Hallo da draußen

Die Geologie und Paläogeographie der Insel Bornholm

„Auf hoher Insel steh ich alleine. Düne und Steine sind nicht zu befragen. Ewig zerrinnen Wellen und Sand. […]
– aus Auf hoher Insel

© Rudolf G. Binding (1867 – 1938), Rudolf Georg Binding, deutscher Schriftsteller

Bornholm ist eine dänische Insel, die mitten in der Ostsee zwischen der schwedischen Grafschaft Schonen und der polnischen Woidwodschaft Westpommern liegt.

Nicht nur als Urlaubsziel wird die sogenannte „Sonneninsel” gerne aufgesucht, sondern auch in der Geologie hat die Insel eine besondere Stellung. Sie war und ist noch heute ein beliebtes Ziel für geologische Exkursionen. Denn dank ihrer isolierten Lage weist sie eine einzigartige Entstehungsgeschichte auf, die nicht mit dem dänischen Festland vergleichbar ist. Zudem gibt es hier eine große Gesteinsvielfalt auf relativ kleinem Raum der Insel zu entdecken.

Tektonik der Insel Bornhom

Die besondere Lage der Insel und ihre geologische Zusammensetzung hat die Insel vor allem der Tektonik zu verdanken.

Denn die Insel Bornholm ist eine tektonisch exponierte Bruchscholle, die an der südlichen Randzone des Skandinavischen Schildes liegt und an den Seiten emporgehoben wurde. Sie gehört zu einer ausgedehnten Verwerfungsstruktur, die das höher gelegene Grundgebirge in Skandinavien von dem tief liegenden Dänisch-Polnischen Becken trennt.

Unterhalb der Insel verläuft die sogenannte Sorgenfrei-Tornquist-Zone bzw. Teisseyre-Tornquist-Zone. Diese ist etwa 50 bis 100 Kilometer breite interkontinentale Verwerfungs- und Bruchzone, die sich von Nordjütland über Weißrussland bis an das Schwarze Meer erstreckt und auch im Alpenraum nachweisbar ist. Ihren Ursprung geht bis in die Karbon-Zeit zurück.


Tektonische Lage der Sorgenfrei-Tornquist bzw. Teisseyre-Tornquiste-Zone, Quelle: https://www.researchgate.net/figure/Tectonic-setting-of-the-study-area-The-Sorgenfrei-Tornquist-Zone-extends-between-the_fig1_324748017

 

Im nordwestlichen Teil beinhaltet Sorgenfrei-Tornquist-Zone eine Abfolge von aufragenden Horsten und dazwischen liegenden Grabenbrüchen. Die Bruchrichtungen kann man anhand des rhombischen Umrisses der Insel Bornholm erahnen. Die fingerartige Verzweigung der Tornquist-Zone unterhalb der Ostsee hat dazu geführt, dass Geologen sie den poetischen Namen „Tornquist’s Hand” gab.

Zusätzlich liegt die Insel auf einem Blockmosaik, zwischen dem Rønne-Graben und der Arnager-Sose-Block, das im Mesozoikum von starken Senkungen betroffen war. Hierbei kam es auch vor etwa 200 Millionen Jahre zu einer Verwerfung, die quer durch die Insel verläuft, die man noch heute auf der Insel sehen kann.


Wichtige Verwerfungsblöcke der Region Bornholm. Das Verwerfungsmuster basiert auf Vejbaek & Britze (1994) und Vejbaek (1997), Quelle: https://www.researchgate.net/figure/Major-fault-blocks-of-the-Bornholm-region-The-fault-pattern-is-based-on-Vejbaek-Britze_fig4_238739056

  • Klintebakken – Die Bruchlinie durch die Mitte Bornholms

Die Verwerfung, die vor etwa 200 Millionen Jahre auf Bornholm geschah, kann man noch heute als Bruchlinie erkennen. Klintebakken liegt südlich des Naturkundemuseums NaturBornholm bei Aarkirkeby und Teil eines 2,4 Kilometer langen Lehrpfades, der als Rundweg konzipiert wurde.

