Hallo da draußen

Die Natur von Masuren und Ermland – Teil 3 / Flora und Pilze

„Blumen müssen nicht schön sein. Sie sind es.“

© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz

Die Natur von Masuren – so vertraut im Anblick und doch einzigartig.

Sanfte wellige Hügel, weite Wälder, glitzernde See und ein wenig Ostsee. Das sind die Bilder im Kopf, wenn ich an meine Bikepacking-Tour in Ermland und Masuren zurückdenke. Auch erinnern mich diese Eindrücke an meine Wahlheimat Mecklenburg-Vorpommern. Doch nicht nur – denn Masuren und Ermland auch anders.

In der Artikel-Serie „Die Natur von Masuren und Ermland” stelle ich dir in drei Artikeln meine Natur-Beobachtungen und -Begegnungen in vor.

Hier ist der dritte und letzte Teil der Artikelserie: Flora und Fungus von Masuren und Ermland

Allgemeines zur Flora von Masuren und Ermland

Nicht nur die glasklaren Seen machen das Landschaftsbild Masuren und Ermland aus, sondern auch die weiten und dich Fichten- und Kieferwäldern, sowie grüne Felder und Wiesen in einer sanft welligen Hügellandschaft.

Dazu gesellt sich auch eine interessante Kulturlandschaft, die ich als Radfahrer sprichwörtlich „erfahren” durfte: die vielen Alleen, die sich durch Masuren und Ermland führten. Hier fiel mir sofort das dichte Blattwerk der Bäume auf, so dass man diese Alleen auch als „Baumtunnel” bezeichnen könnte.


Einer von vielen grünen Tunneln in Masuren

Pflanzen

In Ermland und Masuren gibt es eine unzählige Anzahl an Pflanzen und Blumen, die man beobachten kann.

Hier ist eine ganz kleine Auswahl von Pflanzen, die mir auf dem Radwegen begegnet sind.

  • Königskerzen (Gattung Verbascum)

Der auffällige lange Stängel, der mit vielen gelben Blüten besetzt ist, macht diese Pflanzengattung nahezu unverwechselbar. Bereits von einer Entfernung kann man die hochragende Pflanze bereits gut sehen. Königskerzen haben als Heilpflanzen eine große Bedeutung. Als Blütentee wirken sie bei Erkältungskrankheiten schleimlösend und der Pflanzensaft fördert die Wundheilung.


Fast schon verblüht: eine Königskerze (Gattung Verbascum)

  • Warzen-Spindelstrauch (Euonymus verrucosus)

In einem kleinen Waldabschnitt ist mir diese Pflanze begegnet. Die roten Kapselfrüchte fielen mir hierbei sofort ins Auge. Sie bestehen aus schwarzen Samen, die von einem rotfarbenen Samenmantel (sog. Arillus) umgeben sind. Aufgrund von Wind war es nicht so einfach, die Früchte zu fotografieren, aber irgendwie konnte ich doch die Früchte fotografisch festhalten.


Mit ihrer leuchtend rote Farbe fallen die Kapselfrüchte sofort auf

  • Einjährige Berufkraut (Erigeron annuus)

Das Einjährige Berufkraut gehört zu der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Es wird auch als Feinstrahl-Berufkraut bezeichnet, was sich auf die sehr feinen, nahezu nadelartigen Blütenblätter bezieht. Bis zu einem Meter tief in den Boden können die Wurzeln der Pflanze eindringen und daher gilt daher das Berufkraut auch als Pionierpflanze. Da sie sich weitgehend ungeschlechtlich vermehren kann, zählt sie in Mitteleuropa zu den wichtigsten invasiven Neophyten.



  • Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata)

Direkt an einem asphaltierten Radweg habe ich diese Pflanze mit ihren schönen dunkelvioletten Blüten entdeckt. Die Knäuel-Glockenblume ist eine ausdauernde krautige Pflanze, deren Blütezeit von Juni bis September reicht.



Allgemeines zu Pilzen in Ermland und Masuren

Pilze spielen in der masurischen Küche eine wichtige Rolle. Es war daher nicht überraschend bei meiner Bikepacking-Tour im Wald immer wieder Menschen zu begegnen, die nach Pilze suchten. Doch nicht nur im Wald, sondern auch in Wiesen und Feldern bin ich Pilzen aller Art begegnet.

  • Krause Glucke (Sparassis crispa)

Die Krause Glucke kenne ich auch unter dem Namen „Fette Henne”. Dieser schwammähnliche Pilz lebt parasitär und ist sogar essbar. Mein Exemplar habe ich aber am Fundort stehen gelassen. Die ungewöhnlich großen Fruchtkörper sind gar nicht mal so selten, so das einige Exemplare sogar bis zu 5 Kilogramm wiegen können.


Ein Größenvergleich (Ich trage Schuhgröße 40)

  •  Schopf-Tintling  (Coprinus comatus)

Dieser Pilz gehört ebenfalls ein Speisepilz. Allerdings sollte man beim Schopf-Tintling nur die jungen Exemplare essen. Junge Exemplare, die man noch als Speisepilz verwerten kann, erkennt man daran, dass sich der Hut noch nicht ausgebreitet hat und die Lamellen noch weiß oder rosig sind. Sie sollten aber nach dem Ernten bald verwertet werden, denn sie beginnen schnell tintig zu zerfließen und werden dadurch ungenießbar.



  • Kahle Krempling (Paxillus involutus)

Irrtümlicherweise wird der Kahle Krempling auch als Speisepilz angesehen (siehe Blogbeitrag: Ein Spaziergang durch die Westruper Heide), allerdings haben Personen, die den Verzehr dieser Pilze unbeschadet überstanden haben, nur einfach Glück gehabt. Der Kahle Krempling ist kein Speisepilz, sondern hochgiftig. Also stehen lassen und sich einfach so an den braunen, trichterartigen Pilzen erfreuen.



  • Fliegenpilz (Amanita muscaria)

Kein Pilz ist wohl auffälliger und bekannter als der Fliegenpilz. Markant ist sein unverwechselbarer leuchtend roter Schirm mit den weißen Flecken. Dieser Pilz trägt die toxisch wirkende Ibotensäure in sich, die nach der Einnahme u. a. Halluzinationen und Kreislaufversagen auslösen kann. Die Kulturgeschichte des Fliegenpilzes ist eine lange Geschichte und seine Verwendung als Rauschmittel geht bis in das 1. Jahrhundert nach Christus zurück (Stichwort: Mithraskult)

Doch diese Pilzart hat auch ihre guten Seiten, denn findet man ein oder mehrere Exemplare im Wald oder in einem Park, kann man sich glücklich schätzen, denn sie gelten als Anzeiger für naturnahe Lebensräume. Aufgrund seiner Bedeutung und auch Schönheit wurde daher im Jahr 2022 war der Fliegenpilz sogar zum Pilz des Jahres ernannt worden.




Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du weiteres interessantes Lesefutter zu Pflanzen und Pilzen von Ermland und Masuren:

Die Links wurden zuletzt am 30.06.2023 abgerufen


Hast du schon einmal Ermland und Masuren besucht? Welche Pflanzen und Pilze konntest du dort beobachten?

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