Hallo da draußen

Frühling im Hellbachtal – Eine kleine Entdeckungstour

„Waldeinsamkeit
Die mich erfreut,
So morgen wie heut
In ewger Zeit […]“
(Aus: Waldeinsamkeit)
© Ludwig Tieck (1773 – 1853), deutscher Dichter, Dramatiker, Kritiker und Theoretiker der Romantik

Schon seit längerer Zeit stand diese Wanderrunde auf meiner To-do-Liste. Jetzt endlich im April 2020 hatte ich die Wanderschuhe geschnürt und den Plan in die Tat umgesetzt.

Der Wetterbericht war vielversprechend. Aufgrund einer Fußverletzung wollte und konnte ich keine lange Tour machen – doch auf das Wandern konnte ich einfach nicht vollkommen verzichten. So habe ich mir eine kleine Runde von etwa 5,5 km ausgesucht und erwandert.

Ankunft in Neubukow

Mit dem Regionalzug ging es über Wismar nach Neubukow. Dies ist eine kleine amtsfreie Kleinstadt im Nordwesten des Landkreises Rostock.

Wie viele andere Städte und Dörfer stammt der Name „Neubukow“ aus dem slawischen Sprache. Genauer gesagt aus dem „altpolabischen“. Damit werden die Sprache der westslawischen Stämme bezeichnet. Hier bedeutet das Wort „buko“ einfach „Buch“, das dem Wort „bukov“ und „buk“ entlehnt ist.


Ein „Mural“ in Neubukow

In Neubukow fällt mir die Orientierung vom Bahnhof bis zum eigentlichen Startpunkt meiner Wanderung recht leicht. Vorbei an einem Stromhaus (?) fällt mir die Wandbemalung („Mural„) auf. Es sind die Highlights und der Standort von Neubukow dargestellt.

Über den Markt geht es am Rathaus vorbei. Hier befinde ich mich im historischen Zentrum der Stadt. Am Rathaus vorbei biege ich nach links ab und komme so an der Peter-und-Paul-Kirche vorbei.

Die Kirche weist den typischen Backsteinbaustil auf, der man hier in Mecklenburg-Vorpommern überall finden kann. Das Besondere bei dieser Kirche ist es, dass sich hier der Übergang von romanischen zum gotischen Baustil zeigt.


Die Peter-und-Paul-Kirche in Neubukow

Die Fischtreppe am Mühlenbach

Es geht die Mühlenstraße entlang bis zum Mühlenteich. Hier finde ich einige aufgestellte Tafeln vor, die über das Hellbachtal und den Fischaufstieg informieren.

Mit dem Fischaufstieg ist die hier errichtete Fischtreppe gemeint. Denn wie der Lachs (Salmo Salar) ist die Meerforelle ein  „anadromer“ Wanderer. Das heißt, das ein im Salzwasser lebender Fisch in die Süßgewässer wandert, um dort zu laichen.

Um den Tieren die Wanderung zu erleichtern, wurde diese Treppe hier errichtet und weil die Meeresforelle bisher nicht hier zu finden war.


Hier können die Fische nach oben „gehen“: die Fischtreppe am Mühlenteich

Neben der Fischtreppe wurde auch eine Meerforellenmonitoringstation errichtet, die zur Erfassung der Fischwanderungen dient, wobei hier natürlich der Fokus auf den Meerforellen liegt.

Die Meerforelle (Salmo trutta trutta) zählt zu den Lachsfischen (Salmonidae) und gilt als die Stammform der Art Forelle (Salmo trutta). Im Jahre 1996 wurde die Meerforelle zum Fisch des Jahres ernannt. Neben der Meerforelle gibt es noch 30 weitere Fischarten, die im Hellbach zu finden sind.

Die Holländermühle

Es geht an der Holländerwindmühle vorbei. Ich muss sagen, für ein Fotomotiv ist diese Gebäude sehr dekorativ.


Ein wahres Postkartenmotiv: Die Holländerwindmühle von Neubukow

Die Mühle ist die einzige ihrer Art in den neuen Bundesländern, die über solch erhaltene Flügel verfügt, die außerdem noch die für diesen Typ höchste Spannweite von 27 Metern aufweisen. Sowohl die Windkraftanlage, als auch das Mahlwerk sind noch betriebsfähig. Im Jahre 1981 wurden die Mühlenflügel restauriert.