Von einer Besucherplattform kann man prima die freigelegte Bruchlinie der Verwerfung erkennen. Auf der linken Seite erkennt man die hochgestellten Schichten des Balka-Sandsandsteins, während sich auf der rechten Seite das kristalline Gestein, von Quartär überdeckt, befindet.


Blick auf die Verwerfung Klintebakken. Links sind die aufgestellten Schichten des Balka-Sandsteins gut zu erkennen. Rechts befindet sich das höher gelegene kristalline Grundgebirge, das von Quartär bedeckt ist.

Ein weiteres Phänomen dieser Verwerfung ist es, das sich das jüngere Gestein (links) tiefer liegt als das weitaus ältere kristalline Gestein (rechts), worauf auch das Naturkundemuseum NaturBornholm steht.

Dank der zahlreichen tektonischen Prozesse, die vor allem zu einer Bruchtektonik führten, können wir auf der Insel Bornholm auf kleinstem Raum nicht nur ein reiches Spektrum sedimentärer Gesteine aus unterschiedlichen Zeitaltern bewundern, sondern auch zahlreiches kristallines Gestein, das sich voneinander stark im Gefüge und Mineralienbestand unterscheiden, ebenfalls beobachten.

Geologische Karte der Insel Bornholm

Die Ostseeinsel Bornholm ist eine angehobene Bruchscholle am südlichen Rand des Skandinavischen Schildes, direkt zwischen dem Skandinavischen Grundgebirge und dem Dänisch-Polnischen Becken. Die rhombenähnliche Form der Insel ist die Folge solcher Verwerfungen in der sogenannten Tornquist-Zone.

Grob ist die Insel in zwei große geologische Teile getrennt: kristalliner Nordteil und sedimentärer Südteil.

Der präkambrische Untergrund der Insel besteht aus älteren Gneisen (ca. 1,7 Milliarden Jahre oder älter) und jüngeren Graniten (ca. 1,43 Milliarden Jahre). Dieser kristalline Untergrund tritt als Nordteil der Insel zutage, während im Süden das kristalline Gestein abgesunken ist und unter der Bedeckung von jüngeren Sedimentgesteinen liegt.


Quelle: Quelle: Tidsskriftet Varv, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Auf der geologischen Karte von Bornholm ist gut zu sehen, dass die Insel sowohl aus großen klar trennbaren kristallinen Gesteinseinheiten als auch aus vielen kleinen Einheiten von sedimentärem Gestein besteht.

Erdgeschichtliche Entwicklung der Insel Bornholm

Hinweis: Die geologische Entwicklungsgeschichte von Bornholm ist nicht lückenlos dokumentiert. Der hier beschriebene chronologische Ablauf der erdgeschichtlichen Entwicklung erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 

  • Proterozoikum (vor 2.500 bis 541 Millionen Jahre)

Die Erdgeschichte von Bornholm ist sehr alt und man kann diese bis ins Proterozoikum zurückverfolgen, denn die  ältesten Gesteine, die man auf Bornholm findet, weisen ein Alter von etwa 1,7 Milliarden Jahre auf. Hierzu zählen Gneise, Migmatite und der Rønne-Granit. Sie bildeten das Grundgebirge der Insel, d. h. den Sockel der Insel, worauf alle anderen Gesteine aufgelagert sind.

    • Orosirium (vor 2,05 bis 1,8 Milliarden Jahre)

Das Grundgebirge von Bornholm wie auch die Gesteine in Südschweden sind im Zuge der svekofennischen Orogenese (= Gebirgsbildung, die vor allem Schweden und Finnland betrifft) entstanden. Diese Gebirgsbildung fand vor etwa 1,93 bis 1,83 Milliarden Jahren stattfand, woraus hauptsächlich metamorphe Gesteine hervorgegangen sind, während Granite und Vulkanite eher zum Ende der gebirgsbildenden Vorgänge vor etwa 1,7 Milliarden Jahre entstanden sind.

