Die Stadt der sieben Seen und Wälder
„Schwerin macht Glücklich“
Werbeslogan der Stadt Schwerin
Ich wohne jetzt seit knapp einem Jahr hier und hatte damit genügend Zeit, die „wilden Seiten” der Stadt Schwerin zu entdecken.
Da Schwerin in einer waldreichen Seenlandschaft liegt, befindet sich die Natur quasi vor der Haustür. Doch wo kommt diese Seenlandschaft her? Ein Blick in die Erdgeschichte verrät, wie es zum heutigen Bild von Schwerin kam.
Die Geologie von Schwerin
Die Stadt Schwerin liegt in einer Jungmoränenlandschaft. Das ist ein Gebiet, wo Gletscher der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren die Landschaft geprägt und gestaltet haben. Typisch für eine Jungmoränenlandschaft ist das wellige bis kuppige Bodenrelief, die man hier überall um Schwerin entdecken kann.
Diese unebene Landschaftsform kann man auch innerhalb der Stadt Schwerin beobachten, denn sie wurde nicht auf ebenem Boden gebaut. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt bemerkt man schnell, dass es entweder leicht nach oben oder nach unten geht, aber es nie stetig eben ist.
Auch mit Wasser gefüllte Hohlformen („Toteislöcher”) sind ebenfalls Zeugen der letzten Eiszeit. Sie sind in Form der zahlreichen Seen in Schwerin und im Umland zu beobachten.
Die Schweriner Seen
Schwerin ohne Seen?! Das geht nicht!
Zu der Stadt Schwerin zählt man insgesamt 11 Seen. Diese 11 Seen sind teils durch den Rückgang des Eises aus ehemaligen Schmelzwasserrinnen der Eiszeit-Gletscher hervorgegangen, die sich dann dauerhaft mit Wasser füllten.
Der Schweriner See ist der größte und auch bekannteste See unter den Schweriner Seen. Auch das Schweriner Schloss steht auf einer künstlich angelegten Insel im Schweriner See.
Mein Tipp
Die Seen sind wahre Naturparadiese. Hier lassen sich u. a. viele verschiedene Vögel wie Seeadler, Eisvögel und Wintergäste wie Schellenten beobachten
Der Burggarten
Der Burggarten ist ein kleines Inselparadies, das an drei Seiten um das Schweriner Schloss angelegt worden ist. Wie zum Schweriner Schloss, gelangt man zum Burggarten nur über die südlich oder westlich gelegene Brücke.
Der Burggarten wurde im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegt. Das heißt, hier wird auf exakt geometrische Formen verzichtet und stattdessen einen möglichst “natürlich” aussehende Landschaft wiedergegeben. Dies zeigt sich auch an den Höhenunterschieden der Wege innerhalb des Gartens.
Ein Spaziergang durch den Burggarten kann auch eine kleine Botanik-Lehrstunde sein. Alte Bäume säumen die Wege durch den Garten und kleine Metallschilder helfen bei deren Identifizierung. Diese zeigen jeweils den deutschen, wissenschaftlichen und englischen Namen des Baumes an.
Neben einheimischen Bäumen sind auch einige Exoten auszumachen. Einer meiner Lieblingsbäume, der Gingko (Gingko biloba), ist auch dabei.
Neben den vielen Pflanzen und Bäumen kann man auch einheimische Wasservögel am Ufer des Burggartens beobachten.
Höckerschwäne (Cygnus olor), Stockenten (Anas platyrhynchos) und Haubentaucher (Podiceps cristatus) sind nur drei von vielen Vogelarten, die sich am Ufer des Burggartens tummeln. Dank der Nähe zur Ostsee gehören auch Möwen wie z. B. die Silbermöwe (Larus argentatus) zu den täglichen Gästen in Schwerin.
Ein anderes Tier, das ebenfalls fliegen kann und hier sein Zuhause gefunden hat, ist die Fledermaus (Unterordnung: Microchiroptera). Da Fledermäuse eher nacht- oder dämmerungsaktive Tiere sind, wird man sie eher selten am Tag im Burggarten beobachten können. Doch ihr Schlaflager und Winterquartier stehen für jedermann offen: die Grotte.
Die Grotte ist ein Bauwerk, das sich unterhalb des Schweriner Schlosses, am Ufer des Schweriner Sees befindet. Sie wurde aus Granit-Findlingen zusammengefügt, die aus der Gegend um Raben-Steinfeld stammen.
Mein Tipp
Ein Spaziergang um den Burgsee. Er liegt zentral und man bekommt einige Highlights der Stadt zu Gesicht u. a. das Schweriner Schloss.
Der Schlossgarten
Ein Gegensatz zum Burggarten ist der vom Schloss südlich gelegene Schlossgarten.
