Der Phänologische Kalender
„Das Wetter richtet sich nach der Jahreszeit – doch woher weiß es Bescheid?“
© Erhard Horst Bellermann (*1937), deutscher Bauingenieur, Dichter und Aphoristiker
Ohne ihn wäre mein Leben ein pures Chaos: der Kalender.
Tage, Wochen und Monate eines Jahres habe ich dank ihm im Überblick. Ich kann mir wichtige Termine in ihm vermerken, Geburtstage eintragen, aber auch Dinge notieren, die ich an bestimmten Tagen nicht vergessen möchte. Alles im allem ein sehr nützliches Werkzeug.
Im Kalender (eigentlich „Gregorianischer Kalender“) stehen neben meinen eigenen Eintragungen oft schon die gesetzliche Feier- und Ferientage der Bundesländer und auch die Anfänge der verschiedenen Jahreszeiten (z.B. „Frühlingsanfang“). Doch fangen die jeweiligen Jahreszeiten immer an den Datum an, wann es angegeben ist?!
Hält sich die Natur an solche fixe Daten?
Eher nicht.
Man kann aber die Jahreszeiten in der Natur auch ohne fixe Daten bestimmen. Dazu muss man nur einen anderen Kalender verwenden: den Phänologischen Kalender.
Der Phänologische Kalender
Das Wort „Phänologie“ heißt wörtlich übersetzt „Die Lehre von den (natürlichen) Erscheinungen“.
Nicht wie bei einem normalen Kalender, werden die Jahreszeiten einfach in den 4 klassischen Jahreszeiten „Frühling“, „Sommer“, „Herbst“ und „Winter“ eingeteilt, sondern in ganze 10 Jahreszeiten unterschieden. Diese Jahreszeiten werden jeweils mit einer Leitphase eröffnet.
Diese Leitphasen befassen sich mit dem periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen, die als „Zeigerpflanzen“ bezeichnet werden. Sie zeigen den Beginn oder das Ende einer jeweiligen Jahreszeit an.
Diese 10 Jahreszeiten sind jeweils hier kurz erläutert:
Hinweis: Die hier aufgezeigten Jahreszeiten gelten jedoch nur für Mitteleuropa. Für andere Regionen der Erde gelten andere Zeigerpflanzen und dadurch auch andere Jahreszeiten. Zudem ist es ja möglich, dass einige Jahreszeiten nur kurz oder gar nicht in einigen Regionen der Welt auftreten können.
Um sich einen Überblick über die einzelnen Jahreszeiten im Zusammenhang zu machen, wird die „Phänologische Uhr“ verwendet. Beispiele findest du hier, hier und hier.
Tiere als phänologische Anzeiger
Bei der Phänologie werden nicht nur die Veränderungen der Flora erfasst, sondern auch das Verhalten von Tieren kann Hinweise darauf geben, welche Jahreszeit zurzeit herrscht.
Hier sind einige Verhaltensweisen von Tieren, die an Jahreszeiten gebunden sind, als Beispiel aufgeführt:
- das erste Fliegen der Bienen
- die ersten Schmetterlinge im Jahr
- der erste Kuckucksruf
- die ersten Maikäfer
- Vogelzug
- Balzverhalten usw.
Die phänologischen Tierbeobachtungen dienen hier als Ergänzung. Können aber im Notfall auch als Ersatz für fehlende „Zeigerpflanzen“ dienen, falls diese im Beobachtungsgebiet fehlen sollten.
Also Augen auf auch in der Tierwelt!
Wozu braucht man den phänologischen Kalender?
Führt man in einer Region jahrelange oder sogar jahrzehntelange phänologische Beobachtungen durch, kann man Rückschlüsse auf das Klima beziehen.
Die erfassten Daten („Phänometrie“) sind durch ihre Langzeitbeobachtung ein wichtiges Hilfsmittel für die Erfoschung des Klimawandels geworden. Denn hier lässt sich direkt am Beobachtungsobjekt eine Entwicklung feststellen und daraus ist es möglich Klima- und Wettermodelle für die Zukunft zu erstellen.
Doch nicht nur für die Wissenschaft ist der phänologische Kalender von Bedeutung. Auch Gärtner und Landwirte können von diesem Kalender profitieren, der doch recht zuverlässig und unabhängig von Kalenderdaten oder Region ist.
Hier ist nur eine gute Beobachtungsgabe und natürlich die Kenntnis der Zeigerpflanzen in der jeweiligen Jahreszeit nötig.
Der „Phänologische Beobachter“!
Das Thema „Phänologie“ fetzt!!! Ich bin Feuer und Flamme für dieses spannende Thema.
Seit ich mich damit beschäftigte, schaue ich mich nach den „Zeigerpflanzen“ um und springe vor Freude in die Luft, wenn ich so eine spezielle Pflanze entdecke. Wer hätte das gedacht dass, das ich mich auch mal intensiver mit Flora als mit Fauna und Gesteinen auseinandersetze – dennoch bleibe ich natürlich weiterhin der Geologie und Zoologie treu.
Wie sieht es bei dir aus? Geht es dir genauso wie mir?
Hast du bereits ein paar phänologische Beobachtungen in diesem Jahr gemacht?
Oder beobachtest du schon von einem Standort her schon eine ganze Weile bzw. Monate oder Jahrelang die Natur?
Dann melde dich doch beim Deutschen Wetterdienst (DWD) als zukünftigen „Phänologischer Beobachter“ an. Sobald man dort als phänologischer Beobachter registriert ist, erhält man eine Anleitung zur Erfassung der phänologischen Daten und das Beobachten kann schon losgehen. Deine Aufgabe wird dann sein, über das ganze Jahr phänologische Daten für das DWD zu sammeln. Für diese ehrenamtliche Tätigkeit wird sogar eine Aufwandsentschädigung von 250 € pro Jahr gezahlt (Stand: Februar 2021).
Bei Interesse einfach hier auf den Link klicken und schauen, in welchem Gebiet noch Beobachter gesucht werden. Vielleicht ist ja auch dein Gebiet dabei?
Du musst aber kein offizieller „Beobachter“ sein, um die derzeitige phänologische Jahreszeit herauszufinden. Du musst einfach nur hinaus gehen und nach den „Anzeigerpflanzen“ Ausschau halten.
Ich wünsche dir dabei viel Spaß und viel Erfolg!
Quellen und lesenswerte Links
Im Netz gibt es unzählige Webseiten, die sich mit der Phänologie beschäftigen. Hier ist eine kleine aber feine Auswahl, die ich lesenswert finde:
- Phänologischer Kalender – www.mein-schoener-garten.de
- Phänologische Jahreszeiten – Deutscher Wetterdienst (DWD)
- Ein Gartenplaner für alle Jahreszeiten – www.br.de
- Wetterlexikon des Deutschen Wetterdienstes (DWD)
- Webseite des DWD – kurze Erläuterungen der einzelnen phänologischen Jahreszeiten
- Interview mit einem phänologischen Beobachter – www.kistengruen.de
- Phänologischer Kalender – www.phlora.de
- Der Phänologische Kalender – www.deacademic.com
- Duft der Jahreszeiten – www.gaissmayer.de
Was sind deine phänologischen Beobachtungen in diesem Jahr? Bist du vielleicht phänologischer Beobachter und kannst über deine Arbeit erzählen?
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