Bei der Grundgebirgsbildung von Bornholm werden zwei Phasen unterschieden: Zuerst wurde granitisches Magma gebildet, das sich als neuen Kontinentalrand am alten Kontinent (sog. Kratone) ablagerte. Zudem bildeten sich parallel dazu vulkanische Inselbögen, denn durch die Aufschmelzung der subduzierten ozeanischen Platte steigt Magma auf und bildete dabei durch die vulkanische Aktivität Inseln in Form eines Bogens. Bei der zweiten Phase kam es mit der Zeit zu einer Zusammenstauchung und Faltung des gesamten Kontinentalrandgebietes.

Gegen Ende des Orosiriums bildete sich der hypothetische Superkontinent Columbia (in der neueren Literatur eher als Nuna bekannt), der aus der Kollision von den ebenfalls hypothetischen Superkontinenten Nena und Atlantika hervorgegangen ist.

    • Straterium (vor etwa 1,8 bis 1,6 Milliarden Jahre)

In der darauffolgenden Periode Straterium entstand der TIB (Transscandinavian Igneous Belt / deutsch: Transskandinavische Magmatitgürtel), ein tektonischer Streifen, der durch das Baltische Schild zwischen Nordwegen und Schweden verläuft. Typische Gesteine, die hierbei entstehen, sind Vulkanite und Plutonite.

Der Bornholm-Streifengneis (manchmal auch als „Streifengranit“ bezeichnet) wird zu den Bildungen des TIBs gezählt und wird auf ein Alter von etwa 1,7 Milliarden Jahre geschätzt. Neuere Untersuchungen zeigen allerdings, dass der Bornholm-Streifengneis eher ein Alter von 1,4 Milliarden Jahren aufweist und damit etwa das gleiche Alter wie die Bornholmer Granite auf. Der Bornholmer Gneis ist das dominierende Gestein auf der Insel und kann sowohl anstehend als auch als Lokalgeschiebe gefunden werden.

    • Ectasium (vor etwa 1,4 bis 1,2 Milliarden Jahre)

Vor 1,5 Milliarden begann der Superkontinent Columbia zu zerbrechen und sich der neue Superkontinent Rodinia zu bilden. Vor etwa 1,45 Milliarden Jahren setzte die dano-polonischen Gebirgsbildung ein.

Im Zuge dieser Orogenese, wo es auch wohl zahlreiche Störungszonen mit Granitintrusionen gab, entstanden Gesteine wie der Hammer-Granit, Vang-Granit und Svaneke-Granit. Dies wird auch als die zweite Phase der Entstehung des Bornholmer Grundgebirges betrachtet. Vor Beginn des Kambrium war damit der Sockel der Ostseeinsel gelegt worden.

  • Paläozoikum (vor 542 Millionen Jahren bis 251 Millionen Jahren)

    • Kambrium (vor 542 Millionen Jahre bis 485,4 Millionen Jahre)

Der Superkontinent Gondwana bildete sich im Verlaufe des Kambriums aus den südlichen Kontinenten Afrika, Südamerika, die Antarktis und Westaustralien. Dazu auch Indien, Teile des heutigen Mexiko und Florida, Südeuropa und vermutlich war auch China ein Teil von Gondwana.

Im Unterkambrium wurde die im Präkambrium gebildeten kristallinen Gesteine durch Erosionsprozesse wieder abgetragen. Es kommt zur Bildung des Nexö-Sandsteins, das Verwitterungsprodukt eines Granits, denn man noch heute in der namensgebenden Bornholmer Küstenstadt als hellgelben bis dunkelroten Sandstein wiederfinden kann. Der Nexö-Sandstein lagert direkt auf dem präkambrischen Grundgebirge der Insel.

Auffällig ist, das im Gestein keine Fossilien zu finden sind. Hierbei gibt es auch zwei Altersgruppen, die ältere Gruppe sind Nexö-Sandsteine, die eher arkoseartig, weisen eine schlechte Sortierung auf und beinhalten keine Fossilien. Ihr Entstehungsmilieu wird als terrestrisch-fluviatil (z. B. küstennaher Fluss) interpretiert.

