Hallo da draußen

31. HWN-Tour: Von Schierke nach Drei Annen Hohne

„Wo immer wir wandern, winken Wunder.”

© Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge

Heute heißt es Abschied nehmen, denn ein Harz-Wanderwochenende (29. HWN-Tour, 30. HWN-Tour) geht zu Ende. Heute machen wir aber nochmal eine Tour, bevor wir – B. und ich – dem nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands „Tschüss!” sagen.

Auf dem Naturlehrpfad

Früh morgens verlassen wir den kleinen Ort Schierke über den Ottoweg, der uns direkt zum Schierker Bahnhof führt. Auf diesem Weg befindet sich auch ein Abschnitt eines etwa 4,5 km langen Naturlehrpfades, der als Rundweg ausgeschildert ist. Dieser informiert mit Holzschildern den Wanderer über die Fauna des Harzes. Hierzu zählen z. B. der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes), die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) oder der Waschbär (Procyon lotor) aufzeigen.

Trotz starkem Bewuchs können auf der linken Seite des Weges ein Teil einer Felsformation ausmachen. Es stellt sich als die Vaupels Klippe (oder Vaupelsklippe) heraus. Eine große Tafel wurde am Weg dazu aufgestellt und erklärt, wie die Granitfelsen im Harz zu ihrem jetzigen Aussehen gekommen sind. Stichwort Wollsackverwitterung. Diese Erosionserscheinung kann man überall bei den Harzklippen beobachten.


Ein wenig versteckt: die Vaupelsklippe

Hierbei handelt es sich um eine Verwitterungsform, wo das scheinbar massive Gestein durch chemisch-mechanische Prozesse in vereinzelte Gesteinsblöcke mit rundlichen Formen umgewandelt wird.

Diese Prozesse finden im Inneren des Gesteins statt, denn das Granit-Gestein ist kein absolutes homogenes Gestein, sondern ist von kleinen Klüften und Spalten durchdrungen. Dort dringt Wasser ein und zersetzt so langsam das Gestein. Da Ecken und Kanten eine große Angriffsfläche bilden, werden diese zuerst vom Wasser zersetzt und so entstehen langsam die abgerundeten Gesteinsbrocken.

Zu den Feuersteinklippen

Beim Bahnhof Schierke angekommen, folgen wir dem Wegweiser in Richtung „Kleiner und Großer Feuerstein”. Der Große Feuerstein ist das Wahrzeichen des Ortes Schierke. Nicht umsonst ziert dieser Felsen auch die Flaschen des „Schierker Feuerstein”, dem bekannten Kräuterlikör des Ortes.

Es führt zwar eine Art Waldschneise zu den Felsformationen, dennoch wirkt es so, als wären die beiden großen Felshärtlinge ein wenig im Wald versteckt. Auf jeden Fall ist ihr Anblick recht beeindruckend, als wir diese erreichen. Auch der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe war 1784 ebenfalls hier gewesen, um geologische Studien zu betreiben. Eine kleine Tafel vor dem Felsen erinnert an seinem Besuch.


Eine felsenreiche Waldschneise führt direkt zum Feuersteinfelsen

Der Name „Feuerstein” ist ein wenig irreführend, da die Feuersteinfelsen nicht aus Feuerstein, sondern aus Granit bestehen. Dennoch wird dem Gestein nachgesagt, dass wenn es mit Stahl angeschlagen wird, Funken sprühen. Einen andere Erklärung für den Namen könnte die Bedeutung der einzelnen Härtlinge als Signalfeuer sein.

Auffällig bei den Felsen ist zudem ihr orthogonal angelegtes Kluftsystem und die charakteristische Wollsackverwitterung, die man bei allen Harzklippen, die aus Granit bestehen, beobachten kann.

Mooksbruch und Ahrensklint

Der Wald lichtet sich ein wenig, als wir die Feuersteinklippen in Richtung Norden wieder verlassen. Es geht zügig bergauf durch den Harzer Bergwald, bis wir die ersten Holzstege sehen. Hier beginnt das Regenmoor Mooksbruch.

Regenmoore – auch als Hochmoore bezeichnet – entstehen allein durch den Regeneintrag und werden durch eingetragene Mineralsalze aus der Luft versorgt. Das führt dazu, dass sich hier ein einzigartiges Biotop bilden kann.