Die Windmühle befindet sich derzeit in Privatbesitz. Sie wird aber für wenige Wochen im Jahr auch als Ferienwohnung vermietet.

Vor dem Frühlingswald

Bevor ich überhaupt den Wald betrete, fallen mir die ersten blühenden Pflanzen am Wegesrand auf. Hier wächst die Weiße Taubnessel (Lamium album), als auch die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) in großen Mengen.


Weiße Taubnessel (Lamium album)

Der Beiname „nessel“ dieser Pflanzengattung ist etwas irreführend, denn die Blätter besitzen keine Brennhaare wie die Brennnessel (Gattung Urtica). Man kann also die Blätter ohne Probleme anfassen. Die Taubnesseln (Gattung Lamium) sind auch nicht mit der Brennnessel verwandt. Den Beinamen haben sie einfach bekommen, da die Form ihrer Blätter die der Brennnessel sehr ähnlich sind.

Als Kind habe ich immer die Blüten der Taubnessel abgezwickt und diese dann ausgesaugt. Sie schmecken süß, denn in den Blüten befindet sich Zucker.


Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum)

Doch nicht nur der Mensch hat einen Nutzen, für die Bienen gelten die Blüten der Taubnessel als Bienenweide. Dazu zählt man Pflanzen, die von Bienen für die Erzeugung von Honig bevorzugt werden, da sie besonders reichhaltig an Nektar und Pollen sind.

Apropos Bienen: Nicht unweit meiner Taubnessel-Entdeckungen steht ein Insektenhotel. Das wurde vom Verein Perspektive für Kinder und Jugend Neubukow e. V. errichtet.


Ein Insektenhotel

Der Hellbach

– Der folgende Bericht stellt eine Zusammenfassung der Entdeckungen dar – um Tiere und Pflanzen zu schützen sind genaue Standortangaben nicht angegeben –

Das Hellbachtal hat natürlich seinen Namen von dem Bach, der hindurchfließt: der Hellbach.

Seine Quelle befindet sich westlich des Ortes Satow und nördlich der Landesstraße L11. Er fließt durch die Stadt Kröpelin. Die B105 unterquert er und fließt hier durch die Stadt Neubukow.

Seine Reise geht dann weiter durch das nach ihm benannte Hellbachtal. Letztendlich mündet er südwestlich von Roggow in das Salzhaff. Der Salzhaff ist eine Nehrung, die zusammen mit dem Hellbach eine Verbindung zu Ostsee bilden.


Der Weg durch das Hellbachtal führt immer am Hellbach entlang

Interessant sich auch die Überquerungsmöglichkeiten innerhalb des Hellbachtals. So hat man sich verschiedene Arten von Brücken einfallen lassen, um die Nebenbäche oder kleine Schluchten, die zum Hellbach führen, zu überqueren.

Naturentdeckungen im Frühlingswald

  • Meine botanische Entdeckungen im Kleinen

Nun bin ich drin im Hellbachtal. Die Sonne scheint durch den Wald. Ein Blätterdach ist noch nicht vorhanden und so treffen hier ungehindert die Sonnenstrahlen den Boden. Ein schönes Schatten-Licht-Spiel entfaltet sich vor mir.

Ich gehe ein paar Schritte auf einem schmalen Pfad. Links vor mir plätschert leise der Hellbach. Man bemerkt ihn kaum.

Ich schaue mich auf dem Boden um, denn jetzt im Frühling kann man einige schöne Pflanzen in ihrer Blüte entdecken. Da sehe ich sogar schon eine Pflanze, die ich zur Verwendung als Gewürzsalz kenne: der Gundermann.


Ein wenig schüchtern beim Blühen – Gundermann (Glechoma hederacea)

Gundermann (Glechoma hederacea) ist eine essbare Wildpflanze, die getrocknet und mit Salz vermengt als Gewürzsalz für Fleisch und Kartoffelspeisen verwendet wird. So habe ich auch einst diese Pflanze zum ersten Mal kennengelernt.

