Gestein des Jahres 2018: die Steinkohle
„Zwischen Kohle und Diamant liegt nichts als Zeit.
Heute sind wir noch Kohle …“
© Harald Gebert (*1951), deutscher Dichter, Aphoristiker und Essayist
Jedes Jahr wählt ein Gremium aus Experten unter der Leitung des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler (BDG) das Gestein des Jahres. Ziel dabei ist es, Gesteine zu präsentieren und diese mehr in die Öffentlichkeit zu rücken, die eine geologische und wirtschaftliche Bedeutung haben.
Bereits seit 2010 wird jedes Jahr ein Gestein des Jahres vom BDG gekürt. Im Jahr 2018 ist es: die Steinkohle. Ein Gestein, zu dem ich auch einen persönlichen Bezug habe.
Kohle in der Wirtschaft …
Kohle wird bereits seit einigen tausend Jahren als Brennstoff abgebaut. Doch seine große wirtschaftliche Bedeutung begann erst im 19. Jahrhundert, als die ersten Dampfmaschinen und -kessel in Betrieb waren. Bis dahin war Holz der wichtigste Brennstoff für die wachsende Industrie, konnte aber bei weitem nicht mehr den Bedarf decken.
Der Höhepunkt des Kohleabbaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht. Dann sank der Bedarf, da Erdgas und Erdöl die Kohle als Brennstoff in vielen Bereichen als Brennstoff ersetzen konnten.
Mittlerweile steht die Kohle als Brennstoff zunehmend unter Kritik, da sie als den hauptsächlichen Grund für den Klimawandel steht. Allein deren Abbau in neuen erwirtschaftlichen Gebieten wird meist scharf kritisiert, da oft dafür wertvolle Biotope weichen müssen.
Aktuell ist der „Hambacher Forst“ zu nennen, wo der Energiekonzern RWE die Waldfläche für den Braunkohleabbau abholzen möchte, das aber von Umweltaktivisiten bisher versucht wurde, dies zu verhindern.
… und in der Wissenschaft
Während die Kohle hier in Deutschland nicht mehr der alleinige Brennstoff für Energie ist und dadurch seine bisher vorherrschende Stellung mehr und mehr verliert, wird der (geo-)wissenschaftliche Wert bleiben.
Geologen und Paläontologen können aus der Kohle nämlich Aussagen über klimatische Verhältnisse rekonstruieren. Doch auch die Entwicklung von der Pflanzenwelt lässt sich gut anhand von Pflanzenfunden in der Kohle rekonsturieren. Beobachtet man heutige Moore, erhält man ein Bild, wie sich damals vor mehr als 350 Millionen Jahre die Wälder entwickelten und die Grundlage für die heutige Steinkohle bildeten.
Ein wichtiger Abschnitt der Kohleentwicklung ist der Zeitraum zwischen 360 und 300 Millionen Jahre. Das ist das Zeitalter des „Karbons“, eine Abwandlung des lateinisches Wortes „carbo“, das einfach „Kohle“ bedeutet. Namensgeber für dieses geologische System sind mächtige Kohleflöze, die aus dieser Zeit stammen.
Kohle ist nicht gleich Kohle
Kohle ist nicht überall gleich, sondern wird aufgrund ihrer Entstehung unterschieden. Die wichtigsten Arten sind die Braunkohle und die Steinkohle, wobei die Steinkohle noch in weitere „Typen“ unterschieden wird.
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Braunkohle
Braunkohle ist ein braun-schwarzes Gestein, das im Tagebau abgetragen wird und heute noch maßgeblich an der Stromerzeugung beteiligt ist. Weil es viel an flüchtigen Stoffen wie Wasser enthält, ist es nur schwer zu transportieren und durch den hohen Wassergehalt nicht als Brennstoff geeignet.
Die Braunkohle stammt aus der Zeit des Tertiärs (vor etwa 66 – 23 Millionen Jahre) In dieser Zeit herrschte in Deutsch ein feuchtwarmes Klima mit einer artenreichen Pflanzenwelt. Durch das Zusammenspiel vom Absinken der Erdoberfläche und des Anstieges des Grundwasserspiegels, entstanden weite Moorebenen. Die Grund für die Kohle wird geschaffen, denn hier verfaulten abgestorbene Bäume und Pflanzen nicht an der Luft, sondern versanken unter Luftabschluss im Moor. Es entsteht Torf.
Anschließend wurden diese Torfmoore regelmässig von Wasser überflutet. Das Wasser brachte Ton und Sand mit, das den Torf überdeckten. Dieser Druck der Ton- und Sanddecke presste den Torf schließlich zu Braunkohle.