Ein Holzbohlenpfad führt sicher durch das Moor

Nachdem die letzten Holzstufen auf dem Moorpfad erklommen sind, brauchen wir nur noch wenige Gehminuten, bis wir unsere erste Stempelstelle erreichen: Ahrensklint. Gestern mussten wir bei unserer großen Tour diese Stempelstelle stehen lassen, weil es bereits dämmerte und wir nicht in Schierke bei völliger Dunkelheit ankommen wollten. Jetzt aber liegt die Stempelstelle wunderbar auf dem Weg und so nehmen wir heute den Stempel mit der Nr. 13 mit.

Ahrensklint ist – wie auch der Feuerstein – eine Granitklippenformation. Wir steigen auf die Klippe hinauf und vor uns eröffnet sich ein toller Rundumblick zum Brocken, dem Wurmberg, den Leistenklippen und auf Oberschierke.


Harzer Bergwelt

Der Name Ahrensklint ist eine Ableitung der Bezeichnung Arneklint („Adlerfels“). Damit wurde ein Forstort im Schierker Gebiet bezeichnet.

Durch das zweite Moor

Als wir den 848 Meter hohen Erdbeerkopf umrundet haben, wartet das nächste Moor auf uns. Hier wurde ebenfalls ein Holzbohlenstieg errichtet und so kann man ohne Probleme durch das Moor gehen. Zudem geht es hier auch recht zügig hinauf, doch dank der Holzstufen ist diese Art des Anstiegs weitaus weniger anstrengend, als wenn man sich auf einem felsigen Pfad durchkämpfen müsste.
Hierbei schauen wir auch ab und an hinter unsere Schulter, denn die Landschaft hier ist einmalig. Die sollte einmal mit einem Blick (und Foto s. u.) würdigen.

Tolle Aussicht, wenn man sich auf dem Weg nach oben einmal über die eigene Schulter blickt

Das namenlose Moor ist wie das Moor Mooksbruch ein Regenmoor und auch hier können wir die einzigartige Pflanzenwelt eines Moors ausmachen.

Zu einem wächst hier das Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum), das man dank seines  „Wollschopfes” sofort erkennen kann. Diese „Wattebälle” zeigen aber nicht das Gras in seiner Blüte steht, sondern den bereits einsetzenden fruchtenden Zustand.


Leicht zu erkennen: das Wollgras

Neben Wollgras gibt es hier auch weitere faszinierende Pflanzen zu beobachten. Zu den interessantesten Funden gehören einige Exemplare des Rundblättrigen Sonnentaus (Drosera rotundifolia), eine fleischfressende Pflanze, die zwar noch häufig in Deutschland vorkommt, aber dennoch durch die Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz steht.

Was wie Tau auf den Blättern aussieht, ist in Wirklichkeit ein klebriges Sekret, das zum Fangen von Insekten dient. Sie werden von den roten, haarfeinen Drüsenhaaren gebildet, die man auch als Tentakel bezeichnet. Der Verdauungsprozess eines erfolgreichen Insektenfangs dauert etwa acht bis zwölf Stunden.


Noch häufig, dennoch streng geschützt: der Sonnentau

Leistenklippe

Nach dem Moor folgt wieder Harzklippen und der nächste Stempelkasten. Bei den Leistenklippen angekommen, drücken wir den Stempel mit der Nr. 10 in unsere Stempelhefte.

Eine Eisenleiter führt uns nach oben auf die Felsformation. Auf der Klippe kann man wunderbar auf den Brocken blicken, der nur etwa 10 Kilometer Luftlinie entfernt ist. Aber auch der Blick zum Wurmberg und nach Wernigerode ist einmalig.

Hier stehen wir auf etwa 901 Metern ü. NHN. Damit haben wir auch den höchsten Punkt unserer heutigen Tour erreicht. Ab jetzt geht die Tour nur noch bergab.


