19. HWN-Tour: Wanderung bei Ballenstedt
„Die Sehnsucht ist die Krankheit, die das Reisen gesund macht.“
© Billy – eigentlich Walter Fürst – (*1932), Schweizer Aphoristiker
Fast vier Monate sind vergangen, als ich das letzte mal mit B. im Harz war. Vier Monate!!! Oh mein Gott, wie habe ich das überlebt?! Eine für mich verdammt lange Zeit. Natürlich war in diesen vier Monaten in anderen Gegenden wandern, aber den Harz habe ich doch letztendlich sehr vermisst.
Wir haben uns übers Wochenende wieder zwei Touren ausgesucht – diesmal in der Gegend um Ballenstedt. B. hatte wieder – neben dem Wandern – auch Lust zu Geocaching. Daher überließ ich ihm die ganze Tourenplanung mit Stempelstellen und Geocaches.
Als ich seinen groben Plan vom ersten Tage sehe, wird mir klar, das dieser Tag ein sehr langer Tag wird.
Der Flugplatz Ballenstedt-Harz
Für die erste Tour müssen wir erstmal aus Ballenstedt raus. Mit der Buslinie Nr. 6 fahren wir in Richtung Norden von Ballenstedt. Unser Ausstieg befindet sich am nordöstlichen Rand des Harzes.
Wir steigen bei der Bushaltestelle „Asmusstedt“ aus und erblicken einen Flugplatz, auf dem einige Flugzeuge stehen. Eine eher für uns im Harz ungewöhnlicher Anblick. Ich verbinde jedenfalls mit dem Harz kein Flugzeuge. Eher Wald, Luchs, Brocken und Walpurgisnacht.
Es ist der Verkehrslandeplatz Ballenstedt-Harz in Asmusstedt. Auf ihm verkehren nicht nur Flugzeuge sondern auch Hubschrauber, Segelflugzeuge und sogar Ballons dürfen hier landen.
Aber ein Blick zum Himmel verrät, dass das Wetter zurzeit eher weniger für Ballons und dergleichen geeignet ist. Es ist sehr bewölkt und einige graue Wolken erblicken wir über unseren Köpfen. Hoffentlich bleibt es wenigstens trocken.
B. lotst uns zum ersten Ziel. Keine Stempelstelle, aber für mich als Geologin dennoch ein interessanter Ort: Der Teufelsmauer-Stieg.
Der Weg zum Teufelsmauer-Stieg
Um zu diesem im Jahre 2009 errichteten Wanderweg zu gelangen, müssen wir etwa einen Kilometer in Richtung Südwesten von Asmusstedt gehen.
Kaum lassen wir den Flugplatz hinter uns, geht es leicht bergauf. Auf einen gut erkennbaren Trampelpfad kommen wir an vielen blühenden Obstbäumen vorbei, die parallel zum Weg stehen. Die Luft ist mit einem starken Blütenduft erfüllt.
Hm, aber irgendwie sehen die Blüten von einigen Obstbäumen seltsam aus. Nicht das, was ich bisher von einheimischen Obstbäumen kenne, denn einige Bäuem haben gefüllte Blüten. Gefüllt?!
Es sind die Blüten der gefülltblühenden Vogel-Kirsche (Prunus avium „plena“). Es ist eine Zuchtform der Vogel-Kirsche (Prunus avium). Die Zusatzbezeichnung beim Artnamen „Plena“ verrät, das diese Sorte der Vogelkirsche keine Früchte tragen wird. Diese Bäume dienen nur zur Zier. Es ist daher nicht verwunderlich, das diese Bäume gerne als Alleen- oder Parkbaum angepflanzt werden.
Ich frage mich allerdings, wie sinnvoll sowas hier ist. Ist nicht ein normaler Kirschbaum da besser? Immerhin könnte er dann eine Nahrungsquelle für verschiedene Tiere sein. Hm…
Wir gehen folgen weiter der Anhöhe, die uns letztendlich zu einem kleinen Waldabschnitt fürht, wo wir am sogenannten „Felsenkeller“ vorbeigehen. Der „Felsenkeller“ ist ein Höhleneingang, der sich auf der linken Seite des Wegs zum Teufelsstieg befindet. Gut zu erkennen ist seine Mauer und eine Stahltür, die den Eingang zum Felsenkeller verschließt.