Jüngere Nexö-Sandsteine haben einen eher gelblichen Farbton, sind konglomeratisch, der Feldspatanteil ist weniger, stattdessen nimmt Glaukonit-Gehalt zu, das auf ein marines Entstehungsbedingungen hinweist. Auch Rippelmarken, Kreuzschichtungen und Trockenrisse sind Zeugen dieses Milieus. Insgesamt weist die Nexö-Sandstein-Formation eine Mächtigkeit von etwa 110 Metern.

Mit etwa 80 Metern Mächtigkeit lagert der Balka-Quarzsandstein direkt auf dem Nexö-Sandstein. Die oberen Bereiche des Gesteins zeigen zahlreiche Spurenfossilien auf (z.B. Diplocraterion, Skolithos). Das Gestein selbst ist recht hart, teilweise grob arkoseartig, teils quarzitisch. Mit dem Balka-Sandsandstein schließt auch die älteste vorhandene kambrische Gesteinsformation ab, die als Hardeberga-Sandsteinformation bezeichnet wird.

Die nächstfolgende Gesteinsformation wird als Laeså-Formation bezeichnet. Zu einem besteht sie aus einem glaukonitischen Silt-Sandstein („Broens Odde Member”), der auch als „grüner Schiefer“ bezeichnet wird. Das Gestein ist etwa 100 Meter mächtig und beinhaltet phosphathaltige Kieselsteine und, die Acritarchen beinhaltet.

Die Laesa-Formation schließt mit der darauffolgenden Gesteinsschicht an, eine etwa zwei bis drei Meter mächtig Sandsteinschicht, die als ”Rispebjeger Member” bezeichnet wird.

    • Ordovizium (vor 485,4 bis 443,4 Millionen Jahre)

Im Unter-Ordovizium lag der Superkontinent Gondwana am Äquator und wandert im Verlaufe des Ordoviziums in Richtung Südpol. Währenddessen brauch der Kleinkontinent Avalonia von Gondwana ab und driftete in Richtung Äquator auf die Kontinente Baltica und Laurentia zu. Dadurch öffnete sich zwischen Avalonia und Gondwana der Rheische Ozean.

Im Verlaufe des Ober-Ordoviziums wurde der Tornquist-Ozean, der zwischen Baltica und Avalonia lag, subdzuiert und es entstand die sogenannte Transeuropäische Suturzone (TESZ), auch als Tornquist-Zone bezeichnet.


Quelle: https://www.britannica.com/science/Ordovician-Period#/media/1/431581/146748

      • Tremadoc (vor 485,4 bis etwa 477,7 Millionen Jahren)

Zwischen Oberkambrium und Unter-Ordovizium bildete sich auf Bornholm der Dictyonema-Schiefer (auch in der neueren Literatur als Rhabdinopora-Schiefer bekannt), der nur eine Mächtigkeit von etwa vier Metern aufweist und sehr fossilreich ist.

Interessant ist hierbei die wechselvollen Ablagerungen, denn der oberste Teil des Schiefers enthält kleine Knollen aus Schwefelkies, Phosphorit und Anthrakonit.

Der Übergang zwischen Kambrium und Ordovizium ist zudem dadurch markiert, das im Ordovizium eine neue Tiergruppe, die Graptolithen, auftauchten, die man noch heute als Fossilien im Schiefer finden kann.

Graptolithen lebten marin und zeigen somit das Bornholm unter Wasser stand. Allerdings verzog sich im Verlaufe des Ordovizium das Meer (wohl im Zusammenhang mit einer beginnenden Eiszeit und Kollision mehrerer Kontinente) und weitere Ablagerungen auf Bornholm blieben aus. Erst gegen Ende der Zeitstufe Dapingium (vor 470 bis etwa 467,3 Millionen Jahren) und zu Anfang des Darriwilium (vor 467,3 Millionen bis etwa 458,4 Millionen Jahre) lagerten sich wieder Sedimente, in Form des Skelbro-Kalks und anschließend des Komstad-Kalks ab.


