Alles in Butter! – Ein Spaziergang auf dem Butterberg-Erlebnispfad
„Ein Spaziergang in der Natur hilft der Seele atmen.“
(Quelle: Herbstliche Impressionen)
© Karl Miziolek (*1937), österreichischer Hobbypoet
Ein sonniger Tag in Bad Harzburg.
B. und ich werden hier im Umkreis für die nächsten 2 Tage einige Wanderstempel der Harzer Wandernadel einsammeln. Doch heute schalten wir erstmal einen Gang runter.
Keine große Wanderung, keine Wanderstempel, sondern nur ein kleiner Spaziergang.
Doch einfach so spazieren wir nicht. Unser Spaziergang führt uns zum Butterberg, der sich direkt nördlich von Bad Harzburg befindet. Dort wartet ein kleiner aber feiner Erlebnispfad auf uns.
Der Butterberg-Erlebnispfad
Der Kammbereich des Butterberges und sein umliegendes Gebiet wurde bereits 1952 aufgrund seines besonderen Pflanzenbestandes zum Naturschutzgebiet erklärt. Für die Region ist die Kalk-Vegetation ein seltener Anblick und daher etwas Schützenswertes.
Das Naturschutzgebiet ist nur ca. 50 m breit, erstreckt sich aber einer Länge von über 2,3 km. Der Erlebnispfad verläuft hauptsächlich auf dem Kamm des Butterberges. Zudem ist er ein Teil des 23 km langen Ringweg um Bad Harzburg.
Butter?! Berg?! Hä? Wie jetzt?!
Berge haben oft seltsame Namen und der Butterberg gehört definitiv dazu. Doch was hat Butter mit einem Berg zu tun?!
Sein ungewöhnlicher Name stammt vom plattdeutschen Wort „buten“, das „außen“ bedeutet, ab. Als Butterberge werden im allgemeinen Erhebungen genannt, die sich am Rand von bestimmten Orten oder Lokalitäten liegen.
Es gibt daher NICHT DEN EINEN Butterberg in Bad Harzburg, sondern in Deutschland sind einige Butterberge zu finden.
Das folgende Bild zeigt den Butterberg nördlich von Bad Harzburg. Man erkennt deutlich den von Westen nach Osten verlaufenden bewaldeten Bergkamm.
Wie entstand der Bad Harzburger Butterberg?
Da der Butterberg nachweislich nicht aus Butter besteht, kann er folglich nicht aus einer Überproduktion an Butter entstanden sein.
Um über seine Entstehung mehr zu erfahren, gehen wir zuerst zum Einstieg des Erlebnispfades im Nordwesten. Dort steht eine Informationstafel, doch leider ist der Informationsgehalt recht gering.
Wir erfahren hier lediglich, dass der Butterberg aus einem Kalksandstein der Oberkreide (vor 83,5 – 85,8 Mio. Jahre entstanden) aufgebaut ist. Doch allein diese Information reicht nicht aus, um seine Entstehung zu erklären. Wir haben jetzt nur das Gestein und den Zeitraum, aber was ist da genau passiert? Und wie entstand nun der Butterberg?
Wir machen jetzt nun einen weiteren Sprung in die Vergangenheit vor 90 Millionen Jahren, um diese Frage zu klären.
Ein Sprung in die Vergangenheit (Geologie-Teil I)
Vor 90 Millionen Jahren gab es den Butterberg noch nicht, aber die Weichen für seine Entstehung wurden hier gestellt.
Wir befinden uns im Zeitabschnitt Turon, auch „Mittelkreide“ genannt. Der ehemalige Riesenkontinent Gondwana zerfällt in die Kontinente, die langsam die Umrisse bekommen, die wir auch heute noch kennen und der Südatlantik beginnt sich zu öffnen.
