Hallo da draußen

Rettet die grünen Tunnel in Deutschland! (#TagderAllee)

„Ich liebe die graden Alleen mit ihrer stolzen Flucht.
Ich meine sie münden zu sehen in blauer Himmelsbucht.“
(Auszug aus „Die Allee“)
© Christian Morgenstern (1871 – 1914), deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer

– Dieser Artikel wurde vom „Tag der Allee“ inspiriert, der jedes Jahr am 20. Oktober gefeiert wird –

Mecklenburg-Vorpommern ist nach Brandenburg das Bundesland, das die meisten Alleen besitzt. Ich lebe nun seit über 2 Jahren in „Meck-Pomm“ und egal wohin ich bisher innerhalb dieses Bundeslandes gereist bin, meine digitale Fotosammlung zeigt, dass nahezu bei jeder Reise eine Allee als Fotomotiv dabei ist.

Doch warum gibt es ausgerechnet hier so viele Alleen?

Woher kommt deren Faszination?

Und warum gibt es den „Tag der Alleen“?

Diesen und weiteren Fragen bin ich auf die Spur gegangen.


Allee in Schwerin
Eine Allee im Park

Doch zuerst muss ich wissen, was eine Allee überhaupt ist. Hier hilft mit der DUDEN weiter, der besagt, dass eine Alle eine „von hohen Bäumen dicht gesäumte Straße oder (Park)weg“ ist. Mit dieser Definition gebe ich mich nicht ganz zufrieden, denn ich stelle fest, eine Allee ist erst eine Allee, wenn diese Bäume alle von der gleichen Art sind. Sonst wäre jeder Weg mit Bäumen an seinen Seiten automatisch eine Allee.

Man merkt sich also: Eine Allee ist eine von hohen Bäumen gleicher Art dicht gesäumte Straße oder (Park)weg.

Faszination Allee

Betritt man im Sommer eine Allee, meint man durch einen grünen Tunnel hindurchzugehen. Vor allem Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben eine stattliche Anzahl vorzuweisen. Würde man z.B. alle Alleen in Mecklenburg-Vorpommern verbinden, würde es eine Strecke ergeben, die von Lissabon bis nach Moskau reicht. In Zahlen ausgedrückt: 4.357 km.

Auch Rügen, die größte deutsche Insel, wäre nicht die Insel ohne seine zahlreichen Alleen. Hier beginnt auch die Deutsche Alleenstraße, die von der Insel Rügen über Stralsund aufs Festland in Richtung Süden bis zum Bodensee führt.

Der erste Routenabschnitt Rügen – Rheinsberg wurde 1993 eröffnet und kontinuierlich nach Süden hin erweitert. Mittlerweile umfasst die „Deutsche Alleenstraße“ eine Länge von 2.400 km.


Allee bei Zierow
Eine Fußgängerallee

Die Idee zur „Deutschen Alleenstraße“ stammt vom Forstwissenschaftler Hans-Joachim Fröhlich. Er hat mit weiteren Interessenten und in Zusammenarbeit mit dem ADAC die Arbeitsgemeinschaft „Deutsche Alleen“ gegründet und damit in Angriff genommen, eine Verkehrsstrecke von Norden nach Süden zu bilden. Zudem sei das Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft, Alleen zu erhalten, pflegen und zu schützen. Auch das Aufpflanzen alter Alleen, die aufgrund von Straßenbaumaßnahmen zerstört wurden, gehört zu ihren Aufgaben.

Kulturgut und Biotop…

Alleen sind ein Kulturgut, das ihren Anfang im 18. Jahrhundert hat. Mecklenburg-Vorpommern ist bekannt als das Land der 1000 Seen und Schlösser und wo ein Schloss ist, ist ein Schlossgarten nicht weit. Hier dienen Bäume dazu, Wege abzugrenzen oder einfach als Zierde am Weg. Dies kann man heute noch auf Putbus auf Rügen, Klütz oder Ludwigslust beobachten. Diese Mode der Landschaftsgärtnerei kam aus Frankreich. So ist es auch kein Wunder, dass das Wort „Allee“ ebenfalls aus französischen abgeleitet ist und einfach gehen bedeutet.

Diese Tätigkeit sollte man auch am besten tun. Gehen. Nicht mit Auto, Fahrrad oder vielleicht mit einer Kutsche. Eine Allee sollte man zu Fuß erfahren.


Schwerin Allee
Eine Allee im Park

Bis heute ist die Allee ein Sinnbild für Ordnung, geben Orientierung und sind natürlich beim Reisen ein tolles Fotomotiv – vor allem wenn man hindurchfährt oder hindurch wandert. Besonders im Sommer kann man, dank der zueinander geschlossenen Kronen, das Phänomen eines „grünen Eisenbahntunnel“  beobachten.

Alleen genießen einen besonderen Schutz in Mecklenburg-Vorpommern, denn in der Landesverfassung unter Punkt 3 „Staatsziele“ steht im Artikel 12 Absatz 2 „Land, Gemeinden und Kreise schützen und pflegen die Landschaft mit ihren Naturschönheiten, Wäldern, Fluren und Alleen […].