Den Gunderman, den ich hier im Wald gefunden habe, scheint sich nicht über soviel Sonnenlicht nicht zu freuen. Es wirkt ein wenig so, als ob die Blüten noch nicht sicher sind, ob sie aus ihrem dem Blätterversteck herauskommen sollen oder nicht.


Jede Menge Vitamin C – das Scharbockskraut (Ficaria verna)

Buschig am Ufer des Hellbachs finde ich jede Menge Scharbockskraut (Ficaria verna). Das Gelb der Blüten leuchtet auffällig stark.

Die Blätter enthalten Vitamin C, das früher gegen Skorbut verwendet wurde. „Scharbock“ ist das veraltete Wort für Skorbut, eine Krankheit, die bei Vitamin-C-Mangel auftritt und Symptome wie Zahnfleischbluten verursacht.

Neben den gelben Farbtupfern des Scharbockskrauts, findet sich auch welche in weißer Farbe wieder. Ebenfalls von buschartigen Bewuchs und nahezu überall hier im Hellbach zu finden ist die Große Sternmiere (Stellaria holostea). Sie ist ein typischer Frühjahrsblüher, der häufig in Laubwälder zu finden ist.


Große Sternmiere (Stellaria holostea)

Weiß. Gelb. Welche Farbe fehlt noch? Ein wenig Blau. Aber auch in dieser Farbe findet man hier im Wald des Hellbachtals einige Frühjahrsblüher.

Eher klein und nahezu unscheinbar blüht in einem schönen Blauton der Persische Ehrenpreis (Veronica persica). Diese Pflanze stammt ursprünglich aus dem Kaukasusraum.

Doch im 19. Jahrhundert fand diese Pflanze ihren Weg nach Europa. Zuerst konnte man ihn nur in botanischen Gärten bewundert, aber von dort hat er sich in einer verwilderten Form in ganz Europa ausgebreitet.


Persische Ehrenpreis (Veronica persica)

Zu der letzten blühenden Entdeckung im Hellbachtal – wieder in einer anderen Farbe – möchte ich das Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana) vorstellen.

Die Veilchen gehören zu einer recht artenreichen Pflanzengruppe, die – je nach Autor – etwa 500 bis 550 Arten betragen kann. Dennoch kann man anhand einiger Merkmale wirklich davon ausgehen, das es sich hier um ein echtes Wald-Veilchen handelt.


Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana)

Beim Wald-Veilchen verlaufen die violetten Blütenblätter nach hinten zu einer Art Blütenkelchsporn – ein Merkmal, das es von anderen Arten unterscheidet. Andere Veilchen-Arten weisen zwar auch diesen Sporn auf, doch nicht in der gleichen Farbe wie die Blütenblätter; so wie es beim Wald-Veilchen der Fall ist.

  • Meine botanischen Entdeckungen im Großen

Neben den Frühjahrsblüher, die ja eher klein und manchmal auch eher unscheinbar sind, darf man nicht die großen Pflanzen vergessen, woraus schließlich ein Wald entsteht: die Bäume.

Auf einer Anhöhe fällt mir ein Baum mit einer interessanten Wuchsform der Äste zu einer Seite hin auf. Natürlich hatte er noch im Frühjahr keine Blätter. Aber ein Blick auf die Borke und die Blätter, die auf dem Boden liegen, verraten, dass es sich hier um eine Stiel-Eiche (Quercus robur) handelt.


Eine von vielen mächtigen Bäumen im Hellbachtal: die Stiel-Eiche (Quercus robur)

Bestimmungsmerkmal für das Stiel-Eichenblatt ist die Form einer Raute, eine kurze Blattstiellänge mit ohrenartigen Ansätzen am Stielansatz und die Blattadern laufen zu den Einbuchtungen des Blattes.

Die Eiche ist nicht der einzige Laubbaum, den man hier im Hellbachtal findet. Ein junger Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) mit scheinbar traurig herunterhängenden Blättern finden sich zwischen den älteren, bereits hochgewachsenen Exemplaren.


Bloß nicht hängen lassen: eine junger Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus)

Ein Ahorn ist gut an seiner handförmigen gelappten Form von anderen Blattformen zu unterscheiden. Zudem sind seine Blattränder leicht gesägt.