Die Tethys (das „Urmeer“ im Zeitraum der Trias) öffnete sich nach Westen und durch den stetigen Meeresspiegelanstieg entstand eine Meeresverbindung zwischen der Nordsee und der Tethys. Hier wurden bis zu ca. 1500 m mächtige Kreidesedimente abgelagert.
Nach dem Turon erfolgte der Zeitabschnitt Coniac (vor 89,7–86,3 Millionen Jahren), der von einem weiteren Meeresspiegelanstieg („Transgression“) geprägt war. So wurden an den Küstengebieten Sandsteine und am Harznordrand „Plänerkalke“ abgelagert. Plänerkalke sind sehr fossilreiche Kalke. Sie enthalten in großen Mengen Überreste von Muscheln (Bsp.: „Inoceramen“), Brachiopoden, Seeigel und Ammoniten.
Über den Plänerkalken folgen Ablagerungen von weichen Mergelgesteinen („Emscher-Mergel“), die jedoch heutzutage eher seltener direkt an der Erdoberfläche anzutreffen sind. Auf den Mergel erfolgte dann die Ablagerung von Kalksandsteinen, aus denen der Butterberg hauptsächlich aufgebaut ist. Die Ablagerung dieser Sedimente erfolgte durch den letzten Vorstoßes des Kreidemeeres von Norden nach Süden in Richtung des heutigen Harzes.
Diese Kalksandsteine gehören der Sudmerberg-Formation an. Ein Gesteinsformation, die ich bereits bei meiner 10. HWN-Tour kennengelernt habe. Sie sind ehemalige fossilreiche Meeressande mit Geröllen und können auch Phosphorite und Eisenstein-Konglomeraten enhalten.
Doch ist jetzt der Butterberg, wie wir ihn heute sehen, nun entstanden?
Nein, denn dazu fehlt es noch an einem geologischen Ereignis.
Einmal nach oben, bitte! (Geologie-Teil II)
Nach der Ablagerung der Butterberg-Gesteine, fanden vor 80 Millionen Jahren am Harznordrand Hebungsvorgänge statt, wodurch eine große tektonische Bruchlinie – die Harznordrand-Störung – entstand. Auch Bad Harzburg liegt auf dieser Störungslinie. Hier steigen zahlreiche Heilquellen bei der Harznordrand-Störung empor, die der Stadt Bad Harzburg heute den Titel eines anerkannten Sole-Heilbades einbrachte.
Durch die Aufschiebung des Harzes auf sein Vorland sind die Gesteinsschichten aus ihrer ursprünglich horizontalen Lage in eine senkrechte Lage gestellt worden. Dadurch treten entlang des Harzrandes die Schichtenfolge des Trias, Jura und Unter und Oberkreide an der Erdoberfläche auf.
Letztendlich wirken heutzutage Verwitterungsprozesse auf dem Butterberg ein und geben ihm seine jetzige Erscheinungsform.
Aufgrund seiner besonderen geologischen Entstehungsgeschichte gehört der Butterberg in Bad Harzburg seit 2002 zum Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen; ein UNESCO Global Geopark, der in den Ländern Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt.
Meine geologische Entdeckungen
Auf unserem Spaziergang über dem Kammweg des Butterberges findet man allerhand aufgeschlossenes Gestein.
Hauptsächlich findet man die bereits beschriebenen Kalksandsteine vor. In Naturschutzgebieten sollte man nichts abbrechen, herausreißen oder gar mitnehmen. Das gilt nicht nur für Pflanzen und Tiere, sondern auch für das Gestein. Mein Geologenhammer hat hier folglich nichts zu suchen.
Aber ein Hammer zum Abschlagen habe ich eh nie dabei und zudem liegen hier genügend lose Gesteinsbrocken herum, die ich mir auch in Ruhe betrachten kann.
Der Kalksandstein besteht aus drei Elementen: Sand, Kalk und Wasser. Durch Ablagerungsprozesse verfestigten sich diese drei Komponenten miteinander und es entstand ein witterungsbeständiges Gestein. Er besitzt auch eine hohe Druckfestigkeit, wodurch er besonders belastbar und unempfindlich gegenüber äußeren Einflüssen ist.
