Hallo da draußen

15. HWN-Tour: Von Goslar zur Sudmerberger Warte

„In unserer Vorfreude regnet es nie.”
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz

Die letzte Wanderung in den Harz ist zwei Monate her.

Waaaaas? Schon?!

Kein Wunder, dass B. und ich schon Entzugserscheinungen haben!!!

Daher ist die Vorfreude umso größer, als wir wieder im Zug sitzen und gen Harz fahren.

Es ist bewölkt. Es nieselt. Doch hey! Wir fahren in den Harz!!!

Ben und ich verbringen das Wochenende in Goslar, um dort in der unmittelbaren Umgebung zwei Touren zu machen: heute eine kleine Tour und morgen kommt die große Tour dran.

Der gaaaaanz grobe Tourenverlauf

Schnell im Hotel eingecheckt und schon geht es los. Wir brauchen keine große Vorbereitung, weil heute nur eine Stempelstelle besucht wird: die Sudmerberger Warte“ – Stempelstelle Nr. 108. Eine Stempelstelle, die im Osten von Goslar liegt.

Morgen wagen wir uns dann auf eine ganz große Tour; unabhängig davon, ob das Wetter nun besser oder schlechter wird. Heute, am Tag unserer Ankunft, gehen wir aber die Stempeljagd zunächst ganz entspannt an. Sogar das Wetter – grau, bewölkt, nebelig – stört uns da weniger.

Auch die Höhe des Berges, worauf die Sudmerberger Warte steht, schreckt uns nicht wirklich ab. Der Höhenunterschied  zwischen Bergspitze und der Stadt Goslar liegt gerade mal bei 100 Meter ü. NHN. Die Wanderung wird daher eher ein Kinderspiel. Hier könnte man auch fast von einem Spaziergang sprechen.

Der (Sudmer)berg ruft!

Am Schützenhaus von Sudmerberg, ein Stadtteil von Goslar, beginnt unsere Tour.


Sudmerberg
Da geht es hinauf

Es ist 15 Uhr, dennoch ist das Wetter so trüb-traurig und bedeckt, das es sich auch wie ein Vormittag anfühlt. Eigentlich fühlt es sich nach keiner bestimmten Zeit an. Zeitgefühl ade.

Als grober Orientierungspunkt dient der Sendemast des Senders Goslar. Der Berg selbst ist noch teilweise in Nebel gehüllt. Der Nebel stört mich persönlich eher wenig. Es ist letztendlich nicht die erste Harz-Wanderung bei Nebel, die ich mache (s. Bericht).


Nebellandschaft
Harzer Berge im Nebel

Landschaften mit Nebel finde ich eigentlich total schön. Es hat was Magisches und die Harzer Landschaft strahlt dadurch einen besonderen Zauber aus.

Die Namensherkunft

Auf einem befestigten Kiesweg geht es jetzt erstmal in Richtung Osten. Der Weg weist einen leichten Bogen und von hier aus kann man den Stadtteil Sudmerberg und den Harznordrand erblicken. Bald weist uns ein kleines Hinweisschild darauf hin, in welche Richtung es zur Sudmerberger Warte geht.


Sudmerberger Warte
Fast unscheinbar: ein Wegweiser zur Sudmerberger Warte

Einst befand sich am Osthang des Sudmerberges eine befestigte Anlage mit Ansiedlung und Kirche. Diese Ansiedlung aus dem Frühmittelalter wurde als „Sudburg“ bezeichnet. Daraus hat sich das Wort „Sudburgerberg“ und letztendlich der Name „Sudmerberg“ entwickelt.

Die Entstehung des Sudmerberges

Im Vergleich zu seiner etymologischen Herkunft reicht die Entstehung des Sudmerberges noch viel weiter zurück. Der Sudmerberg entstand in der Kreidezeit (vor 145 – 66 Millionen Jahre), als in der heutigen Harz-Region noch ein subtropisches Klima herrschte und der Harz von einem Meer bedeckt war. Der Meeresspiegel lag damals etwa 200 m höher als heute.