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Steinkohle
Vergleicht man allein ein Stück Braunkohle mit einem Stück Steinkohle, erkennt man sofort den Unterschied. Farblich unterscheiden die sich dadurch, das Braunkohle ein dunklen-braunen Farbton haben, während Steinkohle schwarz-gläzend sind. Zudem ist Steinkohle weitaus härter als Braunkohle. Das liegt daran, das dieses Gestein in den tieferen Schichten gebildet wurde. Es gibt Steinkohleflöze die bis in 1500 m Tiefe liegen.
Die Steinkohle gibt es verschiedene Unterteilungen an Kohletypen. Hier gilt auch die Regel, das eine Kohle älter ist, je weniger flüchtige Stoffe (Wasser, Gase) sie beinhaltet.
Hier ein grober Überblick über die Steinkohle-Typen:
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- Flammkohle (rund 40 %)
- Gasflammkohle (35 bis 40 %)
- Gaskohle (28 -35 %)
- Fettkohle (19 bis 28 %)
- Magerkohle (10 bis 14 %)
- Anthrazitkohle (10 % und weniger
Die wirtschaftliche Bedeutung der Steinkohle in Deutschland groß, da sie sehr lange und heiß brennt und kaum Asche verursacht. Daher wird besonders die Anthrazitkohle als sehr hochwertig angesehen. Auch ist sie – im Gegensatz zur Braunkohle – ein Gestein, woran man sich kaum sein Hände schmutzig macht.
Ich und meine Kohle
Das Stück Kohle, das Modell für alle die Bilder für diesem Artikel stand, habe ich als Kind von einem Engländer als Geschenk bekommen.
Wie jetzt???? Kohle als Geschenk?
Kurz gesagt: Ja.
Aber ich muss wohl etwas weiter ausholen (und hoffentlich bekomme ich es aus meiner Erinnerung noch zusammen)
In meiner Heimatstadt gab und gibt es noch einen Verein, der einen regen Austausch mit einer Partnerstadt aus England hat. Das bedeutet, der Verein fährt mit dem Bus einmal im Jahr zur Partnerstadt hin und im Gegenzug kommt die englische Gegenseite auch einmal im Jahr zu uns. Da meine Eltern immer sehr offen und gastfreundlich gewesen sind, war es normal, das wir jährlich immer jemanden zu Besuch aus England hatten.
So geschah es, dass einmal der Busfahrer der englischen Reisegruppe bei uns zur Übernachtung hatten. Gott weiß, woher er wusste (mein Verdacht liegt bei meiner Mutter), das ich damals als Kind bereits ein Fan von Gesteinen und Fossilien war. Jedenfalls brachte er mir ein Stück englische Kohle mit.
Kein Witz.
Ich wiederhole: Ein Engländer brachte mir ein großes Stück Kohle mit. Und ich war total hin und weg. Ehrlich. Ich habe mich total über das schwarze glänzende Gestein gefreut. Denn Puppen und Pferde fand ich als Mädchen doof – dagegen Dinosaurier und Gesteine super.
Ein weiterer Zufall wollte es, das dieses Stück Kohle sogar Anschauungsobjekt in meiner damaligen Schule war, weil wir in dem Zeitraum, wo die Engländer bei uns zu Besuch waren, das Thema „Kohle und Erdöl“ im Geographie-Unterricht hatten. Mein Geographie-Lehrer war begeistert, weil es ein besonderes Stück Kohle war. „Die Kohle aus England hat eine viel bessere Qualität als unsere“, sagte er damals. Ob es stimmt, konnte ich bisher nicht herausfinden, aber natürlich war ich damals stolz wie Bolle so ein Stück zu besitzen.
Und heute?
Letztendlich hat dieses Stück Kohle durch drei Umzüge noch einiges von Deutschland gesehen. Zurzeit liegt es bei mir im Wohnzimmer auf der Fensterbank.
Obwohl es eigentlich „nur“ Kohle ist, begleitet mich dieses Stück schon über 25 Jahre lang. In eine Kiste ist es nie verschwunden, was normalerweise mit vielen meiner gesammelten Gesteinsstücke passiert, sondern ich fand bisher immer einen Ort, wo die Kohle einen dekorativen Zweck erfüllt. Es ist einfach ein schönes schwarz-gläzendes Stück Stein.
Ja, ich feier mein Stück Kohle.
Yeah!!!
Wie viel Strom steckt in meinem Stück Kohle?
Aus Kohle lässt sich Strom gewinnen. Doch wieviel Strom steckt in meinem Stück Kohle?
Hierzu muß ich erstmal wissen, wieviel mein Stück wiegt. Schnell ist die Küchenwaage aus der Schublade herausgeholt. Mein Waage ist nicht genau, aber mein Stück Kohle bringt es auf etwa 450 Gramm.
Dann geht es ins Internet. Auf dieser Webseite (Einfach klicken) habe ich ausgerechnet, wie viel Kilowattstunden (Maßeinheit für Energie) man aus meinem Stück theoretisch gewinnen könnte.