Industriell hergestellter Kalksandstein wird gerne für den Hausbau verwendet, da er ein guter Wärmeleiter ist und eine gute Wärmespeicherfähigkeit aufweist.
Der Butterberg heute
Neben der interessanten geologischen Geschichte des Butterberges ist er in der heutigen Zeit auch eine biologische Besonderheit.
Die hochgestellten Gesteine teilen den Butterberg in eine Nord- und Südhälfte. Auf dem Nordhang ist ein krautreicher Kalk-Buchenwald auf Mullböden vorzufinden, während der Südhang ein Kalk-Buchenwald mit höherem Grasanteil ist.
Hier gibt es viel an Natur zu entdecken; vor allem für Blumenfreunde wird das Herz höher schlagen.
Im Frühjahr blühen im Butterberg-Naturschutzgebiet Leberblümchen (Hepatica nobilis), Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides). Im mittleren Bereich des Butterberggebietes kann man Bärlauch (Allium ursinum), den Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) und die Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) finden.
Unsere blühende Entdeckungen auf dem Butterberg
Zwar ist der Frühling bereits vorbei, doch auch im Frühsommer kann man auf dem Butterberg einige blühende Schönheiten entdecken. Hier ist eine klitzekleine Auswahl:
- Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia)
Diese Blume hat durch ihre schneeweiße Krone meine Aufmerksamkeit geweckt. Normalerweise sind die Kronenblätter lilafarben, doch eine weiße Form ist durchaus nichts Ungewöhnliches. Auch als Zierpflanze ist diese Glockenblumeart sehr beliebt, wobei hier noch mehr Farbvarianten als bei der wilden Form auftreten können.
Die Blume ist sehr wärmeliebend und tritt daher eher in lichten Laubwäldern und an deren Abhänge, Wegränder oder in Heiden auf.
Da diese Glockenblume bereits seit dem 17. Jahrhundert als Zierpflanze verwendet wird, haben sich allerlei Trivialnamen entwickelt: u. a. nennt man die Pfirsichblättrige Glockenblume auch „Eierschale“ (Schweiz), „blauer Fingerhut“ (Eifel bei Ulmen), „Klockebeam“ (Siebenbürgen), „Taubenglocken“ (Schlesien) oder „Tschokoladibechercher“ (Siebenbürgen).
- Punktierter Gilbweiderich (Lysimachia punctata)
Der punktierte Gilbweiderich ist eine äußerst dekorative Pflanze im Garten und braucht zudem kaum Pflege. Auch die wildwachsende Form ist – was die Ansprüche auf den Standort angeht – äußerst bescheiden.
Auffällig sind natürlich die leuchtend gelben Blütenblätter, die in der Mitte der Blüte leicht orange gefärbt sind. Hier am Butterberg wächst er sehr zahlreich.
Eine Verwechslung mit dem sehr ähnlichen aussehenden Gewöhnlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) ist dadurch auszuschließen, da nur der Punktierte Gilbweiderich eine Behaarung auf Stängel und Blättern aufweist.
- Klebrige Greiskraut (Senecio viscosus); Synonym: Klebriges Kreuzkraut
Die schönen goldgelben Blütenblätter kann man leider nicht mehr an dieser Pflanze beobachten. Dafür kann man aber bereits erste Samen mit ihren Flughaaren (sog. Pappus) erkennen. Die Samen können ungüstige Jahreszeiten im Boden überdauern. Dank dieser Eigenschaft werden krautige Pflanzenarten – wie das Klebrige Greiskraut – als „Therophyt“ bezeichnet. Eine weitere Eigenschaft des Klebrigen Greiskrauts ist sein unangenehmer Geruch.
Das Klebrige Greiskraut ist zudem eine giftige Pflanze, die den Giftstoff Pyrrolidizin enthält. Dieser Giftstoff kann zu Leberschäden oder zur Bildung von Krebs führen.
