35. HWN-Tour: Große Wanderung bei Bad Sachsa
„Wohl dem! Selig muß ich ihn preisen,
der in der Stille der ländlichen Flur,
fern von des Lebens verworrenen Kreisen,
kindlich liegt an der Brust der Natur.“
(Tafel am Eingang bei der Schutzhütte Phillippsgruß)
© Friedrich von Schiller (1759 – 1805), deutscher Arzt, Dichter, Philosoph und Historiker; einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker
Ein paar Tage im Harz. Endlich! Denn nachdem die letzte Tour bereits zwei Monate (siehe: 34. HWN-Tour: Die Sandhöhlen im Heers und Regensteinmühle) her ist, ist es wieder Zeit dem Mittelgebirge einen Besuch abzustatten. Zu zweit ging es auf Tour. B. und ich.
Als Basisstation haben wir uns das Hotel Lindenhof in Bad Sachsa herausgesucht. Von hier aus wollten wir für ein paar Tage den Südharz unsicher machen und natürlich auch einige Wanderstempel der Harzer Wandernadel sammeln. Gleich zu Begin der folgenden Wandertage haben wir eine große Tour absolviert.
Inhaltsverzeichnis
Am Kurpark von Bad Sachsa
Direkt am ersten Tag in Bad Sachsa geht nach dem Frühstück im Hotel unsere erste Tour auch schon los. Vorbei am Kurpark werfen wir einen kurzen Blick auf den Schmelzteich. Das etwa 7 Hektar große Gewässer wurde im 16. Jahrhundert künstlich angelegt und gehört damit zu den ältesten „Talsperren” im Harz. Heute ist er ein Teil des Kurparks, der direkt angrenzt.

Hinter dem Schmelzteich führt uns der Wanderweg bereits raus aus dem Bad Sachsa und wir tauchen in einen abwechslungsreichen Wald ein. Es geht in Richtung Norden.
Der Vulkanpfad Kuckanstal
Wir wandern durch das mystisch anmutende Kuckanstal, wo auch der gleichnamige Vulkanweg verläuft. Ein Schild in Form einer Dennert-Tanne verweist uns auf diesen Themenwanderweg.
Die Errichtung dieses Themenweges ist nicht zufällig, denn entlang des Kuckanstal verläuft eine geologische Störung, die man sich als Versatz in der Erdkruste sich vorstellen kann.

Im oberen Abschnitt des Kuckanstal – wo auch unsere Route hinführt – ist dieser Versatz besonders gut an zwei völlig unterschiedlichen Gesteinen zu erkennen. Denn dort stößt vulkanisches Gestein, das sich vor etwa 290 Millionen Jahre bildete, auf Meeressedimente, die ein Alter von etwa 350 Millionen Jahre aufweist. Wir haben es also hier mit einem Versatz von etwa 60 Millionen Jahre (!) zu tun.
Beim vulkanischen Gestein handelt es sich hierbei um ein Porphyr und die hier gefundenen Meeressedimente werden als Grauwacke bezeichnet.

Von hier kann man weit über Bad Sachsa bis hin zum Kyffhäuser blicken. Einfach schön. Wir haben Glück, denn trotz stark bewölktem Himmel können wir recht weit gucken. Der Name der Schutzhütte stammt wohl von einem Stammgast des heilklimatischen Kurortes Bad Sachsa, der diese Stelle öfters aussuchte, um den Ausblick zu genießen.Trotz seit der vielen Millionen Jahre, in der das Gestein der Verwitterung ausgesetzt, kann man noch immer das Vulkangestein als Felsformation gut beobachten. Besonders bei frischen Bruchstellen ist das der Porphyr noch gut erkennen und zu bestimmen.
Bei der Hexenbrücke angekommen, machen wir noch einen Abstecher zur Kantorhütte, die auf einer Anhöhe in unmittelbarer Nähe der Brücke steht.
Schutzhütte Phillippsgruß
Es geht über Waldwege immer weiter bergan bis wir schließlich unsere erste Stempelstelle erreichen: Phillippsgruß. Schnell ist der Stempel ins dazugehörige Heft gedrückt und dann heißt es: Aussicht genießen.