Paleogeographical reconstruction for the Middle Ordovician (Torsvik and Cocks, 2013) showing geographical distribution of the Aurilobodus leptosomatus (triangle) and ostracod genus Pilla (circle). (A) North China, (B) South Tibet, (C) Central Asia, (D) Australia, (E) Thailand, (F) Precordillera and (G) Newfoundland.
Paläogeographische Rekonstruktion der Welt im Zeitraum des Darriwillium, Quelle: https://www.researchgate.net/figure/Paleogeographical-reconstruction-for-the-Middle-Ordovician-Torsvik-and-Cocks-2013_fig8_360978456/actions#reference

Der Komstad-Kalk ist ein dunkelgrauer, fossilreiches Kalkgestein. Abgelagert wurde er in einem flachen Meeresgebiet mit schwankenden Meeresspiegel. Ursprünglich war dieses Gestein auch als „Schwarzer Orthoceren-Kalk” bekannt, da es unzählige Fossilien von Orthoceraten aufweist.

Die Basis des Komstad-Kalks wird von einem etwa zehn Zentimeter starken Konglomerat gebildet. Hierbei sind auch umgelagerte Bruchstücke aus phosphoritisiertem Alaunschiefer zu finden.

Im Oberordovizium wurde Avalonia unter Schließung des Tornquist-Ozeans an Baltica angeschweißt und die Faunenunterschiede zwischen beiden Kontinenten verschwanden. Zum Ende des Ordovizium bewegte sich die Kontinentalschollen Laurentia und Baltica aufeinander zu.

    • Silur (vor etwa 443,8 Millionen bis etwa 419,2 Millionen Jahre)

Im Silur begann die Bildung des Superkontinents Laurussia, der aus den Kontinentalplatten Laurentia und den zusammengeschweißten Kontinenten Baltica und Avalonia hervorging. Durch diesen Zusammenstoß der Kontinente kam es zu Hebungsprozessen auf Bornholm, so das die Insel im Verlaufe des Silurs sich über Meeresniveau befand.

Die jüngsten Schichten aus dem Paläozoikum sind Graptolithenschiefer aus dem Mitteleren Silur. Jüngere Gesteine wie z. B. aus dem Ober-Silur, Karbon und Perm fehlen folglich auf der Insel. Erst im Mesozoikum kam er erst wieder durch Senkungsprozesse und Meeresanstiege zu weiteren Sedimentationsabläufen.

Paläogeographische Rekonstruktion der Welt im Unter-Silur (Llandovery), Quelle: https://www.researchgate.net/figure/Early-Silurian-Llandovery-palaeogeography-base-map-from-Torsvik-and-Cocks-2013_fig13_290506836

  • Mesozoikum (vor 252 Millionen Jahre bis vor 66 Millionen Jahre)

Im Mesozoikum gab es viele tektonische Vorgänge, die sich auch auf Bornholm auswirken. Dennoch bliebt die Insel über die meiste Zeit als Horst über dem Wasser.

    • Trias (vor 252 Millionen Jahren bis vor 205 Millionen Jahren)

In der Trias bildete sich der Superkontinent Pangäa aus den vorher entstandenen Landmassen Gondwana und Laurussia. Das Klima war im Allgemeinen sehr trocken, doch vor allem das Landesinnere des Superkontinents war von extremer Trockenheit geprägt.


Paläogeographische Rekonstruktion der Welt im Zeitraum der Trias, Quelle: https://www.britannica.com/science/Triassic-Period

Die plattentektonischen Ereignisse in der Trias führten dazu, dass sich auch bei der Tornquist-Zone einiges passierte. So sank der Rønne-Graben zu seinem tiefsten Tiefpunkt, während der Arnager-Sose-Block nur mäßig sank. Bornholm blieb daher als Horst dauerhaft über das Meer liegen.

Durch das langsame Absinken des Arnager-Sose-Blocks lagerten sich Ton und Sande im flachen Küstenbereich ab. Die Tone sind sehr gut plastisch verformbar, fühlen sich glatt und geschmeidig an und weisen einen Fettglanz auf. Diese sogenannten „fetten Tone” von Bornholm weisen hierzu noch unterschiedliche Farbtöne auf. Die Farbe entstand durch Eisenverbindungen im Ton, die jedoch nach Sauerstoffgehalt eine unterschiedliche Farbe zeigen. Der rote Farbton wird hierbei vom Eisen(III)-oxid verursacht, während der eher grünliche Farbton auf Eisenhydroxid zurückzuführen ist.

