Einmal quer hindurch – Ein Spaziergang auf der Insel Poel
„Nichts ist schwieriger, als einfach zu gehen.“
© Siegfried Wache (*1951), technischer Zeichner, Luftfahrzeugtechniker und Buchautor
Eines vorweg: Diese Tour entspricht eher einem etwas längeren Spaziergang als einer Wanderung. Zudem habe ich mich auf das Gehen konzentriert. Das heißt: keine Highlights und keine besonderen Naturbeobachtungen.
Einfach nur von einem Punkt zum anderen kommen. Sich treiben lassen. Und wer noch nicht auf der Insel Poel war, kann sich bei diesem Spaziergang einen ersten Eindruck der Insel verschaffen.
Einleitung zur Tour
Die Insel Poel ist eine etwa 36 km2 große Insel, die in der Wismarer Bucht liegt. In der Region ist sie als Urlaubs- und Ausflugsziel recht beliebt, vor allem in den Sommermonaten. Außerhalb der Sommersaison ist es dagegen recht ruhig und die Strände bei „Timmendorf Strand“ und „Am Schwarzen Busch“ sind nahezu menschenleer.
Die Insel Poel habe ich bereits unzählige Male besucht. Ich komme gerne hierher. Unter anderem auch, weil ich hier meinem Interesse als Geschiebe- und Fossiliensammlerin nachgehen kann.
Doch beim folgenden Beitrag geht es weniger um das Sammeln, sondern um einen einfachen Spaziergang von Süden nach Norden quer über die Insel; wobei Norden nicht ganz richtig ist. Es gibt zwar einen Weg, der direkt von Süden nach Norden – als quasi einmal direkt über die Insel führt, doch dieser Weg befindet sich an einer der Hauptstraßen der Insel. Das bedeutet viel Verkehr.
So kann ich aber einen Spaziergang nicht genießen. Also habe ich mir eine Alternative gesucht und habe sie auch gefunden.
Kirchdorf
Der lange Spaziergang beginnt an der weißen Brücke von Kirchdorf, die „Hauptstadt“ von der Insel Poel. Ausgangspunkt ist die Weiße Brücke, wo man auf den Kirchdorfer See blicken kann. Wobei „See“ eigentlich nicht die richtige Bezeichnung ist. Bei dem Kirchdorfer See handelt es sich eher um einen Meeresarm, der mit der Wismarer Bucht verbunden ist.
Über die Brücke nach rechts führt mein Weg zum Hafen und direkt nebenan befindet sich die Dorfkirche von Kirchdorf – Nein, kein Wortwitz!.
Diese romanisch-gotische Backsteinkirche wurde Anfangs des 13. Jahrhunderts gebaut, erfuhr aber im Verlaufe der Jahrhunderte Umbauten und Sanierungen. Bis heute ist es die einzige Kirche auf der Insel Poel. Neben Gottesdiensten finden hier im Sommer auch Konzerte statt.
Südlich der Dorfkirche befindet sich eine Wall-Anlage. Es sind die einzigen Überreste einer einstigen fünfzackigen Schlossanlage, die von mecklenburgischen Herzögen erbaut wurde. Die Wallanlagen sind für jedermann zu jeder Zeit zugänglich. Ein Teil des Innenbereiches der Anlage wird heutzutage als Veranstaltungsort genutzt.
Auf zum Kieckelberg
Insel Poel ist eine Insel, die die typische eiszeitgeprägte flachwellige Landschaft aufweist, die man überall hier in Mecklenburg-Vorpommern finden kann.
Richtige Berge hat man hier eher nicht zu befürchten. Der höchste Punkt der Insel – der Kieckelberg – ist gerade einmal 27 m (einige Quellen sagen auch 28 m) ü. NHN hoch. Also eine Höhe, die man locker in Form eines Spazierganges bewältigen kann.
Um zu diesem Punkt der Insel zu kommen, geht man bei der Dorfkirche an der Bushaltestelle „Kirchdorf – Schlosswall“ vorbei und dann biegt man rechts in den „Krabbenweg“ ab. Dieser sanft ansteigenden Straße folgt man dann, bis man zur Abzweigung „Am Kieckelberg“ kommt. Nur Meter weiter nach Norden ist der höchste Punkt der Insel zu finden.