Der Bergahorn ist nicht die einzige Ahorn-Art, die ich hier im Hellbachtal finde. Auch ein Spitzahorn (Acer platanoides) habe ich gefunden. Leicht ist diese Art an seinen Spitzen zu erkennen.


Spitzahorn (Acer platanoides)

  • Meine faunistische Entdeckungen

Zugegeben, Tiere zu beobachten ist natürlich weitaus schwieriger als Pflanzen oder Pilze. Aber wo man blühende Pflanzen findet, da sind vielleicht ein paar Insekten, die sich von dem Nektar ernähren, nicht weit.

So hatte ich das Glück direkt bei einigen Brennnesseln ein Waldbrettspiel (Pararge aegeria) zu finden.


Na, wo ist das Waldbrettspiel (Pararge aegeria)?

Es sind recht quirlige Falter und ein Foto von denen zu machen erwies sich mehr als schwierig. Zudem habe ich noch einen weiteren Artgenossen getroffen und beide Exemplare flatterten ziemlich wild umher, sodass meine Schnappschüsse von ihnen nur schemenhafte braune Flecken ergaben.

Das „Waldbrettspiel“ ist – wie der Name schon verrät – in Wälder zu finden. Hierbei mag der Falter lichte Wälder, wo er mit ausgebreiteten Flügeln in sonnigen Bereichen sitzen kann.

So auffällig wie das Waldbrettspiel ist aber nicht jedes Insekt. So habe ich eher per Zufall einen kleinen Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) auf einem Stück Totholz entdeckt.


Ein kleiner Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) versteckt sich im Totenholz

Der Marienkäfer hat im Allgemeinen einen sehr guten Ruf beim uns Menschen. Er wird als Nützling, aber auch als Glückssymbol angesehen. Daher ist er auch ein beliebtes Motiv bei Themen, die mit Glück zu tun haben.

Auch die unzählige Vielfalt an Synonymen für diesen Käfer zeigt, wie beliebt er beim Menschen ist. Eine Auswahl von Namen sind z. B. Mariechenkäfer, Glückskäferle, Himmelmietzchen oder Flimmflämmche.

Neben Insekten hatte ich sogar das Glück im Dickicht eine Maus zu entdecken. Leider war die Maus so flink, dass ich sie nicht genauer bestimmen konnte; dennoch war ich über die Entdeckung sehr erfreut.


Man schaut vorsichtig aus dem Versteck

Aufgrund der runden Kopfform und der kleinen dunklen Knopfaugen kann man von einer Wühlmaus ausgeben. Doch um welche Art es sich genau handelt; da kann ich nur Vermutungen anstellen. Vielleicht ist es eine Rötelmaus (Myodes glareolus).

Der Naturerlebnispfad

Der eigentliche Grund, warum ich mir diese Wanderroute vorgenommen habe, ist der Naturerlebnispfad, der hier errichtet wurde. Mich interessiert immer die Machart dieser Lehrpfade – und natürlich bin ich gespannt, was ich noch bei diesen Stationen an Wissen aufnehmen kann. Die Stationen seien hier mal kurz vorgestellt:

  • Baumartenbestimmung

Wie kann man Bäume bestimmen? Nicht nur am Blatt, sondern auch an deren Rinde, was fachmännisch als „Borke“ bezeichnet wird. Auch am Holz kann man einige Arten voneinander unterscheiden.

Bei dieser Station kann man sich an Ketten befestigte verschiedene Holzklötze anschauen und versuchen anhand ihrer Borke und Holzes herauszufinden, um welche Baumart es sich handelt. Die Lösung steht jeweils über den Holzklotz.


Na, welche drei Arten von Bäumen erkennt man hier?

  • Die Vogeluhr

Jeder Singvogel hat seine Zeit, wann er zu singen beginnt. Das Schild bei der Station „Vogeluhr“ gibt dem Besucher da etwas Orientierung, wann und welcher Vogel singt.


Gesang nach Zeit: die Vogeluhr

  • Das Baumtelefon

Beim Baumtelefon wird auf die Resonanzeigenschaften des Holzes hingewiesen. So legt man sein Ohr auf die eine Seite des Stammes, während eine andere Person auf der anderen Seite klopft oder kratzt.