Neben den farbigen Tonablagerungen bildeten sich auch einfach geschichtete und kreuzgeschichtete Sandsteinlagen auf. Im Gegensatz zum Ton, der im flachen Küstenbereich gebildet wurde, stammt der Sand aus Flussläufen, die sich durch die damals triassische Küstenebene ohne Hügel und Täler durchflossen sind.

Bei diesen feinen Sandlagen können auch konglomeratische Lagen auftreten, die Kalksteinknollen (sog. „Caliche noduler”) beinhalten. Diese Kalkknollen sind ebenfalls Zeugen, dass das Klima in der Trias warm und trocken war. Die Tone und Sandsteinlagen werden zusammengefasst als Risebaek-Formation bezeichnet.

    • Jura (vor 205 Millionen Jahre bis vor 135 Millionen Jahre)

Im Jura herrschte eine zunehmend feuchtes Klima, das durch plattentektonische Aktivität mit mehreren konstruktiven Zonen in den Ozeanen in Verbindung gebracht wird. Dank des feuchten Klimas bekannt auch sich ein breites Pflanzenwachstum auf der Insel auszubreiten. Bornholm lag zu dem Zeitpunkt nahe dem Meeresniveau. So begannen sich Lagunen und Deltas zu bilden, die von den Flüssen eingespeist wurden.

 

Paläogeographische Rekonstruktion der Welt im Zeitalter des Jura, Quelle: https://www.britannica.com/science/Jurassic-Period

In den flachen Wasserbereichen bildeten sich Sümpfe, die Voraussetzung zur Kohlebildung, die man in den sandig-tonigen Ablagerungen der Rønne-Formation als Kohlelagen wiederfinden kann. Die darauffolgende Hasle-Formation und Bagå-Formation weisen ebenfalls kohlige Lagen aus.

In der Hasle-Formation hat man teilweise viele Fossilien gefunden, wie z. B. Schnecken, Ammoniten und Muscheln gefunden. Erwähnenswert ist hierbei der Fund eines Halswirbels eines Plesiosauriers, ein Meerestier, das ein naher Verwandter zu den landlebenden Dinosauriern war.

Im Verlaufe des Unteren Jura zog sich dann das Meer zurück, während im Mittleren Jura es wieder zu Meeresüberflutungen gab, so dass es wieder zur Bildung von wechselnden Schichten aus Sand, Ton und Kohlelagen kam. Die hierbei entstandene Bagå-Formation ähnelt damit den vorherigen Formationen.

Eine weitere wichtige Gesteinsbildung, die wahrscheinlich im mittleren Jura begann und ihren Abschluss in der Kreidezeit fand, war die Ablagerung von Kaolin. Das lose, tonartige weiße Gestein ist aus der Verwitterung des Rønne-Granits entstanden und lagert direkt auf dem Grundgebirge. Vermutlich lagerte sich das Kaolin über die ganze Insel ab, ist aber durch Erosion heutzutage nur noch bei Rønne erhalten geblieben.

    • Kreide (vor 135 Millionen Jahre bis vor 66 Millionen Jahre)

Zu Anfang der Kreidezeit setzte sich der Bruch des Superkontinents Pangäa weiter fort. Der südliche Teil des Atlantischen Ozeans begann sich zu öffnen und es wurde eine Meeresverbindung zum nördlichen Teil hergestellt. Es herrschte auf der Erde ein ausgiebiges Treibhausklima mit eisfreien Polen.

 

Paläogeographische Rekonstruktion der Welt zur Zeit der Kreide, Quelle: https://cdn.britannica.com/44/136144-050-200CA3A5/Distribution-landmasses-regions-seas-ocean-basins-Cretaceous.jpg

Bornholm war zu Anfang der Kreidezeit ein Teil eines Küstenstreifens, wo sich entlang der Küste Sand und in den Nehrungen und Landzungen Lehm ablagerte. Die in der Kreide gebildeten Flüsse schnitten sich in das Gestein des Juras ein und dadurch wurden Teile des Kaolin und Quarzsand des Grundgebirges um- und schließlich in den Flussniederungen abgelagert.

