Hallo da draußen

Wanderung zu den Karsthöhlen bei Rakek

„Gehst du in eine Höhle, vergiss die Lampe nicht.“

Unbekannt

Für eine Nacht blieben wir bei unserer Reise durch Slowenien 2017 in Rakek. Rakek ist eine kleine Siedlung in der Gemeinde Cerknica in der Region Innerkrain. Bekannt ist diese Region vor allem durch den größten Sickersee der Erde: der Cerkniško jezero (deutsch: Zirknitzer See).

Doch nicht der See, sondern ein paar frei zugängliche Karsthöhlen haben uns in diese Region gelockt. So haben wir uns in Rakek für eine Nacht ein Hotelzimmer gebucht und am Tag unserer Abreise sind wir noch vor dem Frühstück aufgebrochen und haben die Karsthöhlen einen Besuch abgestattet.


Sonnenaufgang bei Rakek

Startpunkt Rakek

Start dieser morgendlichen Tour ist bei der Pfarrkirche, die dem heiligen Herzen Jesu geweiht und zur römisch-katholischen Erzdiözese Ljubljana gehört. Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche errichtet und zwischen 1935 und 1938 erfuhr es einige umfassende Baumaßnahmen und Erweiterungen.


Ein Blick auf die Pfarrkirche

Schräg gegenüber der Kirche auf anderen Straßenseite zieht eine große Tafel unsere Aufmerksamkeit auf sich. Zwar erhalten wir hier nur Informationen über das Dorf Rakek in slowenischer Sprache. Doch die topografische Karte kann jeder lesen. Ein auffallend roter Wanderweg verläuft von Rakek zu den Karsthöhlen, die im Süden liegen. Das ist unsere Route. Los gehts!

Der Weg zur Karsthöhle

Die Wegmarkierung, der wir folgen, ist ein weißer Punkt mit einem roten Außenring. Deutlich können wir ihn an Bäumen und an Steinen erkennen. Unter einer Eisenbahnunterführung hindurch nähern wir uns dem Waldabschnitt, wo sich die Karsthöhlen befinden.

Ein Schild verweist uns sogar nicht nur den Weg, sondern auch die Zeit, die wir bis dorthin brauchen. Sehr praktisch.


Auffälliger geht es nicht: rote Wanderschilder mit Zeitangabe

Schon bald entdecken wir auf dem Weg die ersten Spuren von Karst: ein großes Loch. Ab hier wird der Weg durch ein hölzernes Geländer gesichert.

Vorsichtig steigen wir den Weg in die Karsthöhle hinab.


Da unten ist ja ein Loch!

Wie Karsthöhlen entstehen

Auf dem Weg nach unten kommen wir an einer kleinen Tafel vorbei, die sowohl in slowenischer Sprache  als auch in englischer Sprache mit drei Abbildungen und zehn Punkten erklärt, wie Karsthöhlen entstehen. Kurz zusammengefasst gebe ich es mal hier wieder:

Der Anfang aller Karsthöhlen ist natürlich zuerst die Voraussetzung, dass sich der Untergrund aus Kalkstein besteht, zudem sollte sich ein unterirdischer Fluss, in dem Falle ist es der Fluss Rak, der sich seinen Weg durch das Kalkgestein bahnt. An der Erdoberfläche sieht man Karsttrichter (sog. Dolinen) und erste kleine Einbruchlöcher, die auf Hohlräume im Untergrund hinweisen.


Typische Einsturzlöcher im Karstgestein

Im Verlaufe der Zeit – vorwiegend durch Regen – vergrößert sich das Einbruchloch. Und aus den Dolinen entstehen ebenfalls weitere Einbruchlöcher. Ein eingestürzte Material lagert sich an der Höhlenwand ab, das dann durch den unterirdischen Fluss vorgetragen wird.

Es entsteht teilweise durch die verschiedenen Löcher eine natürliche Brücke. Die Höhlenwand wird im Verlaufe der Zeit durch Erosionsprozesse dünner und wird kollabieren. Das Material wird weiterhin vom Fluss fortgespült. Licht kann bis zum Höhlenboden eindringen und erster Pflanzenbewuchs am Höhlenboden und -wand tritt auf.

Im Tal Rakov Škocjan

Nach dem erfolgreichen Abstieg, der doch einiges an Zeit in Anspruch nimmt, sind wir unten. Eine völlig andere Welt erschließt sich uns hier. Riesige Höhlen und interessante Karsterscheinungen lassen sich aus nächster Nähe wunderbar erkunden. Dazu noch der urwald-ähnliche Bewuchs aus Farn, Buschen und einzelnen Bäumen.


Im Tal trifft Grau auf Grün

Überall finden wir wunderbare Fotomotive. Eine Steinbrücke erleichtert uns den Übergang von einem zum anderen Ufer. Klick. Klick. Klick. Unsere Kameras sind im Einsatz, denn für diese besonderen Motive haben wir sie mitgenommen. Mehr an Ausrüstung haben wir aber nicht mitgenommen.