Ich setze mich auf die Bank und genieße die Aussicht. Von hier aus kann man noch die Turmspitze der Dorfkirche sehen und dahinter scheint direkt die die glänzende Ostsee zu liegen. Im graublauen Dunst nahe am Horizont kann man die Hansestadt Wismar ausmachen.
Am Neuhofer Gestüt vorbei
Die kleine Pause ist zu Ende und ich setze meinen Weg in Richtung Nordwesten fort. Es geht auf dem „Krabbenweg“ weiter geradeaus bis man zur Kreuzung ankommt, wo ich von einem Pferd mitsamt passenden Schild begrüßt werde.
Der Gemeindeteil „Neuhof“ ist bei Reitern nicht unbekannt. Befindet sich doch hier das Gestüt der Familie Schulz, das auch über die Grenzen der Insel bekannt ist. Angeboten werden hier Ausritte auf der Insel.
Ich biege nach links ab und setze meinen Weg auf einen etwas steinigen Feldweg fort. Diesen folge ich geradeaus bis ich schließlich an der Nordseite von Poel gelange.
Wer mehr über die Natur der Insel Poel erfahren möchte, sollte den Weg nicht geradeaus zur Küste sondern die Abzweigung nach rechts nehmen. Dieser Weg führt direkt zum Rethmoor. Im 19. Jahrhundert wurde hier intensiv das Torfstechen betrieben.
Mittlerweile ist hier das das Torfstechen eingestellt worden und das ehemalige Torfabbaugebiet ist größtenteils von Schilf überwachsen und bietet für vielerlei Tiere ein Zuhause und Nahrungsquelle.
Nördlich des Moors entlang des Küstenweges wurde ein Naturlehrpfad errichtet um über die Tier- und Pflanzenwelt der Insel zu informieren.
Und wieder Ostsee
Wie die Tour angefangen, so endet sie auch – an der Ostsee. Eine Bank in Fischform begrüßt mich. Diese Bänke sind auf der ganzen Insel Poel zu finden und sind Spenden von Personen, die die Insel genau lieb gewonnen haben wie ich.
Sitzt man auf der Fischbank, ist zwar der Blick etwas beschränkter als auf dem Kieckelberg, aber wenn ich die Ostsee im Blick habe, möchte ich dann eigentlich auch nichts anderes sehen. Schön ist es hier. Ich denke, ich verweile hier noch ein bisschen.
Fazit
Von Ostsee zu Ostsee gehen. Von Süden nach Nord(westen) wandern. Einmal eine Insel zu Fuß durchqueren. Sich einen ersten Eindruck der Insel Poel machen.
Egal, welche Beweggründe man für die Insel hatte, dieser Spaziergang dient zur Entspannung.
Ich habe mich hierbei einfach treiben lassen. Der Weg verläuft in der ersten Hälfte auf einer Straße, doch diese wird – sofern nicht auf der Insel Hauptsaison ist – kaum befahren. Die zweite Hälfte des Weges ist ein Feldweg, der direkt zur Steilküste im Norden führt.
Wer sich ein Bild der eiszeitlichen Landschaft der Insel Poel machen möchte (und behaupten möchte, man habe eine Insel einmal von Süden nach Norden durchquert), sollte diesen Spaziergang machen.
Weitere Impressionen
Steckbrief – Spaziergang von Süden nach Nordwesten / Insel Poel
Karte
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Bus: Nr. 230 von ZOB Wismar nach „Kirchdorf – Schlosswall“
Einkehrmöglichkeiten
Bei diesem Spaziergang kann man davor in Kirchdorf oder danach im Gemeindeteil „Am Schwarzen Busch“ einkehren. Hier gibt es die Möglichkeit zwischen Cafès, Restaurants und Imbissbuden zu wählen.
Quellen und lesenswerte Links
Für alle Erstbesucher der Insel habe ich ein paar Links herausgepickt:
Warst du schon einmal auf Poel? Wo warst du da? Welche Orte kannst du zu eine Spaziergang auf Poel empfehlen?
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