Man sagt, das einst in DDR-Zeiten hier Champignons gezüchtet wurden. Andere Quellen sagen, das der „Felsenkeller“ ein Bierkeller für eine beliebte Gaststätte war. Wer weiß, für was er alles noch verwendet wurde. Einige Graffti-Sprayer hatten jedenfalls auch ihren Spaß.
Den heutigen Zweck kann ich nur vermuten. Das Loch oberhalb der Stahltür könnte ein Flugloch für Fledermäuse sein. Sicher bin ich mir aber nicht.
Am Teufelsmauer-Stieg
Wir gehen weiter. Nur wenige Meter vom „Felsenkeller“ entfernt, stehen wir plötzlich auf einem gepflasterten Weg. Dieser führt uns direkt zum Eingang des Teufelsmauer-Stieges. Auf dem Weg dorthin sehen wir einige Ausläufer der Teufelsmauer.
Der Teufelsmauer-Stieg wurde 2009 eröffnet und verläuft von Ballenstedt nach Blankenburg. Dieser noch recht neue Wanderweg am Harz verbindet auf etwa 35 Kilometern alle geologischen Besonderheiten, die man bei der Teufelsmauer beobachten kann.
Ein Schild zeigt hier den offiziellen Einstieg des Teufelsmauer-Stieges an, den wir nun betreten. Eine Treppe führt uns auf eine Anhöhe mit einer blühenden Streuobstwiese. Dahinter stehen wir dann vor der eigentlichen Teufelsmauer.
Doch was ist die Teufelsmauer eigentlich?
Die Teufelsmauer ist der nördlichste Teil der Aufrichtzone am Nordrand des Harzes. Sie besteht aus Sandstein mit stets wechselnden Schichtfolgen unterschiedlicher Härte. Entstanden ist diese Felsformation vor ungefähr 80 Millionen Jahren (Obere Kreidezeit), als die Harzscholle durch tektonische Prozesse nach oben gehoben wurden. Dabei presste der Druck des aufsteigenden Harzgebirges die angrenzenden Erdschichten stark zusammen. Dadurch entstand ein Höhenzug, dem dann abschließend durch Verwitterungsprozesse und eiszeitliche Gletschern sein heutiges Bild verliehen wurde.
Wir befinden uns hier am östlichsten Teil der Teufelsmauer – genauergesagt beim „Großen Gegenstein“ und „Kleinen Gegenstein“, wobei nur der „Große Gegenstein“ auch bestiegen werden kann.
Auf dem Großen Gegenstein
Eine in Fels gehauene Treppe führt uns nach oben zum Gipfel des „Großen Gegensteines“, wo uns ein Gipfelkreuz „begrüßt“.
Dieses wurde 1863 im Auftrag des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau (1794-1871) errichtet. Das Originalkreuz von damals steht aber nicht mehr hier, sondern es wurde 1993 erneuert.
Hier oben am Gipfelkreuz erhalten wir – soweit das Wetter zulässt – einen wunderbaren Blick auf den Harz und sein Vorland. Ein Blick nach Westen lässt weitere Höhenzüge der Teufelsmauer erkennen. Im Norden sehen wir das Harzvorland und den Flugplatz Ballenstedt-Harz, der unser Startpunkt dieser Tour war.
Es gibt unglaublich viel von der typischen Harz-Landschaft zu sehen. Einfach wow!
Ich kann gar nicht mehr aufhören, weitere Fotos zu schießen.