Unsere Spaziergangsroute auf dem Butterberg
Das Schönste am Butterberg ist es, das man ihn in 1 – 2 Stunden durchgehen kann und dennoch auf kleinen Raum ganz viel Natur erlebt. Nachahmen unserer Spaziergangs-Route ist durchaus erwünscht!
B. und ich sind der allgemeinen Empfehlung gefolgt und haben beim Sonnenhof im Nordwesten den Einstieg zum Butterberg-Kammweg genommen. Hier folgt man einfach den schmalen Pfad, der leicht verschlungen nach oben zum Kamm des Butterberges führt.
Jetzt im Frühsommer gleicht der Pfad einem Weg durch den Dschungel. Es folgt anfangs nur ein leichter Anstieg. Der Butterberg weist zwar eine Höhe von 325 ü. NHN auf, doch wenn man bedenkt, das man bei bereits 272 m u. NHN startet, ist der Anstieg auf dem Kamm ein leichtes Spiel.
Wir folgten den schmalen Pfad bis wir etwa die Mitte des Kammes erreicht haben. Hier führt ein Weg nach links den Nordhang hinab. Diesen Pfad folgend geht es bergab bis wir eine Kreuzung erreichen. Mit dem Nordhang im Rücken kann man weit in das Harzvorland hineinblicken.
An der Kreuzung biegen wir nach links ab und folgen den Weg, der nahezu parallel zum Kammweg verläuft. Dieser Weg enden bei der Westeröder Straße. Zuletzt braucht man nur noch den Straßenverlauf nach links in Richtung Bad Harzburg zu folgen und schon kommt man am Sonnenhof vorbei, wo wir uns am Anfang unseres Spaziergangs befanden.
Ein Blick auf die Uhr verrät, dass wir gerade mal knapp über 1 Stunde unterwegs waren.
Mit einem dankbaren Lächeln gehen wir zurück zu unserer Unterkunft.
Das war eine schöne Stunde.
Mein Fazit
Nicht nur im Harz, sondern auch im Harzvorland gibt es schöne Wege, die sich lohnen, erkundet zu werden.
Als kleiner Ausflug oder einfach mal zum Spazieren – dazu eignet sich der Butterberg-Erlebnispfad. Mehr sollte man aber auch nicht erwarten.
Steckbrief: Butterberg-Erlebnispfad
Karte
Wegbeschaffenheit
Der Bergkamm ist ein schmaler Naturweg; Weg, der vom Bergkammes wegführt ist ein breiter Feldweg, Parallelweg zum Bergkamm ist asphaltiert
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Bahn
Regionalbahn fährt über Goslar direkt nach Bad Harzburg. Vom Bahnhof bis zum Butterberg sind es ca. 20 Minuten Fußweg.
Anfahrt mit Fahrrad
Vom Bahnhof die Julius-Herzog-Straße in Richtung Osten folgen, bei der nächsten Kreuzung links in die Geißmarstraße abbiegen (K42), Verlauf folgen bis man auf der rechten Seiten einen kleinen Weg findet, der in die Goethestraße führt. Dort ist der Einstieg zum Butterberg-Erlebnispfad.
Fahrradständer zum Abschließen des Fahrrads sind nicht vorhanden.
Einkehrmöglichkeiten
Quellen und lesenswerte Links
Hier findest du weitere Informationen über die Gegend, wo der Butterberg liegt:
- Offizielle Webseite des Geoparks Harz. Braunschweiger Land. Ostfalen
- Offizielle Webseite der UNESCO Global Geoparks
- Heft über naturkundliche-geologische Erlebnispfade am Butterberg (PDF-Datei)
- Webseite über den Ringwanderweg um Bad Harzburg
Kennst du den Butterberg-Erlebnispfad? Kennst du andere Butterberge? Was gibt es dort zu entdecken?
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