Der phänologische Kalender: der Spätsommer
„Zarteste Schönheit
Im Spätsommer erblüht
Herbstanemone“
© Dietlinde Heider (1943 – 2013), deutsche Autorin
Och nööö! Muss der Sommer jetzt schon vorbei sein?
Wie jetzt die letzten Tage zeigen, kann es mal mit den Temperaturen ein auf und ab gehen. Die Uhr ist zwar noch nicht auf Winterzeit gestellt, doch die längsten Tage sind vorbei und es folgen nach Tropennächten wieder laue Sommerabende. Der Herbst sitzt in den Startlöchern.
Wie bereits im Blogartikel “Phänologischer Kalender” beschrieben, gibt es in der Phänologie keine vier, sondern 10 Jahreszeiten, die nach den periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen unterschieden werden.
Hier stelle ich nun im Detail die sechste Jahreszeit vor: der Spätsommer.
Typisch Spätsommer!
Heiß. Heißer. Sommer?!
Ja und Nein. In den letzten Tage stiegen die Temperaturen nochmals stark an. Doch die Tage werden jetzt langsam wieder kürzer. Der Somme hatte bereits seinen Höhepunkt erreicht und bereitet sich jetzt auf den Herbst vor. Sommergewitter nehmen ab und auch die Nächte sind keine Tropischen Nächte mehr. Die Temperatur sinkt nachts hier unter 20°C. Im Alpenraum kann es sogar regional zu Frost kommen.
In der Landwirtschaft fängt jetzt die Getreideernte an. Der Winterroggen und der Winterweizen werden zuerst geerntet. Der Hafer bildet den Abschluss dieser Erntezeit. Die erste Heuernte ist auch soweit abgeschlossen, während die zweite Ernte, auch Grummet genannt, noch stattfindet.
Wir erfreuen uns jetzt an den vielfältigen Früchten, die in unseren Garten wachsen. Die ersten Äpfel und Pflaumen können geerntet werden. Diese und andere Früchte wie z.B. die Felsenbirne oder die Vogelbeere zeigen an, dass der Spätsommer da ist.
Den Abschluss findet diese Jahreszeit, wenn die Heide in einem rosa-violetten Ton blüht. Dann beginnt der Frühherbst.
Zeigerpflanzen des Spätsommers + Beobachtungstipps
In der Phänologie werden hauptsächlich mit Hilfe sogenannter “Zeigerpflanzen” die jeweiligen Jahreszeiten bestimmt.
Ich stelle dir hier typische Zeigerpflanzen des Spätsommers vor, die man in der Bundesrepublik Deutschland finden kann.
Frühapfel (Malus domestica)
Der Frühapfel ist keine einzelne Sorte, sondern so werden alle Äpfel bezeichnet, die bereits im Juli reif werden. Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Sommeräpfeln, wobei der bekannteste der „Weiße Klarapfel“ ist. Er gehört auch zu den typischen Anzeigerpflanzen des Spätsommers.
Die Sommeräpfel gehören zu den Apfelsorten, die sich nicht gut lagern lassen, sondern eher zum sofortigen Verzehr („Tafelobst“) geeignet sind.
Beobachtungstipps
- Äpfel kann man überall da finden, wo es Streuobstwiesen und Gärten gibt
Frühzwetschge (Prunus domestica)
Wie bei dem Frühapfel gibt es auch bei der Frühzwetschge nicht eine einzige Art, sondern mehrere Sorten. Auch hier zeigt die Reifung der Früchte an, dass der Spätsommer nun da ist.
Zwetschgen sind keine Pflaumen. Sie gehören zwar als Unterart der Pflaume dazu, doch der Unterschied liegt in ihrer Form. Pflaumen sind rundlich und haben ein rötliches Fruchtfleisch. Zwetschgen sind dagegen eher eiförmig und haben ein gelbes Fruchtfleich.
Beobachtungstipps
- Zwetschgen kann man überall da finden, wo es Streuobstwiesen und Gärten gibt.
Eberesche (Sorbus aucuparia)
Sind die Früchte der Eberesche reif, dann ist der Spätsommer da. Sie wird dank ihrer auffällig rot-leuchtenden Beeren auch „Vogelbeere“ genannt. Die roten Beeren sind zwar nicht giftig, aber nur bedingt essbar.
Die Eberesche wird oft wegen ihrer dekorativen Blüten- und Fruchtbeständen als Zierbaum in Gärten und Parks gehalten. Auch gegenüber Emissionen zeigt er eine hohe Resistenz. Daher ist er auch häufig als Alleenbaum an Straßen und Wegen zu finden.
Beobachtungstipps
- Der Name ist Programm: die Vogelbeere wird von einigen einheimischen Vögeln gerne als Nahrungsquelle aufgesucht – Perfekt um Phänologie mit Birding kombinieren!
Besenheide (Calluna vulgaris)
Dank dieser Pflanze erstrahlt nicht nur die Lüneburger Heide in einem rot-violetten Ton. Doch wem ist diese Farbe zu verdanken?
Es ist das Heidekraut, auch Besenheide genannt, die jetzt im Spätsommer blüht und gleichzeitig auch das Ende dieser Jahreszeit ankündigt.
Beobachtungstipps
- Laut einer Faustregel ist die Heideblüte vom 8.8 – 9.9 jeden Jahres
- Wer dem Trubel der Lüneburger Heide in der Heideblüte-Zeit entgehen will, soll mal die folgende Heide aufsuchen: Westruper Heide
Quellen und lesenswerte Links
Hier findest du einiges an Informationen zur phänologischen Jahreszeit „Spätsommer“:
- Spätsommer: typisches Wetter und Phänologie
- Homepage des Pomologen-Verein (Obstbaukunde)
- Phänologie – Deutscher Wetterdienst
Wie erlebst du den Spätsommer? Welche Anzeigerpflanzen hast du entdeckt? Hast du die Heideblüte besucht?
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