Der Sandstein der Teufelsmauer
Ich nehme nochmals den Sandstein der Teufelsmauer unter die Lupe. Es ist nicht das erste Mal, das ich der Teufelsmauer so nah sein kann. Bereits bei einer meiner ersten HWN-Wanderungen konnte ich einen Abschnitt der Teufelsmauer genau erkunden.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, das die Teufelsmauer komplett aus dem gleichen Material besteht, doch der Geologie macht hier deutliche Unterschiede. Die einzelnen Segmente der Teufelsmauer sind nicht alle gleich alt und auch Sandstein ist nicht gleich Sandstein. Die Gegensteine bestehen z.B. aus einem verkieselten Sandstein, der Involutus-Sandstein (Beispiel s. u.) genannt wird.
Mit „Involutus“ ist eine Muschel mit dem Namen „Inoceramus involutus“ gemeint. Inoceramen sind eine ausgestorbenene Muschelfamilie, die vor allem in der Oberkreidezeit weit verbreitet waren. Einige Arten sind sogar auch als Leitfossilien definiert.
Langsam wird es uns hier oben zu windig. Wir steigen die steile Treppen wieder hinunter und gehen auf einem kleinen Pfad am „Kleinen Gegenstein“ vorbei. Der Pfad auf dem Bergkamm führt uns letztendlich zu ein
Kleiner Ausflug zum Märchenbecher-Wald
Am Fuße des Bergkamms angelangt, finden wir nochmals ein Schild mit einer einfachen Karte der Gegensteine vor. Wir können jetzt einen breiteren Weg nach Süden in Richtung Ballenstedt folgen, doch B. möchte zuerst einen anderen Weg nehmen.
Ein kleiner Pfad führt zu einem kleinen besonderen Waldstück: der „Zehling“. Dieser Wald beinhaltet einer der wichtigsten Märzenbecherpopulationen in Sachsen-Anhalt beinhaltet. Er wird daher auch als „Märzenbecher-Aue“ bezeichnet, da hier unglaublich viele von diesen Frühlingsblühern wachsen und gedeihen.
Davon können wir uns auch selbst überzeugen, denn kaum haben wir das kleine Waldstück erreicht, beobachten wir, das nahezu der ganze Waldboden von den Blättern des Märzensbecher bedeckt ist. Leider ist die Blütezeit der Märzenbecher ist schon vorbei, so müssen wir auf eine weiße Blütentracht verzichten.
Das es sich hier um ein Naturschutzgebiet handelt, dürfen wir hier den Weg nicht verlassen, aber da die Märzenbecher bis zum Wegesrand hin gewachsen sind, ist es dennoch möglich nähere Beobachtungen von diesen Frühlingsblühern machen. Die ersten Samenkampseln findet man bereits hier vor.
B. und ich sind von dem satten Grün, der den Waldboden bedeckt, geplättet. Blick man stattdessen aber hinauf zu den Baumkronen, kommt die Ernüchterung. Die Bäume sind so kahl wie zur Winterzeit. Hier scheint also der Frühling erst auf dem Boden anzufangen.
Blühende Entdeckungen im Zehling
Wir blicken immer wieder links und rechts von uns auf dem Boden. Überall machen wir verschiedene blühende Pflanzen in unterschiedlichen Farben aus. Drei solcher Entdeckungen möchte ich mal hier kurz vorstellen:
Die erste Entdeckung ist eine Pflanze, die allein durch ihr besonderes Farbenspiel ihrer Blüten auffällt. Es ist die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus).
Die rotviolette-blaue Farbe ihrer Blüten fallen einem sofort auf, die beim Verblühen sogar einen weiteren Farbwechsel ins Blau bis Türkis haben können.
Die Frühlings-Platterbse wächst vor allem in Laubwäldern, seltener in Nadelmischwäldern. Sie kommt besonders auf frischen, nährstoffreichen, eher kalkhaltigen lockeren Ton- und Lehmböden vor. Sie ist ein typischer Mullboden- und Kalkzeiger.
Weniger auffällig von der Farbe her, aber mindestens genauso schön ist das Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana).
Das Wald-Veilchen bevorzugt, wie die Frühlings-Platterbse, kalkhaltige Böden. Dort wächst sie dann gerne an halbschattigen Orten. Diese Veilchenart duftet allerdings nicht wie vermutet. Das Duftveilchen (Viola odorata) ist der Vetreter, der den typischen Veilchenduft besitzt.