Wo jetzt der Sudmerberg steht, wurden damals kalkhaltige Sandsteinkonglomerate, die zu den sogenannte Sudmerberg-Schichten gezählt werden, abgelagert. Auf dem Weg zur Sudmerberger Warte kann man sogar einige größere Handstücke von diesem Gestein finden.

Typisch für diese Art von Gestein ist seine gelbe Farbe und die verschieden Arten und Größen von Gesteinsbruchstücken, die im Gestein völlig unsortiert liegen. Durch Verwitterungsprozesse verlieren die Gesteine ihre schöne gelbe Farbe und bleichen langsam aus.


Kalkstein
Sandsteinkonglomerate in der Nahaufnahme

Die Stadt Goslar ist teilweise aus diesem Gestein erbaut worden. Ein aufmerksamer Blick durch diese Stadt zeigt, dass viele ältere Häuser-Fundamente aus diesem Sandstein-Konglomerat bestehen.

Die Sudmerberger Warte

Wir sind da. Turm und Stempelstelle erreicht.

Es hat vom Parkplatz bis zur Warte gerade einmal weniger als eine Stunde gedauert. Der Stempelkasten steht unmittelbar neben einer Tafel, die über die Geologie des Harzes informiert.

Neben dem normalen Wanderstempel mit der Nr. 108 befindet sich auch ein Sonderstempel mit dem Sudmerberger Wahrzeichen. Dieser Stempel wurde vom „Freundes- und Förderkreis der Sudmerberger Warte e. V.” erstellt. Dieser Verein kümmert sich um die Sanierung und den Erhalt des mittlerweile über 500 Jahren alten Turmes.

Die Anfänge seiner Geschichte geht auf das 11. Jahrhundert zurück, als die Stadt Goslar begann, verstärkt Schutzeinrichtungen zu bauen.

Im 15. Jahrhundert wurde schließlich ein Stadtring um Goslar gebaut, der u. a. auch über den Sudmerberg führte. Es ist nicht überliefert, wann auf dem Berg auch ein Turm errichtet wurde. Es ist nur sicher, das es zuerst ein Turm aus Holz war und dann später durch einen Steinbau ersetzt wurde.

Die Funktion des Turmes war es Licht- und Flaggensignale an die anderen Türme der Stadtwache in Sichtweite zu senden.

Der heutige Wartturm besteht aus Sand- und Bruchstein. Er misst eine Höhe von 12,1 Meter und weist einen Durchmesser von 5,6 Meter auf.

Heutzutage ist es leider nicht möglich den Turm zu besteigen, da der Turm mit seinem 500 Jahren doch ins Alter gekommen ist. Also wir die Außentreppen des Turmes besteigen wollen, versperrt uns eine Kette den Weg.

Schade, ich hätte gerne gewusst, wie weit man von der Aussichtsplattform in den Harz und in das Harzvorland blicken könnte. Wobei – ich tröste mich damit, das wahrscheinlich von dort oben die Sicht eh nicht so gut wäre, weil es ja recht dicht bewölkt und teilweise in der Ferne noch Nebel zu sehen ist. (Okay, vielleicht rede ich mir das jetzt auch nur ein. Sei es drum)

Der Nebel hat sich mittlerweile nur spärlich verzogen und zudem hat es auch angefangen zu nieseln.

Aufschluss bei der Sudmerberge Warte

Da eine Aussicht vom Turm nicht möglich ist, müssen B. und ich die Aussicht vom Fuße des Turmes genießen. Wobei hier nur wenige Lücken im Laubwerk einen Blick in die Ferne zulassen.


Fernblick
Ein wenig Fernblick, trotz des diesigen Wetters

Da schaue ich mir lieber nochmal die Gesteine an, aus dem der Sudmerberger Turm erbaut ist. Es sind natürlich die kalkhaltigen Sandsteinkonglomerate, die nicht unweit vom Sudmerberg abgebaut wurde. Eine bekanntes Abbaugebiet lag im Osten vom Sudmerberg.