Diese Art von Telefon kannte ich bereits von meinem Ausflug zu den Ivenacker Eichen.


Das wohl längste Telefon der Welt

  • Jahresringe-Baumscheibe

Aufgrund des Wechsels der Jahreszeiten bildet ein Baum jeweils eine breite helle und dunkle schmale Schicht im Stamm. Beide Schichten ergeben dann einen Jahresring. Diese Ringe zählt man dann um das Alter des Baumes herauszufinden.

Bei dieser Station fällt leider negativ auf, dass die Baumscheibe, an der man das Zählen der Jahresringe üben kann, mit Farbe übersprüht wurde. Immerhin bliebt die kleine Baumscheibe von diesem Vandalismus verschont.


Dank Vandalismus lassen sich die Jahresringe nur schwer an der großen Baumscheibe zählen. Schade.

  • Das Holz-Xylofon

Das „Holz-Xylofon“ ist die neueste Lehrstation, die 2018 auf dem Lehrpfad errichtet und offiziell vorgestellt wurde. Es ist vollständig aus Eichenholz gebaut worden.

Holz hat die Eigenschaft ein guter Resonanzkörper zu sein, daher bestehen viele Musikinstrumente aus Holz. Bei dieser Station kann diese Eigenschaft ganz einfach testen. Einfach ein Stock nehmen und auf die einzelnen Klangstäbe schlagen.


Hier wird auf Holz geklopft

Das Gutshaus in Spriehusen

Mecklenburg-Vorpommern ist das Land der 1000 Seen und Schlösser – so wird es jedenfalls erzählt. Wer also auf ein „Schloss“ auf dieser kleinen Wandertour nicht verzichten möchte, sollte einen kleinen Abstecher nach Spriehusen machen.

Verlässt man das Hellbachtal bei Buschmühlen und geht den breiten Feldweg nach Norden, braucht man einfach nur weiter geradeaus zu gehen, bis man nach Spriehusen kommt. Hier direkt bei der Neubukower Straße kann man schon das Schloss Spriehusen, das eigentlich ein Gutshaus ist, erblicken.


Das Gutshaus in Spriehusen

Das Gutshaus war bis 1998 bewohnt. Seitdem steht es leer und wartet auf neue Besitzer. Ein Schicksal, das viele Gutshäuser und auch Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern teilen.

Nach diesem kleinen Abstecher gehe ich wieder ein Stück des Weges zurück und biege dann nach links ab, um auf dem Fahrradweg nach Neubukow zu gelangen. Der Fahrradweg ist ein guter asphaltierter Weg, der an wenigen Grundstücken vorbeiführt. Da er auf einer Anhöhe liegt, kann man Neubukow von hier aus gut erblicken.


Landschaft bei Neubukow

Die Landschaft des Hellbachtals

Neben dem Fahrradweg eröffnet sich vor mir ein Feld und die typische leicht wellige Hügellandschaft; ein Landschaftsbild, das ich bereits von einigen Ecken in Mecklenburg-Vorpommern kenne.

Diese Landschaft ist durch die Gletscher der letzten Eiszeit („Weichsel-Eiszeit“), die 2,6 Millionen Jahre bis vor 11.000 Jahren stattfand, geprägt worden.


Die Baumreihe markiert den Lage des Hellbachtals

Das Hellbachtal kann man von hier aus auch gut anhand der Baumreihen erkennen in der sonst etwas baumlosen Landschaft. Seit 1998 ist das Gebiet des Hellbachtals als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Insgesamt ist dieses Gebiet etwa 81 Hektar groß.

Der Grund für diese Schutzmaßnahme ist, dass das Hellbachtal zu den letzten noch unverbauten Bachabschnitten des damaligen Landkreises Bad Doberan (heute: Landkreis Rostock) gehört. Hier wurde der Schutz vor allem auf die Eigendynamik des Bachlaufes gelegt.

Zum Schluss etwas Archäologie

Ich befinde mich wieder am Ausgangspunkt meiner Tour: am Mühlenteich. Bevor es zurück zum Bahnhof Neubukow geht, statte ich der Wallberg-Anlage einen Besuch ab. Dazu gehe ich erst mal ein wenig am Mühlenteich entlang. Hier wurde ein Schild errichtet, das über die Tiere des Wallbergs informiert.