Meine dritte blühende Entdeckung ist eine Pflanze, die zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) zugeordnet wird.
Der hier etwas verblühte Hohler Lerchensporn (Corydalis cava) ist eine giftige Pflanze, wobei seine Rhizomknolle sehr stark giftig ist. Die Knolle ist auch der Namensgeber, weil diese im Inneren hohl ist und auch der Artname „cava“ lässt sich vom lateinischen Wort „cavus“ für „hohl“ ableiten.
Neben den drei vorgestellten Frühlingsblühern, gibt es natürlich noch viel mehr an Pflanzen hier im Zehling zu entdecken. Und nicht nur zum Frühjahr.
Doch das ist nicht das Ziel unserer heutigen Tour. Zudem endet der Waldpfad mit dem Namen „Märzenbecher Aue“, bereits nach 300 Metern an einem kleinen umzäunten Platz. Hier kann man sich nochmals im Wald umschauen, bevor man auf dem gleichen Weg wieder zurückgehen muss.
Damit endet auch der kleine Botanik-Ausflug im Zehling Wäldchen, da wo er begonnen hat.
Nun geht es weiter auf unseren Weg in Richtung Süden – zurück nach Ballenstedt. Denn jetzt fängt unsere eigentliche HWN-Tour an.
Der Weg durch Ballenstedt
Unser Weg führt uns direkt zur B185. Hier befinden wir uns am Stadtrand von Ballenstedt. Hier stehen wir direkt beim „Gelbes Haus“, ein ehemaliges Zollhaus, das die einstige Zollgrenze zwischen dem Fürstentum Anhalt-Bernburg und dem Königreich Preußen markierte.
An der rechten Seite der Straße gehen wir ins Richtung Westen entlang. Auf der Anderen Seite kommen wir an einem kleinen Waldabschnitt vorbei.
Waren da nicht Rehe? Tatsächlich.
Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir einige Rehe (Capreolus capreolus). Oder ist es Damwild (Dama dama)? Hm, ich bin mir nicht sicher. Die Tiere sind zwar nah genug um sie als Wild zu erkennen, aber dennoch nicht nah genug um sie eindeutig bestimmen zu können.
Neugierig blickt die kleine Herde zu uns herüber. Nanu, kein hastiges Wegrennen? Kein Aufschrecken bei unseren Anblick?
B. und ich sind überrascht. Denn bisher sind wir es gewohnt, das Rehe bei unserem Anblick verschreckt mit großen Sprüngen das Weite suchen. Hier ist es anders. Die Tiere scheinen recht entspannt zu sein. So, als seien sie die Begegnung mit Menschen gewöhnt.
Wir gehen weiter. Wir wundern aber freuen uns auch über so eine Begegnung. Nicht oft können wir Waldtiere so nah beobachten, ohne dass sich die Tiere dabei gestört fühlen.
An der Hauptstraße weiter entlang, die uns einmal von Westen nach Osten quer durch die Stadt Ballenstedt führt, geht es an einer Kirche mit ungewöhnlicher Architektur vorbei. Es ist die der heiligen Elisabeth von Thüringen geweihte St. Elisabeth Kirche. Diese Kirche wurde von 1931 – 1933 im Stil des Bauhauses erbaut.
Ein weiteres Kuriosum, das wir bei unserer Tour hier durch Ballenstedt verzeichnen können.
Endlich – die erste Stempelstelle!
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir immer nur geradeaus gehen mussten, entdecken wir endlich ein Schild, das zum Waldsportplatz Stahlsberg hinweist. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Stempelstelle mit der Nr. 199.
Am Fuße des Stahlberges angekommen, folgen wir einen kleinen Pfad, der uns direkt zum Gipfel führt. Es geht durch einen kleinen Kiefernwald hindurch und dann stehen wir schon vor der Stempelstelle: Der Bismarckturm.
Der Bismarckturm wurde aus Kalkstein und Harzer Granit errichtet. Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs fand die Grundsteinlegung statt, der weitere Bau wurde aber durch den Krieg unterbrochen. Erst von 1930 bis 1931 wurde der Turm in einer schlichteren Form als ursprünglich geplant fertiggestellt.