Ausblick von der Leistenklippe

Trudenstein

Zügig bergab geht es auf dem gleichen Weg zurück, den wir zu den Leistenklippen nahmen. Dann am Moorsteig vorbei führt uns der Abstieg weiter zum Trudenstein. Am Trudenstein angekommen erwartet uns – wie sollte es anders sein – ebenfalls Harzklippe. Der Name Trudenstein bekam seinen Namen aufgrund dass die Felsformation einer Drude ähnlich sah; einer altdeutschen hexenähnlichen Sagengestalt. Ganz nüchtern betrachtet besteht die Felsformation, wie auch die anderen Harzklippen, aus Granit und zeigt auch Ansätze der Wollsackverwitterung.



Und auch hier erleichtert eine Eisenleiter das Besteigen des Felsens. Da die Aussichtsplattform nicht sehr groß ist und bereits einige Besucher auf dem Felsen sind, müssen wir ein wenig warten bis wir an der Reihe sind, da es sonst zu voll wird.

Von der Aussichtsplattform aus kann man wunderbar zu den Orten Elend und Schierke und zum Berg Stöberhai blicken. Nach unserem Aufstieg geht es schnell wieder die Leiter hinunter. Natürlich suchen wir auch den Stempelkasten mit der Nr. 17. auf, der unmittelbar vor dem Felsen steht.

Flitzen am HohneHof nach Drei Annen Hohne

Als wir den Trudenstein wieder verlassen, stellen wir fest, dass Zeit ganz schön weit vorangeschritten ist. Ob wir den Bus bei Drei Annen Hohne erwischen? B. und ich nehmen die Beine in die Hand und gehen mit hastigen Schritten die letzten Kilometer durch den Harzer Bergwald.


Das Teil des großen Eingangstores vom HohneHof

Beim HohneHof angekommen, haben wir leider keine Zeit uns mehr mit diesem Natur-Erlebniszentrum auseinander zusetzen, denn es geht jetzt um Minuten. Doch als wir die Bushaltestelle Drei Ahnen Hohne endlich erreichen, ist der Bus schon abgefahren; und damit verpassen wir auch unsere Zugverbindung. Mist.

Naja, kann man nichts machen. Wir überbrücken die Wartezeit letztendlich damit, dass wir den Wandertag nochmals gedanklich Revue passieren lassen.

Fazit

Mit knapp 11 Kilometern gehört diese Tour zu einer der kürzeren Harztouren, die ich bisher absolviert habe. Dennoch sollte man die Anstiege zu den einzelnen Klippen auf dieser Tour nicht unterschätzen. Man sollte also reichlich Zeit für diese Tour einplanen.

Die Anstiege sind fordernd, doch es winken – neben den obligatorischen Stempelkästen der Harzer Wandernadel – auch wunderbare Ausblicke in die Harzer Berglandschaft mit bekannten Bergen wie Brocken oder Wurmberg.

Sowohl für Einzelgänger als auch für Gruppen und Familien ist diese Wanderung durchaus empfehlenswert, da sie sehr abwechslungsreich ist. Harzklippen, Moore und zum Abschluss einen Kaffee trinken im Café des HohneHofes (den wir leider nicht testen konnten) und die Wanderung Revue passieren lassen.

Impressionen


Steckbrief

Karte

Anfahrt

Bus

Mit der Buslinie 264 von Wernigerode nach Schierke

Brockenbahn

Die Brockenbahn hält am Bahnhof Schierke

Wegbeschaffenheit

Vorwiegend Waldwege, über Moore führen Holzbohlenwege, bei den Harzklippen werden die Wege schmaler und hier ist aufgrund des felsigen Untergrunds eine gute Trittsicherheit gefragt

Einkehrmöglichkeiten

Nur in Schierke und beim HohneHof – also Start- und Zielort – hat man die Möglichkeit einzukehren. Für die Tour sollte man daher genügend Proviant und Trinken mitnehmen.

Aufgesuchte Stempelstellen (nach chronologischer Reihenfolge)

Nr. 13 – Ahrensklint

Nr. 15 – Leistenklippe

Nr. 17 Trudenstein


Quellen und lesenswerte Links

Hier findest du Lesestoff bezüglich unseres Touren-Start- und Zielortes und den Themen Harzer Moore, Wollsackverwitterung und Nationalpark Harz:

Die Links wurden am 30.11.2021 aufgerufen. 


Warst du bereits im Nationalpark Harz? Welche Klippen hast du dort besucht? Hast du eine Lieblingsklippe?

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