Seesker Berg)
Eher eine geographische als geologische Besonderheit ist der Berg Szeska Góra. Mit seinen 309 Meter über NHN ist er immerhin, der dritthöchste Berg von Polen.
Der Weg bis zu seinem Gipfel ist mit dem Fahrrad sehr beschwerlich. Besser ist es da, seinen Drahtesel am Fuße des Berge irgendwo anzuketten. (Hinweis: Das habe ich nicht gemacht, sondern das Fahrrad bis zum Gipfel hochgeschoben! Keine Empfehlung!)
Am Gipfel wartet eine Aussichtsplattform, allerdings ohne gute Aussicht, da der Gipfel nahezu vollständig mit Bäumen zugewachsen ist. Aber immerhin kann ich sagen, dass ich den dritthöchsten Berg Polens mit Fahrrad bestiegen habe.
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Großer Findling (Teufelsstein)
Diesen riesigen Findling habe ich nur dank eine Geocaches gefunden. Ansonsten gab es nicht viele Hinweise darauf, dass sich dieser großer Findling mitten im Wald befindet. Sehr schade, wie ich finde. Ich habe das Gestein auch ein wenig näher untersucht. Es ist ein Granitfindling, vermutlich aus Schweden.
Nicht weit vom Findling verweist ein Schild mit einer Sage, wie es dazu kam, das der Felsen mitten im Wald liegt.
Quellen und Links
Hier findest du weiteren Lesestoff über die Natur der Masuren:
- Masurian Lake District | New7Wonders of Nature
- Geological map of Poland (gigapan.com)
- Masuren per Rad – Herbert Lindenberg, ISBN: 978-3-932546-43-3
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