Der Bismarckturm ist genau 14,67 m hoch. Eine Innentreppe mit 57 Stufen führt auf eine Aussichtsplattform, die auf etwa 280 m ü. NHN liegt.
Ich gehe die Treppe hinauf zur Aussichtsplattform. Von hier aus kann man auf das Harzvorland und nach Ballenstedt und Opperode blicken. B. bleibt unten bei der Stempelstelle und wartet.
(Geologische) Historie beim „Alten Kohlenschacht“
Vom Turm hinuntergestiegen, setzten wir unseren Weg in Richtung Süden fort. Die nächste Stempelstelle ist nur knapp etwas über einen Kilometer entfernt ist.
Den Stempelkasten finden wir neben einer Dennert-Tanne vor. Wir stehen hier an einem Waldrand und gefühlt sind wir weit weg von Ballenstedt, aber eigentlich befinden wir uns hier nur oberhalb des Ballenstedter Ortsteils Opperode.
Opperode kann eine Kohle-Bergbaugeschichte vorweisen, die man zweifelsfrei bis ins Jahre 1557 zurückverfolgen kann. Doch woher stammt eigentlich die Kohle?
Dafür müssen wir viele Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen. Das Gebiet hier wird im geologischen Sinne als Meisdorfer Becken bezeichnet. Es ist ein etwa 12 km langes aber nur bis maximal 2 km breites Becken. Es zeigt eine grabenartige Struktur auf und ist durch die Harznordrandstörung im Norden und durch den Harz im Süden begrenzt.
In diesem Becken wurden bis zu 300 m mächtige Sedimente aus der Zeit des Unterperm (Rotliegend) abgelagert. Diese Ablagerung erfolgte in zwei zyklischen Abfolgen.
Mit der Ablagerung von groben Konglomerate mit großen Quarzgeröllen beginnt der erste Zyklus. Diese Gesteine bildeten eine Senke, wo sich darauf anschließend ein Moor entwickelte. Das daraus entwickelte organische Material bildete später die Steinkohle. Über diese Kohle lagerte sich feinkörnige Sand- und Tonsteine ab.
Der zweite zyklische Abfolge war kohlefrei und bestand aus Konglomeraten, Schluff- und Sandsteinen. Auch vulkanische Aktivität während der Rotliegend-Zeit ist in Form von abgelagerten Tuffen nachgewiesen.
Mit viel geologischem und historischen Wissen gefüllt – dank einem Informationsschild und Dennert-Tanne – setzen wir unseren Weg weiter Süden fort. Es geht jetzt etwas bergauf, aber der anstrengende Weg soll uns schließlich mit der nächsten Stempelstelle belohnen; und die heißt immerhin „Selkesicht“. Ich werde mein geliebtes Selketal wiedersehen.
Ich freu mich!!!
Bäume, Pilger, Burgen
Wir gehen die nächsten Kilometer auf einen Waldweg durch einen Mischwald. Wir kommen an imposanten Rotbuchen (Fagus sylvatica) und anderen Laubbäumen vorbei.
Kleine Symbolschilder an Bäumen zeigen uns, auf welchem Pfad wir uns gerade befinden. Neben einen regionalen Wanderweg, ist dies auch ein Abschnitt des Selketal-Stiegs und dazu noch ein Pilgerweg des St. Jakobus. Wie auch der wohl berühmteste Pilgerpfad „Santiago de Compostela“ ist das Symbol des St. Jakobus Pilgerweges auch eine stilistisch angedeutete Jakobsmuschel.
Kurz vor der letzten Stempelstelle kommen wir an der „Ackeburg“ vorbei. Von dieser hochmittelalterlichen Burg ist allerdings so gut wie gar nichts mehr zu sehen. Denn bereits Anfang des 15. Jahrhunderts wurde sie wieder aufgegeben. Erhalten sind nur noch der Querwall und Halsgraben.