Für ambitionierte (Hobby)-Höhlenforscher ist eine Trekkingtour durch das Höhlensystem Zelške jame sicherlich spannend. Der Eingang dazu befindet sich hier am östlichen Ende des Tals, ein eher unscheinbares Eisentor versperrt hier den Zugang dazu. Denn das mehr als vier Kilometerlange Höhlensystem kann man nur im Rahmen einer gebuchten Tour erkunden. Zudem ist hier spezielle Ausrüstung notwendig. Mehr Informationen über die Tour findest du hier (in englischer Sprache)


Hinter dem Eisentor verbirgt sich der Eingang zum Höhlensystem Zelške jame

Hier im Tal kann man gut die unterschiedlichen Stationen der Karsterosion beobachten. Das Rakov Škocjan ist ein etwa 2,5 Kilometer langes Tal, das seit 1949 aus Naturreservat ausgewiesen ist. Verantwortlich für die Höhlenbildungen und Durchbruch ist der aus den Zelške jame (deutsch: Selzach-Höhlen) kommende Bach Rak. Am Ende der Schlucht verschwindet der Fluss wieder in der Tkalca jama (deutsch: Weberhöhle).

Im Laufe der Jahrmillionen ist das Wasser des Flusses durch das kreidezeitliche Gestein eingedrungen, hat es gelöst und damit die Aushöhlungen und Durchbrüche erzeugt, die wir jetzt hautnah bewundern können.

Zudem haben wir Glück mit dem Wasserstand innerhalb der Höhlen. Da er sehr niedrig ist, können wir die Durchgangshöhlen sogar trocken durchqueren.


Zoe beim Fotografieren

Botanik auf dem Rückweg

Die ersten Sonnenstrahlen treffen jetzt auch ins Tal und es wird zunehmend wärmer. Unsere Mägen knurren. Zeit für den Rückweg. Wir verlassen das Tal auf den gleichen Weg, den wir auch hier genommen haben. Es geht also wieder bergauf.

Zurück durch den Wald, der jetzt dank der Sonneneinstrahlung heller und freundlicher erscheint, werfe ich noch einen Blick auf die verschiedenen blühenden Pflanzen. Zwei davon sind mir besonders aufgefallen.


In blauer Blüte: der Schwalbenwurz-Enzian

So entdecke ich einige Exemplare des Schwalbenwurz-Enzians (Gentiana asclepiadea), eine Pflanze, die in Deutschland als „gefährdet“ eingestuft ist. Sie wächst im Gebirge, in Deutschland kann man sie auf dem Brocken in recht großer Anzahl wiederfinden. Das Besondere bei dieser Pflanze ist die Art der Selbstbestäubung, da sie zu einer recht späten Zeit blüht, wo noch kaum Insekten, die für eine Bestäubung infrage kommen, fliegen.

Eine weitere Pflanze, die gerne auf kalk- und kieselhaltigen Böden wächst, ist der Knotige Storchenschnabel (Geranium nodosum). Diese in Südeuropa vorkommende Pflanze kommt in Höhen von 100 bis 1.300 Metern über dem Meeresspiegel vor. Bei dem Exemplar, das ich hier finde, kann man sehr gut den „Storchenschnabel“ erkennen. Der Name beruht auf das Aussehen des Fruchtstandes: Länglich und eigentümlich gestaltet, erinnert es an den Schnabel eines Storches.


Knotige Storchenschnabel (Geranium nodosum). Die namensgebende Fruchtstände sind gut zu erkennen

Wieder zurück in Rakek

Nach diesem kleinen Ausflug, der immerhin doch zweieinhalb Stunden dauerte, erreichen wir wieder das Dorf Rakek – und freuen uns jetzt mächtig auf das Frühstück. Zum Abschluss der Tour winkt noch eine kleine Überraschung. Wir entdecken eine Mauereidechse (Podarcis muralis), die sich gerade am Sonnen ist.


Eine Mauereidechse (Podarcis muralis) genießt die ersten Sonnenstrahlen des Tages

So hatten wir bei dieser kurzen Tour doch viel Natur gesehen: interessante Geologie, ein wenig Botanik und schließlich einmal Fauna in Form einer Eidechse.

Sie genießt wohl die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Und wir? Wir genießen jetzt unser Frühstück.

Weitere Impressionen

Fazit

Eine kurzweilige Tour, die sich nur in die Länge zieht, weil man die faszinierenden Karsthöhlen nicht so schnell verlassen möchte. Ein mystischer Ort, den man in dieser Form nur selten findet und daher einem sofort in seinem Bann zieht.

Sofern du von Rakek aus startet, brauchst du etwa eine Stunde bis du das Tal erreichst. Mit Aufenthalt im Tal und Rückkehr solltest du für die gesamte Tour mindestens 2,5 bis 3 Stunden einplanen. Der Weg ist nicht barrierefrei, daher nicht für Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer geeignet. Sofern ein gewisse Trittsicherheit vorhanden ist, können ältere Kinder diese Tour machen. Aber sowieso gilt auf allen Wanderungen „Betreten auf eigene Gefahr”.


Steckbrief

Wanderung zu den Karsthöhlen bei Rakek

Die Wandertour wurde mit Hilfe von komoot erstellt.

Einkehrmöglichkeiten

Bei dieser Tour gibt es keine Einkehrmöglichkeit, Brotzeit mitnehmen!

Wegbeschaffenheit

Der Weg ist zum größten Teil recht steinig, Trittsicherheit ist Voraussetzung


Quellen und lesenswerte Links

Hier erfährst du weiteres über die Karsthöhlen im Tal Rakov Škocjan:

Die Links wurde zuletzt am 30.06.22 abgerufen.


Warst du einmal bei den Karsthöhlen in Rakek? Hast du überhaupt einmal eine Karsthöhle besucht?

Wie war dein Eindruck?

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