Von hier kann man weit über Bad Sachsa bis hin zum Kyffhäuser blicken. Einfach schön. Wir haben Glück, denn trotz stark bewölktem Himmel können wir recht weit schauen. Der Name der Schutzhütte stammt wohl von einem Stammgast des heilklimatischen Kurortes Bad Sachsa, der diese Stelle öfters aussuchte, um den Ausblick zu genießen.
Grenzstein
Es geht weiter hoch hinaus in Richtung Gipfel des Ravensberges. Allerdings nehmen wir nicht die Hauptroute, sondern über die „Rodelbahn” geht es für uns hinauf. Der Gipfel ist auch nicht direkt unser Ziel, sondern machen wir nur einen Abstecher zum Dreiherrenstein, bevor wir unseren Weg zur nächsten Stempelstelle über den „Grenzweg” fortsetzen.
Der Dreiherrenstein ist ein ehemaliger Grenzstein und markierte einst die Grenze des Dreiländerecks der Königreiche Preußen und Hannover sowie des Herzogtums Braunschweig. Obwohl der Grenzstein (vermutlich) aus dem 17. Jahrhundert stammt, sind noch heute die Grenzangaben in Form von Buchstaben bzw. römischen Ziffern noch sehr gut zu erkennen.
Eine Denner-Tanne und eine große Info-Tafel gehen Tiefer in das Thematik des Dreiherrenstein ein. Zudem wird auch hier auf das „Grüne Band” aufmerksam gemacht. Damit ist der grüne Geländestreifen zwischen der ehemaligen innerdeutschen Grenze gemeint, auf dem man heutzutage wunderbar wandern und eine einzigartige Natur beobachten kann.
Stempelstelle Stephanshütte
Vom Dreiherrenstein bis zur Stephanshütte sind es etwa eineinhalb Kilometer. Angenehme eineinhalb Kilometer muss ich wohl sagen, denn es geht ohne nennenswerte Höhenmeter bequem bis zur Stempelstelle.
Bei der Stephanshütte finden wir aber nicht nur den bekannten grünen Stempelkasten vor, sondern auch eine kleine Tafel, die kurz und knapp etwas über die Namensherkunft erzählt. Die Hütte wurde nach Heinrich von Stephan (1831 – 1897), dem Generalpostmeister des Deutschen Reiches. Er war Urheber zahlreicher Verbesserungen im Postwesen, unter anderem erfand er auch die „Postkarte“.
Der höchste Punkt: Stöberhai
Die nächsten Kilometer sind wieder mit einigen Höhenmeter verbunden, denn es geht für uns weiter hinauf zum höchsten Gipfel des Südharzes: Der Stöberhai.
Die Herkunft des ungewöhnlichen Namens ist nicht dokumentiert. Es wird allerdings vermutet, dass es sich beim Stöberhai um eine ehemalige Kohlstelle („Hai”, abgeleitet vom Wort „Hain”) eines Köhlers mit dem Namen Stöber handelte.
Also wir am Gipfel ankommen, stehen wir 720 Meter über NHN und können in Richtung Norden wunderbar in den Harz hineinblicken. Das Wetter ist mittlerweile ins Positive umgeschlagen und bei blauen Himmel mit wenigen Wolken können wir eine tolle Weitsicht.

Natürlich steht auch hier ein grüner Stempelkasten, denn wir bei unserer Ankunft erstmal sofort aufsuchen. Nachdem ein weiterer Stempel unsere Stempelhefte ziert und wir den Blick in die Ferne genossen haben, setzen wir unsere Wandertour fort. Da wir mit dem Stöberhai den höchsten Punkt unserer Tour erreicht, geht es jetzt fortan stets bergab.
Schutzhütte Hassenstein
Wie bereits auf dem Hinweg zum Stöberhai, gehen wir wieder auf waldreichen Wanderwegen zurück ins Tal. Wir nehmen aber nicht die gleiche Route zurück, sondern über einen anderen Höhenweg mit einem Abstecher suchen noch eine weitere Stempelstelle auf dem Weg nach Bad Sachsa auf: die Schutzhütte Hassenstein.

Diese Stempelstelle liegt sich oberhalb der Odertalsperre in Bad Lauterberg und ist ein toller Aussichtpunkt mit Schutzhütte. Auch von hier aus kann man wunderbar in den Harz hineinblicken.
Feuersalamander und Salz-Ahorn
Jetzt, da das Wetter zu einem wunderbaren Wanderwetter geworden ist, erscheint der Harzer Bergwald in einem anderen Licht.
Moosbewachsene Steine, unendliche viele Pilze und das Sonnenlicht lassen den Bergwald wie ein Zauberwald erscheinen. Doch trotz der aufkommenden Wärme am Nachmittag, merkt man noch deutlich die Feuchtigkeit, die in der Luft hängt, da es am Tag davor sehr viel hier geregnet hat.