Die geometrischen Formen und der künstlich angelegte Kreuzkanal stehen hier im krassen Gegensatz zu den naturbelassenen Schilfgürteln, Röhricht- und Weidengebüsch-Zonen. Doch diese Kombination aus beiden Gegensätzen bildet einen ungewöhnlichen Lebensraum für zahlreiche einheimische Wasservögel.
Mit etwas Glück kann man den scheuen Graureiher (Ardea cinerea) bei der Jagd beobachten. Oft steht er am Ufer des Kreuzkanals und lauert auf Fischen. Vor allem am Abend kann man die Vögel bei der Jagd gut beobachten.
Mein Tipp
Am späten Nachmittag oder am frühen Abend lassen sich Tiere, vor allem Wasservögel, gut im Schlossgarten beobachten.
Der Alte Friedhof
„Friedhöfe sind reine gruselige Orte!”
Wer das behauptet, war noch nicht auf dem Alten Friedhof in Schwerin. Es ist eine historische Friedhofsanlage, die eher an einen Park als an einen Friedhof erinnert und daher überhaupt nicht gruselig ist.
Als ich das erste Mal diesen Friedhof betrat, dachte ich mir: „Das ist hier ja grün wie in einem Dschungel!”
Wegweiser an den Hauptwegen erleichtern die Orientierung innerhalb des Friedhofsgeländes, da die Anlage auf den ersten Blick etwas chaotisch wirkt. Ich habe mich sogar beim ersten Besuch hier verlaufen.
Doch was für den Menschen vielleicht chaotisch erscheint, ist ideal für Tiere und Pflanzen. Hier ist vieles verwachsen und viele alte Bäume bieten Schutz und Unterkunft für Tiere. Da sich hier allgemein wenig Menschen aufhalten, kann man in Ruhe Tiere beobachten. Ein Fuchs (Vulpes vulpes) oder Reh (Capreolus capreolus) zu erblicken, ist durchaus keine Seltenheit.
Mein Tipp
Bringe bei deinem Besuch Nüsse mit. Die Eichhörnchen werden es dir danken.
Der Kaninchenwerder
Der Kaninchenwerder ist eine nur 0,37 km² große Naturerlebnis-Insel im südlichen Schweriner Innensee. Entstanden ist sie, wie auch der Schweriner See, in der letzten Eiszeit.
Der Name beruht auf dem Versuch, Kaninchen auf der Insel auszusetzen und dadurch einheimisch werden zu lassen. Dieses Vorhaben scheiterte, jedoch blieb der Name „Kaninchen”. Unter „Werder” versteht man eine Erhebung oder Insel.
Statt der Kaninchen sind Tiere wie Wildschwein (Sus scrofa), Reh (Capreolus capreolus) und Seeadler (Haliaeetus albicilla) auf dem Kaninchenwerder heimisch. Auch viele seltene Pflanzen sind auf dem Kaninchenwerder entdeckt worden. Einige Arten stehen sogar auf der Roten Liste.
Mit der Personenfähre Weiße Flotte kann man den Kaninchenwerder erreichen. Diese Fähren legen im kleinen Hafenbereich im Süden der Insel an. Auch mit privaten Booten kann man dort anlegen. Eine Gaststätte mit Bäckerei lädt den Gast zum Verweilen ein. In der Nähe des Hafenbereiches steht ein Aussichtsturmes, von dessen Aussichtsplattform man einen schönen Blick auf die Insel hat.
Wer die Natur der Insel kennenlernen möchte, sollte den Naturerlebnispfad mit seinem 19. Stationen entlanggehen. Kaum ist man auf der Insel außerhalb des Hafenbereiches, ist es bereits viel ruhiger. Man ist dann mitten in der Natur.
Mein Tipp
Beim jährlichen Schweriner Insel- und Strandfest kostet die Überfahrt (Hin- und Rückfahrt) zum Kaninchenwerder insgesamt nur 1,- Euro (Stand 2018)
Das Siebendörfer Moor
Das „Siebendörfer Moor” ist ein Naturschutzgebiet, das im Südwesten von Schwerin liegt. Der Name stammt von den sieben Niederungen, die an das Moor angrenzen.
Das Siebendörfer Moor war ursprünglich ein Grundmoränensee, der sich dann mit der Zeit mit organischem Material füllte.
Einen Bericht über meine Fahrradtour durch das Moor findest du hier.
Mein Tipp
Mit dem Rad lässt sich dieses Moor am besten erkunden.
Quellen und lesenswerte Links
Hier findest du weiteren interessanten Lesestoff über meine neue Heimatstadt und seine wilden Seiten:
- Homepage der Landeshauptstadt Schwerin
- Naturschutzstation in Schwerin mit interessanten Vorträgen und Workshops
Geologie von Mecklenburg-Vorpommern
Die Links wurden zuletzt am 22.11.22 abgerufen
Warst du schon einmal in Schwerin? Welche wilden Seiten dieser Stadt hast du entdeckt? Kennst du andere „Wilde Städte”?
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