Auch anstehender Sandsteinkonglomerat kann man unmittelbar in der Nähe vom Turm beobachten.


Sudmerberg-Formation
Anstehendes Gestein

Hier am Fuß des Turmes kann man konglomeratische Sandsteinbänke in Wechsellagerung mit glaukonitischen Mergelgesteinen gut beobachten. Mergel ist ein Gestein, das sowohl kalkige als auch silikatische Bestandteile von sehr kleiner Größe hat. Das Besondere am Mergel ist es, wenn man ein Gesteinsbruchstück anhaucht, riecht das Gestein nach Waldboden. Ehrlich! Einfach mal testen!

Auffällig bei den hier vorliegenden Sandsteinbänken sind die vielen Löcher im Gestein, die an einem Schweizer Käse erinnern. Durch Verwitterung sind die kalkigen Bestandteile im Gestein herausgelöst worden und verleihen somit dem Gestein seine löchrige Gestalt.

Herunter vom Sudmerberg

Wir gehen nahezu den gleichen Weg zurück, wie wir auch zum Turm hingekommen sind.

Der Nebel hat sich auf dem Sudmerberg weitgehend verzogen. Nur in der Ferne sind der Harz als auch die einzelnen Erhebungen des Harzvorlandes sind im Nebel gehüllt.


Nebel beim Sudmerberg
Berge in Nebel gehüllt

Der Rückweg erweist sich als ebenfalls angenehm wie auch die Tour zur Sudmerberger Warte.

Beim Schützenhaus wieder angekommen, zeigt die Uhr, dass wir gerade einmal 2 Stunden unterwegs waren.

Zwei Stunden haben sich wie nichts angefühlt. Das Wetter ist genau geblieben wie vorhin. Die Lichtverhältnisse scheinen sich nicht geändert zu haben. B. ist nicht kaputt, ich bin es auch nicht. So, als hätten wir überhaupt keine Tour gemacht.

Doch die aufgenommen Fotos und die zwei Stempel im Stempelheft beweisen, das wir doch was in den zwei Stunden gemacht haben.

Muss man sich denn immer nach Wandertouren völlig geschafft fühlen?! Müssen Touren überhaupt anstrengend sein?!

Nein, ich denke nicht.

Mein Fazit

Der Weg zur Sudmerberger Warte gleicht eher einem längeren Spaziergang als einer Wanderung – daher für Wandermuffel geeignet, die nicht lange gehen wollen, um ein Stempel der Harzer Wandernadel zu erhalten.

Der Weg ist gut befestigt und die Ausschilderung führt einem sicher zum Turm. Auf dem Turm erhält man Ausblicke auf die Stadt Goslar, den Nordrand des Harzes und dem Harzvorland.

Wer einfach mal für ein paar Stunden hinausgehen möchte, ohne dabei  eine Wandertour zu absolvieren, dem sei dieser „Spaziergang“ mit Stempel und Sonderstempel (!!!) wärmstens empfohlen.

Weitere Impressionen


Streckbrief: 15. HWN-Tour – Von Goslar zur Sudmerberger Warte

Karte

Wegbeschaffenheit

  • vorwiegend befestigte Feld- und Waldwege

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln

  • Bahn: Regionalzüge fahren nach Oker
  • Bus: Vom Bahnhof Oker fährt die Buslinie 802 nach „Ginsterbusch Hochhaus”, von dort etwa 100 Meter bis zum Einstieg des Sudmerberges

Einkehrmöglichkeiten

  • In Goslar gibt es einige Einkehrmöglichkeiten

Aufgesuchte Stempelstelle

Nr. 108 – Sudmerberger Warte (+ Sonderstempel)


Quellen und lesenswerte Links

Mehr über die Sudmerberger Warte erfährst du hier:

Die Links wurden zuletzt am 21.02.2022 aufgerufen


Schon ein Spaziergang im Nebel gemacht? Oder sogar eine Wanderung? Wo war das?

Hinterlasse hier ein Kommentar oder schreibe mir eine E-Mail.

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.

Consent Management Platform von Real Cookie Banner