Doch die Kombination aus Feuchtigkeit und anschließend steigender Temperatur lockt Feuersalamander aus ihren Verstecken hervor. So ist es kein Wunder, dass wir diesen Schwanzlurch bei dieser Tour einige Male auf unseren Weg entdeckt haben.
Beim Feuersalamander (Salamandra salamandra), die man in Deutschland findet, wird die Art in zwei Unterarten aufgrund ihrer Zeichnung (Flecken oder Bänder) unterschieden.
Bei unserem Exemplar, das wir auf dem Weg bergab finden, bin ich mir allerdings nicht sicher, bei welcher Unterart es sich handeln könnte. Entweder ist es die Unterart Salamanda salamandra terrestris, die Bänder aufweist oder es die gefleckte Unterart Salamandra salamandra salamandra – kein Tippfehler, die Unterart heißt wirklich so!
Ein weitere Naturentdeckung machen wir auf der Steinatalstraße, wo wir den Salzahorn antreffen. Leider gibt es vor Ort kein Schild, das etwas über die Geschichte des Baumes erzählt. Erst bei der Nachrecherche habe ich erfahren, das es sich bei diesem Baum um einen Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) mit ungewöhnlichen Wuchs handelt. Allerdings konnte ich nicht in Erfahrung bringen, warum der Baum den Namenzusatz „Salz-” bekam.
Fakt ist nur, dass das Alter des Baumes auf etwa 250 Jahre geschätzt wird und seit dem 20. Juni 2005 als Naturdenkmal ausgewiesen und geschützt ist.
Die letzte Stempelstelle und Steina
Je näher wir jetzt wieder unserem Ausgangsort und damit auch wieder Zivilisation kommen, desto bequemer werden auch die Wanderwege. Der Wanderweg ist jetzt mit Kleinkopfsteinpflaster ausgelegt. Laut unserer Wanderzeichnung erreichen wir mit genau 18 zurückgelegten Kilometern die letzte Stempelstelle. Das nenne ich mal Punktplandung!
Die letzte Stempelstelle unser heutigen Tour ist die Wasserscheide Weser-Elbe „Hohe Tür“. Eine steinerne Säule mit der Aufschrift „Wasserscheide” verweist auf diesen Standort.
Bei dieser Stempelstelle handelt es sich um einen Aussichtspunkt mit dem Namen „Hohe Tür“, als auch um die Wasserscheidelinie „Weser/Elbe, die von der Hohen Lieth an der Nordsee über die Lüneburger Heide, den Flechtinger Höhenzug bis zum Hohen Holz führt. Dort verläuft die Linie dann in Richtung Elm und Asse bis zum Harz (wo wir hier stehen) und weiter nach bis nach Thüringen.
Nachdem wir den letzten Stempel in unsere Stempelhefte gedrückt haben, wandern wir weiter bergab und folgenden dem Bachverlauf der Steina, der uns zum gleichnamigen Straßendorf führt. Es beginnt bereits langsam zu dämmern, als wir den Ortsteil von Bad Sachsa erreichen.

In Steina angekommen, befinden wir uns eigentlich auch schon fast in Bad Sachsa, denn Steina ist ein Ortsteil des Kurortes, Hier passieren wir auch das Glasmuseum Steina, das im ehemaligen Gemeindehaus beherbergt ist.
Jetzt um diese Zeit ist es bereits geschlossen, aber wäre schon interessant gewesen, was das Museum zur Geschichte der Glasherstellung im Südharz alles zu zeigen hat.
Wie sagt man so schön: Das nächste Mal!
Die letzten Kilometer
Der Tag ist mittlerweile weit fortgeschritten und die Sonne steht schon tief am Horizon, als wir über über Feldwege unseren Weg nach Bad Sachsa bahnen. Dank der guten Sicht können wir unser Ziel aber auch die Südharzer Landschaft um uns erblicken. Leicht hügelige Landschaft, wo der Harz im Norden langsam mit seinen Bergen in die Höhe steigt.
Wir erreichen Bad Sachsa im Dunkeln.
Fazit
Eine große Runde, die doch abwechslungsreich ist und dazu einige Stempelstellen mit Rastmöglichkeit anbietet. Es sind allerdings ein paar Höhenmeter auf der ersten Hälfte der Tour zu überwinden.
Weitere Impressionen
Steckbrief
Wegbeschaffenheit
Überwiegend Waldwege, bei der ersten Hälfte der Tour sind einigen Höhenmeter zu überwinden
Einkehrmöglichkeit
Aufgesuchte Stempelstellen
Nr. 43 – Wasserscheide Weser-Elbe „Hohe Tür“
Quellen und Lesenswerte links
Vieles sind wir auf dieser Wandertour begegnet. Hier findest du einiges Lesefutter dazu:
- Der Dreiherrenstein – alter Grenzstein im einstigen Dreiländereck auf dem Ravensberg
- Stempelstelle 159 / Stöberhai | Harzer Wandernadel
- Stempelstelle 158 / Hassenstein | Harzer Wandernadel
- Salz-Ahorn (ist auf Karte eingezeichnet) – Niedersächsische Umweltkarten
- Kuchkanstal – Mineralatlas Lexikon
Die Links wurden zuletzt am 30.03.25 aufgerufen.
Warst du schon einmal in Bad Sachsa wandern? Hast du den Ravensberg aufgesucht? Welche Route hast du genommen?
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