Das Ergebnis: ca. 3.66345 kWh
Hm, nur was kann ich mit etwa 3,66 Kilowattstunden machen? Für 1 Kilowattstunde finde ich bei meiner Internetrecherche allerhand Beispiele:
- zwei Tage einen 300-Liter-Kühlschrank nutzen
- einen Hefekuchen backen
- ein Mittagessen für vier Personen auf dem Elektroherd kochen
- 70 Tassen Kaffee kochen
- 133 Scheiben Brot toasten
- eine Maschine Wäsche waschen
- 15 Hemden bügeln
- 17 Stunden Licht einer Glühlampe (60 Watt)
- 60 Minuten auf mittlerer Stufe staubsaugen (1000W-Staubsauger)
- 90 Stunden Licht einer Stromsparlampe (11 Watt)
- 10 Stunden einen Desktop PC benutzen
Wow, ich bin platt.
Nicht nur, weil man mit einer Kilowattstunde soviel machen kann, sondern weil mein Stück ja sogar knapp 4 Kilowattstunden enthält und ich somit die oben genannten Beispiele und deren Energieverbrauch einfach vervierfachen kann.
Doch kein Grund, das Stück in den nächsten Heizkessel zu werfen um daraus Energie zu gewinnen. Stattdessen ist mir bei diesem Artikel bewußt geworden, wie wertvoll eigentlich Kohle ist.
Zudem wurde mir klar, wo ich überhaupt all Energie ver(sch)wende und versuche dementsprechend einzusparen. Denn es braucht Millionen Jahren bis sich Kohle bilden kann, wir Menschen brauchen aber nur wenige hundert Jahre, vielleicht mittlerweile nur noch Jahrzehnte, bis der ganze Kohlevorrat auf der Erde verbraucht ist. Daher spare ich Strom, so gut wie es geht.
Ich denke mehr Respekt und achtsame Nutzung von Kohle als Brennstoff und Energiequelle sollte jeder von uns durchführen oder am besten auf alternative Energien wie Wind, Wasser und Sonne setzen.
Am besten jetzt!
Fun Facts über Kohle
Kohle ist nicht nur einfach Brennstoff und Energieträger, sondern hat sich auch einen Platz in der menschlichen Kultur erobert. Hier ein paar interessante und lustige Fakten über den schwarzen Brennstoff:
- Der erste nachweisliche Kohleabbau wurde bereits in der Bronzezeit (vor 2200 – 800 v. Chr.) betrieben.
- Die Asche verbrannter Kohle wird als Füllmaterial für Tennisschläger, Goldbälle und Linoleumböden verwendet.
- In Deutschland ist es am 6. Dezember Brauch, dass Kinder ihre Winterstiefel vor die Tür stellen, damit der Nikolaus ein kleines Geschenk hineinlegen kann. Brave Kinder bekommen z.B. Süssigkeiten, böse Kinder bekommen schwarze Kohlestücke.
- Im deutschen Sprachgebrauch hat sich das Wort „Kohle“ als Synonym für „Geld“ entwickelt. Fragt jemand „Hast du Kohle“, fragt man danach, ob jemand Geld hat. Zurückzuführen ist dieser Sprachgebrauch auf das 18. Jahrhundert, wo Kohle vor allem in privaten Häusern als Brennstoff verwendet wurde und einen sehr hohen Stellenwert hatte. Denn da wo Kohle ist, hat man ein warmes Zimmer und dort spielt sich das Leben ab.
- Ein Kohle-Museum in Kentucky (USA) wird nicht von Kohle, sondern von Solarenergie betrieben. Dazu gibt es hier ein Artikel
- Tinnunculit ist ein natürliches Material, das nur entsteht, wenn Exkremente von fliegenden Falken direkt in brennende Kohle landet.
- Das London aus 19. Jahrhundert wird oft als Stadt im Nebel dargestellt. Doch der Nebel war eigentlich Smog, der von verbrannter Kohle stammte.
Quellen und interessante Links
Mehr über das Gestein des Jahres 2018 findest du hier:
- Steinkohle – Stein des Jahres – www.geoberuf.de
- Geo-Union – Artikel über Kohle
- Steffen Lebach – Private Webseite über Pflanzen des Karbon
- Spektrum der Wissenschaft – Zeitalter Karbon
- Ökosyteme des Devon und Karbon
- Verschiedene Kohletypen im Vergleich
- Chemnitzer Wald ist 291 Millionen Jahre alt – senckenberg.de (PDF-Datei)
- Beispiel für 1 Kilowatttstunde
- Fakten über Kohle (in englischer Sprache)
- Kohle für Geld
- Coal Facts – Sciencekids (auf Englisch)
- Coal Facts – Webseite „Kickassfacts.com“ (auf Englisch)
- Brennstoffvergleich
Was denkst du über „Kohle“? Hast du vielleicht auch eine persönliche Geschichte über das „schwarze Gold“ zu erzählen?
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