Der Wallberg befindet sich südlich vom Mühlenteich. Seine Anhöhe kann man direkt über einen schmalen Pfad erreichen. Der Wall ist der Rest der Burg Bukow, die hier einst zu Beginn des 13. Jahrhunderts stand.

2017 wurden Landschaftsbaumaßnahmen in Neubukow durchgeführt, die dazu führten, dass der Wallberg als geschütztes Bodendenkmal (Definition: „Ein im Boden verborgenes Zeugnis der Kulturgeschichte“) ausgewiesen wurde. Ziel dieser Maßnahmen ist es, den Wallberg besser erlebbar zu machen.


Hinauf zum Wallberg

Auf dem Weg zum Bahnhof ändere ich ein Stück der Route und komme an einem Museum vorbei. Hier steht die Heinrich-Schliemann-Gedenkstätte.

Heinrich Schliemann (1822 – 1890) – ein Sohn Neubukows – ist durch die Entdeckung der Stadt Troja berühmt geworden. Ein weiterer berühmter Fund von Schliemann ist die „Goldmaske des Agamemnon“. Eine Abbildung von der Maske ist auf der Informationsstelle der Gedenkstätte zu sehen.

Zudem hat sich die Archäologie aufgrund seiner wissenschaftlich-methodischen Grabungstechnik und Feldarbeit grundlegend verändert. Davor wurde die Archäologie nämlich nur als eine Art „Schatzsuche“ – ohne nennenswerten wissenschaftlichen Grund – verstanden.


Informationsstele beim Heinrich-Schliemann-Haus

Damit endet meine Entdeckungstour durch Neubukow und durch das Hellbachtal. Wer hätte gedacht, dass in einer kleinen Stadt mit einem Landschaftsschutzgebiet es soviel zu entdecken gibt.


Fazit

Es ist ein Ausflug in eine unbekannte Ecke von Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch gibt es für den Naturfreund im Hellbachtal viel zu entdecken. Auch die Lehrstationen des Naturlehrpfades bringen dem Besucher einige Natur-Themen näher.

Die Beschilderung zum Hellbachtal ist gut und sehr eindeutig. Da durch das Hellbachtal nur ein schmaler Waldweg hindurch führt – ist ein Verlaufen sehr unwahrscheinlich.

Zum Abschalten und sich mal mitten in der Natur befinden, dafür eignet sich das Hellbachtal prima. Viele Menschen sind hier nicht zu erwarten – und wenn, das sind es wohl Personen, die wohl aus der Nachbarschaft kommen und mit ihrem Hund Gassi gehen.

Wem die Natur nicht reicht, kann natürlich sich in Neubukow umschauen und sich z. B. den Wallberg anschauen oder die Heinrich-Schliemann-Gedenkstätte besuchen.

Alles in allem eignet Neubukow für einen Halbtages – oder Ganztagsausflug. Ob alleine oder mit Partner, Freunden oder Familie. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Mir hat dieser Ausflug jedenfalls gut gefallen.

Weitere Impressionen


Steckbrief: Hellbachtal

  • Karte

Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr

Bahn

Regionalzüge fahren von Wismar nach Tessin (oder umgekehrt) über Neubukow. Hier steigt man einfach am Bahnhof aus und orientiert sich dann an der Paul-und-Peter-Kirche.

Einkehrmöglichkeiten

In Neubukow gibt es einige wenige Einkehrmöglichkeiten.

Wegbeschaffenheit

Durch das Hellbachtal führt ein schmaler Waldpfad, der Weg zwischen Spriehusen und Buschmühlen ist ein leicht geschotteter Weg, der Fahrradweg nach Neubukow ist asphaltiert, in Neubukow sind die Wege teilweise asphaltiert und teilweise mit Kopfstein gepflastert.


Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du einiges an Lesestoff zum Hellbachtal, was ich dort so entdeckt, gesehen und erfahren habe:


Warst du schon bereits im Hellbachtal bei Neubukow? Welche Entdeckungen hast du dort gemacht?

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