Zu den überwiegend sandigen Ablagerungen der frühen Kreidezeit zählt man die Rabekke-, Robbedale- und Jydegård-Formation. Auf diesen Formationen folgt ein glaukonitreicher Grünsand mit zwischengelagertem, kieselsäurereichem Kalkstein der Oberen Kreide (sog. „Arnager-Bavnodde-Formation“).

Der Wechsel von den überwiegend sandigen Lagen zu Kalkgestein zeigt auch, das der Meeresspiegel zunehmend anstieg. Vor allem der Bavnodde-Sandstein zeigt eine reiche Vielfalt an Fossilien. So wurden neben Ammoniten, Belemniten, Brachiopoden, Muscheln und Schnecken – auch große Stücken von verkohltem Holz gefunden.

Gegen Ende der Kreidezeit kam es zu einer erhöhten Krustenaktivität, die dazu führte, das zu einem der Nordatlantik sich öffnete und zum anderen, das durch den Zusammenstoß der Europäischen und Afrikanischen Platten die Alpen gebildet wurde.

  • Känozoikum (vor 66 Millionen Jahre bis heute)

    • Quartär (vor etwa 2,6 Millionen Jahre bis heute)
      • Pleistozän (vor etwa 2,6 Millionen Jahre bis vor etwa 11.560 Jahre)

Nach dem Ende der Kreidezeit sank der Meeresspiegel deutlich, so das kein neues Material auf der Insel abgelagert werden konnte, denn die Insel lag deutlich über dem Meeresspiegel. Nur Zersetzung- und Erosionsprozesse konnten weiterhin auf der Insel stattfinden.

Dennoch haben tektonische Prozesse und eiszeitliche Gletscher deutlich ihre Spuren hinterlassen. Es ist anzunehmen, das die ersten Gletscher das lose Verwitterungsmaterial der Insel auf ihrem Weg nach Süden mitnahmen. Spuren wie Gletscherschrammen und Rundfelsen sind Zeugen, in welche Richtung sich die Gletscher bewegten. Diese Spuren lassen sich auf der gesamten Insel finden, doch wie oft insgesamt die Insel mit Eis bedeckt war, ist unbekannt.

Neben Gletscherspuren sind auch großflächige nacheiszeitliche Sedimente in Form von Sanddünen vor allem im Südosten Bornholms abgelagert worden. Heute erfreuen diese Dünen im Form des weißen Sandstrandes Dueodde jeden Strandbesucher.

Beispielhaft für alle Findlinge auf der Insel soll hier der Rokkestenen genannt werden. Dieser etwa 35 Tonnen schwere Findling liegt in den Paradisbakkerne, ein hügeliges Waldgebiet im Osten der Insel. Man kann den Findling zum Wackeln bringen, nur die richtige Stelle zum Drücken muss gefunden werden.

  • Aktuelle geologische Situation

Natürlich ist die Insel heutzutage nicht nur durch ihre geologische Vielfalt geprägt, sondern auch der Mensch hat nachhaltig seine Spuren auf der Insel hinterlassen. Neben Landwirtschaft und Tourismus gibt es auch noch aktiven Tagebau auf der Insel.

Ein Relikt des ehemaligen Kohleabbaus kann man an der Westküste der Insel bewundern. Hier, südlich von der Stadt Hasle, liegt die ehemalige Abraumhalde Kultippen. Im 20. Jahrhundert wurde hier noch aktiv Braunkohle und Ton gefördert.



Aufgrund seiner mondähnlichen Landschaft ist dieser Ort eine beliebte Lokalität auf der Insel geworden, von wo man aus wunderbare Sonnenuntergänge beobachten kann und dank der geringen Lichtverschmutzung können Astrofotografen hier ihrem Hobby nachgehen.


Quellen und lesenswerte Links

Zu Bornholm wurde viel geschrieben und geforscht. Hier findest du ein Auswahl zum Nach- und Weiterlesen:


Hast du einmal Bornholm besucht? Welche geologischen Lokalitäten kennst du dort? Welche Gesteine hast du auf Bornholm gefunden?

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