Kein Wunder, dass Alleen zu den üblichen Bild von Mecklenburg-Vorpommern gehören. Doch neben ihren kulturellen Wert haben sie auch eine wichtige biologische Funktion. Sie verbinden voneinander getrennte Lebensräume und bieten Brut- und Rastplätze für Vögel, Insekten und Kleinsäuger an. Alleen spenden Schatten und bieten einen Wind- und Regenschutz. Sie verringern den Straßenlärm und binden Staub und Abgase. Die Alleebäume speichern außerdem den Kohlenstoff der z.B. beim Autofahren entsteht. Allgemein ist also zu sagen, dass Alleen wichtig für den Umwelt- und Naturschutz.

…und ein aktuelles Beispiel

Aufgrund ihrer Bedeutung für Mensch und Natur könnte man davon ausgehen, das Alleen auf ewig Bestand haben. Doch das ist nicht so, den viele Alleen sind in ihrer Existenz gefährdet

Sei es durch Tausalz im Winter, zu viel Stickstoff aus der Landwirtschaft oder Beschädigungen der Wurzeln durch den Straßenbau. Auch unsachgemäße Pflegemaßnahmen und Überalterung und unzureichende Nachpflanzung sorgen dafür, das Alleen langsam aber sicher aussterben. Doch es gibt zum Glück einige Initiativen und Menschen, die diesen Fakt nicht einfach so hinnehmen.

Ein aktuelles Beispiel von so einer Bürgerinitiative findet man sogar in meiner Stadt Schwerin im Stadtteil Neumühle. Hier herrscht in der Straße „Am Immensoll“ eine Protestaktion mit Plakaten und Transparenten an Hauswänden und Bäumen. Sprüche wie „Rettet mir vor dem Abholzen“ oder „Stoppt das Abholzen der Bäume in der Stadt“ sind an den Bäumen zu lesen.


Schwerin nachts
Eine von vielen Alleen in Mecklenburg-Vorpommern

Der Grund für diese Aktion besteht wohl schon seit knapp einem Jahr. Die Stadt plant, die Straße weiter in Breite auszubauen, damit der Gegenverkehr selbst bei entgegenkommenden Bussen fahren kann. Zumal müssen Straßenschäden behoben werden. Für diese Maßnahmen müssen aber die alten Linden, die die Straße beidseitig säumen, weichen. Ein Skandal für die Anwohner der Straße. Zumal nicht nur die schönen alten Bäumen gefällt werden, sondern auch das die Bewohner der Straße noch zusätzlich für die Baumaßnahmen zur Kasse gebeten werden.

Noch steht kein Ergebnis (Stand 22.10.2018) fest, was mit den Bäumen in „Am Immensoll“ passieren soll. Ich persönlich hoffe nur, das die Bürgerinitiative „Am Immensoll“ Erfolg haben wird und die Bäume erhalten bleiben. Es ist eine wunderschöne Allee hier mitten in Schwerin – warum wegen ein paar Meter Asphalt und Bequemlichkeit für Autofahrer zunichte machen?!

Hier heißt es erst mal abwarten und das Beste hoffen.

Mehr zu diesem Thema:  Anwohner kämpfen um ihre Allee –  Schweriner Volkszeitung (19.06.2018)

Wie kann man Alleen helfen?

Bei der aktuellen Situation der Alleen kommt da die Frage auf, was man als einzelne Person überhaupt tun kann. Als erste Anlaufstelle ist der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) zu nennen, der sich seit Jahren für den Erhalt der Alleen einsetzt. Hierzu kommen noch viele ehrenamtliche Helfer, die vor allem in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt beim Schutz und Pfleger der Alleebäume kümmern.

Beim BUND hat man die Auswahl, sich entweder ehrenamtlich bei den Ortsgruppen zu engagieren oder eine Patenschaft für einen Baum zu übernehmen. Auch eine Patenschaft für eine Allee zu übernehmen ist möglich. Mehr Informationen darüber, findet man hier:

Wer eher auf kreative Weise den Alleen helfen möchte, kann beim deutschlandweiten Foto-Wettbewerb „Allee des Jahres“ mitmachen. Dieser Fotowettbewerb wird jedes Jahr vom BUND organisiert und ausgerichtet. Teilnehmer darf jeder, der gerne Alleen fotografiert. Weiteres zu den Teilnahmebedingungen findet man hier.

Vertreter der Wettbewerb-Organisation bilden die Jury, die die Foto-Einsendungen bewerten. Beim „Tag der Allee“ werden dann die drei Jahressieger gekürt. Hinzu kommt noch ein Sonderpreis für „Alleen in Parkanlagen“. Beim folgenden Link kann man sich einen Einblick auf die bisherigen Sieger erhalten.

Mit dieser Prämierung möchte der BUND darauf aufmerksam machen, dass Alleenbäume in ihren Bestand gefährdet sind und daher unseren Schutz brauchen. Denn sie sind nicht nur erhaltenswertes Kulturgut, sondern tragen einen großen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz.


Quellen und lesenswerte Links

Wer sich mehr über die „grünen Tunnel“ in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus informieren möchte, sollte die folgenden Links anklicken oder die Buchempfehlung anschauen:

Buch

  • Bäume, Wälder und Alleen in Mecklenburg-Vorpommern; Hans Dieter Knapp, Thomas Grundner, Hinstorff Verlag, 2004, 144 Seiten, ISBN 9783356010305 – ein breitformatiges Buch mit vielen Informationen und tolle großformatigen Bildern, die dazu einladen einmal die fotografierten Orte zu besuchen

Links


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