Die Selkesicht
Wir sind da. Die Selkesicht! Ich strahle übers ganze Gesicht. Seit meiner Wanderung durch das Selketal bin ich ein Fan von diesem Gebiet geworden.
B. und ich schwelgen in Erinnerungen an unsere Selketal-Wanderung. Achja, war die sooo schööön. Der Wanderweg, den wir damals gegangen sind, können wir von hier oben sehr gut erblicken.
Es steht bereits auf meiner Bucket-Liste, das ich eines Tages mal den kompletten Selketal-Stieg wandere – aber erst wenn ich Harzer Wanderkaiser geworden bin. Das dauert aber noch eine Weile, bis ich alle 222 Stempel habe.
Zurück nach Ballenstedt
Mit dem Stempel „Selkesicht“ haben wir heute alle Stempel erreicht, die wir erreichen wollten. Jetzt heißt es zurück nach Ballenstedt.
Wir nehmen aber nicht den gleichen Weg, der uns hierher führte. B. hat eine andere Route geplant. Wir nur ein Stück zurück bis wir zu einer Kreuzung mit Schutzhütte namens „Zur Selkesicht“ kommen, dort biegen wir dann nach links ab.
Wir gehen einen Wanderweg mit dem Namen Meisdorfer Trift entlang bis wir in den Gatterweg einbiegen. Interessant ist hier der Baumbewuchs, weil auf der linken Seiten dunkelgrüne Nadelbäume und auf der rechten Seite hellgrüne Birken stehen. Ein interessantes Kontrastbild.
Der Gatterweg führt uns zu einer Kreuzung, wo wir wieder nach links abbiegen. Hier gehen wir dann auf dem Teichgrund. Der Teichgrund ist ein Wanderpfad, der entlang an dem Fluss „Garnwinde“ führt. Wir folgen dem Fluss flussabwärts und erreichen so ein von Wald umgebendes Naturbad: Der Kunstteich Ballenstedt.
Der Kunstteich diente einst zur Wasserversorgung eines Steinkohlebergwerks, das in der Nähe lag. Heutzutage wird er zur Erholung genutzt. Man darf hier Baden, Tauchen und sogar Angeln.
Weiter geht es den Teichgrund bergabwärts. Ballenstedt ist jetzt nur noch wenige Meter entfernt. Unsere Wanderung endet letztendlich damit, als wir uns wieder mitten in Ballenstedt befinden.
Vor uns steht der Unterturm, ein Wachturm der ehemaligen Stadtmauer von Ballenstedt. Hier an diesem Punkt ist unsere Wandertour zu Ende.
Es dämmert langsam.
Zeit für uns ins Hotel zu gehen.
Mein Fazit
Eine gemütliche Runde, die auch für Anfänger geeignet ist. Wem die Tour zu lang ist, kann diese auch in zwei Touren aufteilen.
Steckbrief: 19. HWN-Tour – Wanderung bei Ballenstedt
Karte
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmittel
- Bus: Von Aschersleben und Quedlinburg fahren Busse nach Ballenstedt; Ballenstedt: Buslinie Nr. 6 (Richtung Bahnhof-Quedlinburg) fährt zur Haltestelle „Asmusstedt“
Einkehrmöglichkeiten
-
Innerhalb von Ballenstedt gibt es eine Menge Möglichkeiten einzukehren
Aufgesuchte Stempelstellen
Quellen und lesenswerte Links
Hier findest du einiges an interessanten Informationen zusätzlich zu meiner Tour:
- Homepage der Stadt Ballenstedt – die Wiege Anhalts
- Informationen über den Teufelsmauer-Stieg
- Geologie der Teufelsmauer
- Lithostratigraphisches Lexikon – Halberstadt-Formation (u.a. mit Involutus- Sandstein)
- Informationsschild bei der Stempelstelle Nr. 180 „Alter Kohlenschacht“ (pdf-Datei)
- Informationsschild bei den Gegensteinen (pdf-Datei)
- Kurzer Eintrag zur „Ackeburg“
- Pilgerweg St. Jakobus – Station Ballenstedt
- Homepage zum Selketal-Stieg
Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.